Vor allem auf dem ländlichen Gebiet ist es eine große Herausforderung, das medizinische Angebot zu gewährleisten. Der Fachkräftemangel und der demographische Wandel gefährden die flächendeckende Gesundheitsversorgung.
Die Zusammenarbeit zwischen den Kliniken St. Vith und Prüm ist daher unerlässlich, erklärt Michael Wilke, Direktor der Klinik St. Joseph in Prüm:
"In der direkten Umgebung von St. Vith gibt es kein geriatrisches Angebot. Die Klinik in Prüm verfügt über eine Geriatrie. Dafür hat St. Vith eine sehr gute Neurologie, die wir nicht besitzen. Aus diesem Grund liegt es nahe, in diesen Bereichen zusammenzuarbeiten. Am Ende profitiert nur einer: der Patient."
Seit drei Jahrzehnten arbeiten die beiden Kliniken miteinander. Mit dem Interreg-Projekt wird die Zusammenarbeit intensiviert. Unterm Strich sollen bestimmte Fachbereiche beider Kliniken auf den neusten technischen Stand gebracht werden.
Unter anderem soll die Einführung der neusten WLAN-Technologie dafür sorgen, dass große Datenmengen zwischen beiden Kliniken schneller ausgetauscht werden können. Grenzüberschreitende Ferndiagnosen in der Geriatrie, Neurologie oder Psychiatrie sollen so ebenfalls ermöglicht werden.
Ein Großteil der finanziellen Mittel wird in die IT-Sicherheit beider Kliniken fließen. "Das ist sehr wichtig, da Krankenhäuser oft durch Cyberangriffe bedroht werden", erklärt Gaëtan Dumoulin, Direktor der Klinik St. Josef St. Vith.
Die Klinik in St. Vith habe schon mehrmals mit Cyberattacken zu kämpfen gehabt. Alle Angriffe konnten jedoch abgewehrt werden. Für das Projekt der beiden Kliniken stellt die Europäische Union rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Ministerpräsident Oliver Paasch ist zufrieden: "Die Interreg-Mittel beweisen, dass die EU in unsere Grenzregion massiv investiert. In den beiden Territorialverbünden Euregio-Maas-Rhein und Großregion stehen uns insgesamt 300 Millionen Euro auf sechs Jahre verteilt zur Verfügung. Das ist eine bedeutende Summe, die dazu beiträgt, die Lebensqualität in unseren Regionen zu verbessern."
Das belgische Gesundheitssystem und das deutsche Gesundheitssystem sind in vielen Bereichen noch unvereinbar. Das macht die Nutzung und Abrechnung bestimmter Leistungen bis heute sehr kompliziert. Die intensivere Zusammenarbeit beider Kliniken wird also auch neue Herausforderungen bereithalten.
Von den Interreg-Geldern konnten übrigens noch weitere Projekte mit ostbelgischer Beteiligung profitieren. Unter anderem erhält die Dienststelle für Selbstbestimmtes Leben (DSL) rund 500.000 Euro für die Modernisierung der Beschützenden Werkstätten.
Dogan Malicki