Großer Bahnhof in der Dach- und Bauschreinerei Quetsch in St. Vith, Ministerin Lydia Klinkenberg und das Institut für Aus- und Weiterbildung des Mittelstandes haben zur Pressekonferenz geladen. Sie haben einen guten Grund: Insgesamt sind 267 neue Ausbildungsverträge unterzeichnet worden - ein Zuwachs von fünf Prozent. Mit kleinen Schritten in die richtige Richtung, denn der Fachkräftemangel im ostbelgischen Mittelstand ist schon seit vielen Jahren existenzbedrohend.
Das Problem kennt auch Geschäftsleiter Guido Quetsch. So, wie er die jungen Menschen ausbildet, versucht er auch, sie zu halten, um den Personalstamm vielleicht sogar ausbauen zu können. Aber die Auszubildenden kommen nicht mehr von alleine, weiß Guido Quetsch. "Vor drei, vier Jahren hatten wir es schwerer, Auszubildende zu finden. Da waren fast keine da. Dieses Jahr konnten wir wieder zwei neue finden. Klar, wir machen Werbung auf Facebook und so. Man muss dran bleiben und immer präsent sein, um sie zu finden".
Sarah Junk ist nun schon im dritten Ausbildungsjahr bei Guido Quetsch und hat ihre Berufswahl nicht bereut. Sie schätzt die Abwechslung im Handwerk, "die ganze Vielfältigkeit. Man lernt immer mit neuen Produkten zu arbeiten, es gibt immer was Neues. Man macht nicht immer wieder dasselbe."
Schnupperwochen und Ausbildungsförderung "Duo"
Information über die zahlreichen Möglichkeiten einer beruflichen Ausbildung ist denn auch für das IAWM zentral. Die Schnupperwochen sind eine etablierte Möglichkeit, Berufe und Betriebe kennenzulernen. Im kommenden Jahr übrigens wird es auch eine Schnupperwoche im August geben. "Für die, die vielleicht nicht so schnell entschieden sind oder die, die noch mal in einen anderen Beruf reinschauen möchten", sagt IAWM-Direktorin Dr. Verena Greten. "Natürlich stehen auch unsere Ausbildungsbegleiter jederzeit gerne zur Verfügung, um zu informieren, zu beraten und Eltern so wie die Jugendlichen auf dem Weg hin zur richtigen Ausbildungsstelle zu begleiten."
Entscheidend für die steigenden Zahlen bei den Ausbildungsverträgen könnte aber die neue Ausbildungsförderung der Deutschsprachigen Gemeinschaft sein: "Duo". Während der Lehre in einem Mangelberuf erhalten die Auszubildenden eine finanzielle Unterstützung von 350 Euro im Monat. Bedingung: In den nächsten zehn Jahren müssen Nutznießer mindestens während fünf Jahren halbzeitig in Ostbelgien arbeiten oder die Ausbildungsförderung zurückzahlen. "Unter anderem können wir ablesen, dass unsere neue Ausbildungsförderung tatsächlich greift", erklärt Ministerin Lydia Klinkenberg.
"Sieben Prozent haben angegeben, dass sie aufgrund der Ausbildungsförderung in die Lehre gegangen sind. Das ist doch ein Erfolg, denke ich. Da gibt es noch Potential nach oben, aber es sind positive Zahlen. Und grundsätzlich, dass fünf Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen worden sind, ist ein Erfolg an sich. Die mittelständische Ausbildung gewinnt an Attraktivität." Die Kuh ist damit natürlich noch nicht vom Eis, denn es bleiben auch in diesem Jahr 215 Ausbildungsplätze unbesetzt.
Gudrun Hunold