Ein Schwimmbad auf dem Trockenen: Seit dem 8. Februar ist das große Becken im Kelmiser Schwimmbad leer. Fliesen hatten sich gelöst. Der Autonomen Gemeinderegie Galmei blieb nichts weiter übrig, als das Bad zu schließen.
"Es wäre jetzt nicht damit getan, einfach neue Fliesen zu verlegen", erklärt der zuständige Schöffe Mirko Braem. "Der Untergrund ist auch nicht in Ordnung. Das hat uns der Gerichtsexperte bestätigt. Das heißt, der Untergrund muss komplett abgetragen werden und vernünftig neu aufgetragen werden, bevor man dann neue Fliesen verlegen kann."
2013 ist das fünf Millionen Euro teure Bad eröffnet worden. Bereits ein Jahr später zählte die Liste der Baumängel 90 Punkte. 70 von ihnen sind bis heute nicht behoben.
Auch Bürgermeister Luc Frank kennt das Galmeibad als Sorgenkind: "Ich kann natürlich nur für die Zeit reden, wo ich hier die Verantwortung trage, zusammen mit Mirko Braem. Das war 2019. Da sind wir damit konfrontiert worden, dass es eine Mängelliste gab von 70 Mängeln, wo wir überrascht waren, dass zwischen 2014 und 2019 fünf Jahre vergangenen sind."
Ein Versuch, sich damals mit dem Bauunternehmen Pellikaan mit Sitz in Zaventem gütlich zu einigen, sei gescheitert. 2020 habe die Gemeinderegie dann Klage eingereicht. Es folgten zahlreiche Untersuchungen von Gerichtsexperten.
Das Bauunternehmen Pellikaan wurde nun erneut aufgefordert, die Mängel zu beheben. "Wenn es das dann nicht macht, dann obliegt es der Gemeinde, sprich der AGR, eine Entscheidung zu treffen", erklärt Luc Frank. "Und da gibt es zwei Optionen: Entweder macht man eine provisorische Lösung in Abwartung des Gerichtsverfahrens. Mit einer Folie zum Beispiel, wie man das auch bei privaten Schwimmbädern kennt. Oder man macht eine definitive Lösung. Und da gibt es auch zwei Optionen: entweder mit Fliesen oder mit einer Inox-Wanne. Da hat man diese Probleme der Fliesen nicht mehr. Aber das bedeutet dann auch Mehrkosten. Und da ist die Frage: Wer trägt die?"
Bis Ende der Woche möchte Anwalt Denis Barth dem Bauunternehmen Zeit für eine Antwort geben. Circa zwölf Parteien seien in das Dossier mit eingebunden. Die Frage der Haftung dürfte sich einige Jahre hinziehen. Dennoch: Das heißt nicht, dass das Bad so lange geschlossen bleiben muss.
"Ich schließe nicht aus, dass Pellikaan mitspielen wird, hier Nachbesserungsarbeiten durchzuführen", sagt Denis Barth. "Die Frage, die sich aber stellen wird: Wer wird die Vorauszahlungen für diese Arbeiten tätigen? Wird Pellikaan das selber finanzieren und sagen, wir werden am Ende sehen, wer was zahlen muss. Oder wird Pellikaan sagen: Nein, das muss die AGR machen und gegebenenfalls im Nachgang des Verfahrens etwas zurückfordern. Das ist eine zentrale Frage in dieser Akte."
Um das Bad schnell wieder zu öffnen, setzt Bürgermeister Luc Frank deshalb auf Hilfe der Deutschsprachigen Gemeinschaft. "Das heißt, auch da müssen wir den Pilgerstab nehmen und nach Eupen zur Regierung der DG ziehen, um zu sehen, wie weit die Bereitschaft hier ist, mit einzusteigen, mitzufinanzieren. Heißt 60 Prozent und dann auch nach welcher Prozedur. In Dringlichkeit oder nicht? Was ich nur sagen kann: Wir werden alles daran setzen, damit man so schnell wie möglich wieder schwimmen kann."
Die neun fest angestellten Mitarbeiter des Galmeibades sollen bis dahin weiter bezahlt werden. Doch der Norden der DG verliert mit dem Kelmiser Bad sein letztes funktionstüchtiges, öffentliches Schwimmbecken. Für die jährlich 38.000 Nutzer, die mehr als 20 Schulen und zehn Vereine gibt es ab sofort nur noch Trockenübungen.
Simonne Doepgen
Neben dem Wetzlarbad, dessen Instandsetzung rund 4 Jahre (!) in Anspruch nehmen wird, nun die Schließung des Galmeibades. Insbesondere für Schulen, Senioren, Schwimmclubs und alle, die sich sportlich betätigen oder fitt halten möchten oder für die es keine Alternative gibt, keine rosigen Zeiten im Norden der DG.
Da bleibt dann nur der Weg nach Aachen oder Monschau oder für Schulklassen der (zeit-) aufwendige Weg nach Bütgenbach.
Die Neubauprojekte in Eupen und Kelmis standen von Anfang an unter keinem günstigen Stern. Eine Aufarbeitung der (Fehl-) Planungen und unsachgemäßen Ausführung zahlreicher Arbeiten (90 Baumängel!) sind die politisch Verantwortlichen der Bevölkerung schuldig.
Für Außenstehende sind beide Dossiers auch bei gutem Willen nicht mehr nachzuvollziehen. Oder können belgische Architekten und Bauunternehmen keine öffentlichen Bäder planen und bauen? (Randnotiz: Dass es bei der Planung und den Arbeiten in Kelmis scheinbar niemandem aufgefallen ist, dass man die Urinale in den Herren-WCs ganz einfach… vergessen hat, erzeugt eher Mitleid).