Bald sind die Sommerferien vorbei. Vor allem angehende Abiturienten legen sich jetzt ordentlich ins Zeug, um einen möglichst guten Abischnitt zu bekommen - denn oftmals führt ein Weg aus einer der ostbelgischen Sekundarschulen in ein Studium in Deutschland, wo es den berühmt-berüchtigten Numerus Clausus gibt.
Die Uni Lüttich und die Deutschsprachige Gemeinschaft vermuten hinter der Entscheidung zu einem Studium in Deutschland vor allem, dass viele ostbelgische Schüler sich ein Studium auf Französisch nicht mehr zutrauen. Vor allem Fachbegriffe aus den Naturwissenschaften oder der Technik sind selten Teil des Stundenplans. Deshalb bieten die Unis und Hochschulen in Lüttich Sprachlager für Jugendliche aus dem 5. Jahr an.
Auch der 16-jährige Tim Godesar von der Pater-Damian Sekundarschule war in diesem Jahr dabei. "Meine Französischlehrerin hat uns eine E-Mail geschickt, so haben meine Eltern und ich das Projekt kennengelernt. Zuerst war ich abgeneigt, Mama und Papa haben dann aber doch durchgezogen und mich angemeldet, aber im Endeffekt war es gar keine schlechte Entscheidung."
Rund eine Woche hat Tim gemeinsam mit 14 anderen Schülern aus Ostbelgien in Lüttich verbracht - neben regelmäßigem Französischunterricht standen auch Kunst und Kultur auf dem Programm. "Morgens haben wir immer Französischunterricht gehabt, das waren grammatische Sachen, Wortschatz, und auch nochmal die Aussprache. Nachmittags hatten wir dann immer andere Aktivitäten. Wir waren zum Beispiel im Sart Tilman oben bei der Universität. Wir haben auch die Stadt kennengelernt mit einer Stadtrallye am ersten Tag. Es war schön, einfach die ganze Stadt kennenzulernen und nicht nur einzelne Ecken."
Auch Soraya Piel vom Königlichen Athenäum Eupen hat an dem Lager teilgenommen. "Ich wollte die Chance nutzen. Französisch verstehen klappt ganz gut bei mir, nur das Reden fällt mir schwer. Auch nach dem Lager klappt das Reden noch nicht so ganz gut. Ich meine, das waren jetzt auch nur vier Tage, in denen wir Unterricht hatten. Klar lernt man dabei jetzt nicht komplett die Sprache neu. Aber ja, es war interessant, ich habe neue Wörter gelernt und viel von Lüttich mitbekommen."
Für Tim Godesar war von Anfang an klar, dass er eine Zukunft in Belgien anstrebt. Die Sprache war für ihn kein wirkliches Hindernis. "Ich wäre auf jeden Fall in Belgien geblieben. Die französische Sprache ist jetzt nicht das große Problem. Ich spreche natürlich nicht perfekt, aber ich hab schon große Fortschritte gemacht. Ich bin auch jemand, der nicht so viel Angst davor hat, Französisch zu reden und sich zu öffnen, deswegen war das jetzt kein Hindernis für mich. Aber natürlich, die Sprachbarriere ist trotzdem noch da und da muss man auch darüber hinauswachsen."
Soraya ist da anderer Meinung: Die junge Ketteniserin zieht es in die Ferne. Die Sprache ist dabei Nebensache. "Ich weiß nicht, ob ich in Belgien studieren würde, weil ich sehr an anderen Ländern und dem Kennenlernen anderer Kulturen interessiert bin. Zwar gibt es im flämischen Teil und der Wallonie auch verschiedene Orte und Mentalitäten, aber ich möchte gerne eine ganz neue Kultur kennenlernen. Deswegen würde ich wahrscheinlich nicht in Belgien studieren."
Fehlende Kenntnisse in der französischen Sprache scheinen nicht der einzige Grund zu sein, im Ausland zu studieren. Trotzdem ist der Intensivkurs im Herzen von Lüttich eine geeignete Herausforderung für alle Schüler, die in Belgien studieren wollen. Da sind sich die Teilnehmer sicher.
Und für jeden, der jetzt Lust hat, auch bei einem solchen Kurs mitzumachen, hat Tim noch einen kleinen Tipp parat. "Man sollte sich öffnen, viel mit den anderen sprechen und immer gut mitmachen im Unterricht, dann wird das alles klappen hier." Und auch wer in Lüttich studiert, muss nicht zwingend Französisch sprechen - zumindest, wenn es um den Unterricht an den Universitäten geht. Einige Kurse werden auch auf Deutsch oder Englisch angeboten.
Lindsay Ahn
In der DG ist Französisch eine Fremdsprache.
Welchen Anreiz gibt es hier, Französisch als „seine Wohlfühlsprache“ zu bezeichnen und dann noch in einer Fremdsprache zu studieren?
Das muss man erstmal sich auf der Zunge zergehen lassen.
In einem Teil von Belgien, indem Schüler noch nicht mal die Wahl haben, französisch, englisch oder flämisch wählen zu dürfen, sondern französisch aufgedrückt bekommen als wäre es die Allerweltssprache, die man dann noch mit zwei oder vier Unterrichtsstunden zu lernen hat, ohne die Sprache im Alltag anzuwenden ist doch wohl der blanke Hohn!
Viele Schüler kapitulieren vor dieser Herausforderung nur, weil in der DG miserable Voraussetzungen bestehen und Verantwortliche diese Tatsache nicht wahrhaben wollen.
Flämisch und Englisch scheinen hier ebenfalls ein Fremdwort zu sein.
Aber alle haben ein Laptop hier in der DG!