Fake News hat es schon immer gegeben, im Zeitalter der Digitalisierung entfalten sie jedoch ein ganz neues Potential. In seiner Forschung beschreibt der Historiker Andreas Fickers das Internet als "Feldküche" der modernen Fake News - und das kommt nicht von ungefähr.
"Ich beziehe mich in meiner Metapher auf Marc Bloch, einen französischen Historiker, der selbst im Ersten Weltkrieg gekämpft hat und sich gewundert hat, wo die ganzen Falschmeldungen hergekommen sind, die in den Zeitungen damals kursierten", erklärt Fickers. "Er hat dann herausgefunden, dass die Soldaten sich nach ihren mitunter sehr traumatischen Kriegserfahrungen bei den Feldküchen getroffen haben. Dort sind dann Gerüchte entstanden, Geschichten wurden weitergedichtet und verändert. Die Feldküchen haben sich so im wahrsten Sinne des Wortes in Gerüchteküchen verwandelt."
Auch in unserer jüngeren Geschichte gibt es immer wieder brenzlige Situationen, die durch absichtliche Falschmeldungen ausgelöst worden sind. Besonders in Zeiten von Krisen und extremer Anspannung werden Nachrichten rhetorisch aufgerüstet. So entstehen schnell falsche Meldungen und falsche Interpretationen. "Ein gutes Beispiel dafür ist der Zweite Weltkrieg", so der Historiker. "Deutschland nutzte eine Falschnachricht, die den Angriff auf eine Radiostation an der Grenze zu Polen beschrieb. Das nutzten die Truppen schließlich als Legitimation, um in Polen einzumarschieren."
Zwar waren die bisherigen Beispiele alle aus dem letzten Jahrhundert, die Masse an Fake News in den Medien steigt jedoch stetig an und auch eine gefestigte Demokratie ist der Bedrohung nicht immer gewachsen. "Das haben wir zum Beispiel in den USA gesehen bei der ersten Wahl von Trump", erinnert Fickers. "Da gab es einige Versuche, mit Absicht durch Falschmeldungen die Wahlen zu beeinflussen."
"Das kann mitunter auch sehr gefährlich für eine Demokratie werden. Deswegen ist es besonders wichtig, dass wir in Schulen und Universitäten die Menschen ausbilden in der Medienkompetenz - für mich ist das ein zentraler Punkt einer demokratischen Ausbildung."
Die breite Masse kann aber nicht so einfach in den Medienkompetenzen ausgebildet werden. Wie kann sich der Durchschnittsmensch vor Fake News schützen? "Letztendlich ist die eigene Medienkompetenz der Schlüssel. Man muss die Meldungen hinterfragen und verschiedene Medien miteinander vergleichen. Dann minimiert sich das Risiko, auf eine Falschmeldung hineinzufallen."
Einen Geheimtipp gibt es in Sachen Fake-News-Erkennung also nicht. Was helfen kann, ist, früh in den Bereichen der Medienkompetenz anzusetzen. Auch ein gesundes Maß an Kritik und Eigeninitiative gehören dazu, wenn man sich vor den falschen Meldungen schützen möchte.
- Informationen und Anmeldung auf der Seite des Parlaments der DG
Lindsay Ahn
Im bevorstehenden Wahlkampf wird es nur so von Fake News wimmeln. Da wird auf Teufel komm raus versprochen... Und nach den Wahlen hat man alles vergessen.
Wohin lädt die Deutschsprachige Gemeinschaft aus Anlass des Tages der DG wen und wann genau am 19. November ein ?
Hallo Herr Leonard, wir haben den Link zu den praktischen Informationen und zur Anmeldung hinzugefügt.
@ Marcel Scholzen eimerscheid: Tatsächlich ist Ihr Kommentar fast schon ein Beispiel für Fake News. Die Politikwissenschaft hat wieder und wieder gezeigt, dass Parteien in demokratischen Systemen eine große Tendenz haben, Wahlversprechen umzusetzen. In Erinnerung bleiben die gebrochenen Versprechen, klar, und die Ursache dafür sind häufig gegenläufige Ziele von Parteien, die vor der Wahl etwas versprechen und hinterher koalieren müssen, weil die parlamentarischen Mehrheiten nichts anderes hergeben, aber der Großteil dessen, was vor einer Wahl angekündigt wird, wird von der hinterher regierenden Mehrheit meistens auch umgesetzt. Und sei es auch nur der kleinste gemeinsame Nenner.
Danke für diese Klarstellung, Herr Williams!
Es ist bedauerlich dies feststellen zu müssen, aber manche Zeitgenossen sind für den demokratischen Prozess - so fehlerbehaftet er auch sein mag - leider verloren. Zumal, wenn sie keine Gelegenheit auslassen, die Demokratie schlecht zu reden und glauben, alleine Volksentscheide seien das Heilmittel.
Hallo Herr Leonhard,
ich denke schon, dass das System der Volksentscheide auf allen politischen Entscheidungsebenen in der Schweiz ein Modell ist, welches unserem rein parlamentarischen demokratischen System überlegen ist! Nehmen Sie z.B. die aktuelle Situation in Deutschland, wo an die 70% der Bevölkerung einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen sowohl in der Ukraine als auch im Gaza-Streifen wünschen, während die Regierung aber weiterhin nur im Sinne eines erhofften militärischen Sieges Waffen in das Kriegsgebiet liefert und auch im eigenen Land auf Aufrüstung setzt. Hier könnte ein bindender Volksentscheid doch für Klarheit sorgen. Ich finde, dass unser Parlamentarismus sehr stark unter den offenen, namentlichen Abstimmungen leidet, welche es den Parlamentariern sehr schwer machen immer ihrer inneren Überzeugung entsprechend abzustimmen.