Im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft gab es am Donnerstagnachmittag eine öffentliche Debatte zum Thema Schulferienkalender. Der Ecolo-Abgeordnete Andreas Jerusalem hatte sie angeregt, um in dieser schon häufiger im PDG angesprochenen kniffligen Frage den Standpunkt der anderen Fraktionen zu erfahren.
Für den Lehrer Andreas Jerusalem sind dabei rein pädagogische Argumente ausschlaggebend. "Schule strengt einfach an und kostet Kraft. Darum müssen wir uns bewusst fragen, wie wir die schulische Anspannung mit der notwendigen Entspannung abwechseln. Und da kommen eben die Ferien ins Spiel."
Jerusalem legte einen ausführlichen Vorschlag für eine Neuverteilung der Schulferien vor - einen, wie er sagte: "compromis à la belge" - doch stand er damit ziemlich alleine da. Andere Fraktionen, wie beispielsweise die CSP, sehen die drängenden Missstände und Probleme im Bildungswesen anderswo, erst Recht nach Bekanntgabe der Ergebnisse aus der PISA-Studie. Stephanie Pauels brachte es so auf den Punkt: "Die Frage ist: Haben wir denn angesichts derartiger Befunde keine anderen bzw. wichtigeren Sorgen als die Schuljahrestaktung?"
Gregor Freches zeigte sich für die PFF immerhin offen, mahnte aber einen breiten Konsens an. "Wir müssen uns heute darüber unterhalten: Was ist das Beste am Ende für das Kind? Was ist das Beste für die Eltern? Was ist das Beste für die Kinderbetreuung und wie bringen wir auch noch Arbeit und Schule noch unter einen Hut? Gar nicht so einfach."
Dass gleich mehrere Fraktionen dabei das Kind bzw. den Jugendlichen in den Mittelpunkt ihrer Argumentation stellten, mochte Alain Mertes von Vivant nicht nachvollziehen. "Wir können unser ganzes gesellschaftliches Zusammenleben oder große Teile davon nicht nur an den Bedürfnissen eines gesellschaftlichen Akteurs ausrichten. Nein, wir müssen alle gesellschaftlichen Akteure mit ins Boot nehmen und das gemeinsam diskutieren. Und wenn das nicht funktioniert, dann funktioniert es nicht."
Bildungsministerin Lydia Klinkenberg verwies auf wissenschaftliche Untersuchungen, auf Umfragen - und zeigte sich kategorisch - zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. "Um es deutlich zu sagen: Nach Analyse aller vorliegenden Fakten und Informationen ein klares Nein von meiner Seite zu einer Umstellung der Schultages- und Schuljahrestaktung, solange nicht wichtigere Reformen umgesetzt sind, die eine größere Wirkung auf den Lernerfolg der Schüler haben."
Ihre ProDG-Kollegin Liesa Scholzen ergänzte: "Man wird nicht alle Reformen gleichzeitig anpacken können und muss sich demzufolge entscheiden, was am wichtigsten ist. Auch wenn wir diese Debatte in Bezug auf die Prioritäten im Frühjahr erneut führen, wenn der Masterplan dann vorliegt, kann ich schon mal Folgendes vorwegnehmen: Unter den heutigen Voraussetzungen ist die Änderung des Schuljahresrhythmus für ProDG keine Priorität."
Andreas Jerusalem zeigte sich über die angeregte Debatte erfreut, das Ergebnis musste ihn aber enttäuschen - zumal er der DG die Rolle einer Vermittlerin zwischen den anderen Gemeinschaften zugedacht hatte. "Wir müssen endlich auf unsere Kolleginnen und Kollegen in den Parlamenten, aber vor allem in den Regierungen im Inland zugehen", so Jerusalem. "Denn die jetzige Regelung hemmt den Austausch zwischen den Schulsystemen und den Sprachräumen innerhalb unseres Landes. Und das ist eine Schwäche. Und diese Schwäche auszumerzen, würde zusätzlich dazu führen, dass wir den Bedürfnissen unserer Kinder und Jugendlichen besser gerecht werden könnten. Ich finde, auch wenn es andere Dinge gibt, die vielleicht noch dringlicher sind, dass nichts logischer sein könnte, als diesen Schritt zu gehen."
Stephan Pesch
Was haben wir denn hier für ignorant Politiker.
Traurig Traurig
"Dass gleich mehrere Fraktionen dabei das Kind bzw. den Jugendlichen in den Mittelpunkt ihrer Argumentation stellten, mochte Alain Mertes von Vivant nicht nachvollziehen." Wo kämen wir auch hin, wenn wir bei Fragen der Unterrichtsgestaltung die Lernenden in den Mittelpunkt stellen würden! Unerhört so etwas! - Ironie aus -