Wie sie dasitzt im Studio ist Jolyn Huppertz anzumerken, dass sie gerade keine leichte Situation durchmacht. Der Entschluss, der CSP den Rücken zu kehren, sei ihr nicht leicht gefallen, sagt sie. Schließlich sei das in den letzten acht Jahren ihre politische Heimat gewesen: 2015 war Huppertz zunächst Vorsitzende der Jungen Mitte geworden und 2019 auf der CSP-Liste ins Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft eingezogen. Dort will sie ihr Wahlmandat auch bis zum Ende der Legislaturperiode im nächsten Frühjahr ausüben - aber eben nicht mehr innerhalb der CSP-Fraktion.
"Es gab einen außerordentlichen Vorstand am Dienstag. Da ist beschlossen worden, dass ich 2024 nicht mehr als Kandidatin aufgestellt werde, weder regional noch kommunal", erklärt Huppertz. "Das war für mich ein ziemlicher Schlag. Aber ich wusste aus internen Kreisen, dass man mir sonst ein Parteiausschlussverfahren angehaftet hätte."
Jedenfalls ist das Tischtuch zwischen der einstigen Jungkandidatin und ihrer Partei zerrissen. Ansätze dafür will Jolyn Huppertz schon länger erkannt haben. "Es gab schon vor den Wahlen 2019 erhebliche Probleme, also es gab keine Vertrauensbasis und das zog sich dann durch die Legislaturperiode. Zusammen mit verschiedenen Kollegen haben wir versucht, eine Mediation anzuregen oder ein gemeinsames Coaching zu machen, dass wir uns auf jeden Fall Hilfe suchen. Das war von den Oberen in der CSP nicht gewünscht."
Auf Rückfrage nennt sie ausdrücklich die aktuelle Fraktionsvorsitzende Patricia Creutz. Zuletzt hatte sie öffentlich auch eine klare Positionierung von CSP-Präsident Jérôme Franssen gefordert, der als Bürgermeister von Raeren gleichzeitig Spitzenkandidat bei der PDG-Wahl sein wird.
Die Partei nannte ihrerseits als Begründung für den Vorstandsbeschluss "wiederholt gravierende Vertrauensbrüche", deren Tragweite und Häufigkeit die Arbeit innerhalb der CSP nachhaltig erschwert hätten. "Wenn einem dann halt wirklich so das Vertrauen entzogen wird, das sowieso von Anfang an nicht da war, dann muss man halt konsequent sein. Wenn Sie in einer Partnerschaft sind und sich trennen, bleiben Sie auch nicht zusammen wohnen. Und dann war das für mich halt die logische Konsequenz."
Diesen Vergleich aus dem Zwischenmenschlichen führt Jolyn Huppertz noch etwas aus: "Ich möchte unterstreichen, dass es mir nicht darum geht, dreckige Wäsche zu waschen, ich bin auch der CSP für vieles dankbar. Fakt ist: Ohne die CSP und insbesondere ohne meine großen Förderer Pascal Arimont und Colin Kraft, die immer sehr bemüht waren, die Junge Mitte mitzunehmen, wäre ich nicht, wo ich bin."
Als fraktionslose Abgeordnete will Jolyn Huppertz ihr Mandat im PDG zu Ende bringen. In den kommenden Monaten wird sie auch ihr Studium in Trier abschließen - aber jetzt stehen erst einmal ein paar Tage Erholung auf dem Programm.
Stephan Pesch
Ich verstehe nur Bahnhof.
Welche "gravierenden Vertrauensbrüche" gab es ?
Und zu was sollte sich der CSP Präsident klar positionieren ?