Hier stehen sie: Die Wohnideen der Zukunft. Erdacht und zusammengebaut von rund 50 Studenten der Uni Lüttich. Der Anstoß zur Ausstellung kommt von diesen drei Männern: Christophe Ponkalo, Francis Offermann und Olivier Henz. Sie haben sich als "Denkfabrik Lebensraum" zusammengetan. Dafür haben sie den Architektur-Studenten eine komplexe Aufgabe gegeben: Auf bestehenden Parkplätzen in Eupen sollte neues Wohnen möglich sein. Und das ohne Autostellplätze zu verlieren. "Weil man weiß, dass wenn man ein Gebäude heute baut, das für die nächsten 50 bis 100 Jahre prägend sein wird für das Stadtbild. Die Überlegung zu sagen, wir müssen nicht nur eine Lösung finden, die heute funktioniert, sondern auch eine Vision entwickeln, die auch später noch funktioniert", erklärt Architektur-Dozent Olivier Henz.
Auf dem Parkplatz am Josefine-Koch-Park/Bergstraße könnte in Zukunft ein innovatives Wohnkonzept entstehen. Für Singles, für Familien mit Kindern, für Senioren oder junge Paare. Dabei sind die Wohnungen so aufgebaut, dass sie je nach Lebenssituation kleiner oder größer werden können. Doch nicht nur das. "Man könnte sich eine Waschküche teilen. Hier in dem Fall ist auch angedacht worden, dass man eine Gemeinschaftsküche hat, wo gekocht werden könnte. Oder wenn man ein Familienfest hat, die Wohnung ist zu klein. Dann kann man den Gemeinschaftsbereich nutzen für das Familienfest. Das heißt, man begrenzt seinen privaten Bereich auf das, was wirklich notwendig ist. Und wenn man außergewöhnliche Bedürfnisse hat, kann man dann auf die Infrastruktur zurückgreifen, die das ermöglicht."
Die Projekte im Alten Schlachthof wurden für drei Standorte in Eupen erdacht: Für die Parkplätze am Stadthaus, am Kreisverkehr Frankendelle und am Josefine-Koch-Park/Bergstraße. Weg von der Idee, immer alles alleine besitzen zu müssen. Auch wichtig: Die ökologisch verantwortungsvolle Bauweise und die Finanzierbarkeit. Christophe Ponkalo möchte eine ganz besondere Zielgruppe ansprechen. "Die Zielgruppe ist die Mittelschicht, die es tatsächlich nicht schafft, sich ein Eigenheim anzueignen, weil es von den Bankkrediten nicht so einfach ist, da an die Gelder ran zu kommen. Und dennoch ist es keine einheitliche Gruppe. Es geht auch um Familien ohne Kinder, um junge Menschen, die gerade aus dem Studium kommen, um Familien mit Kindern, um Senioren. Dieser Mix ist interessant. Das wird auch bei der Vergabe der Wohnungen eine Rolle spielen."
Bürgermeisterin Claudia Niessen freut sich über die Ideengeber. Impulse sind für die Städteplanung stets willkommen. "Man muss tatsächlich sagen, es gibt sehr viele Studentenprojekte, die für Eupen gemacht werden. Es gibt auch Projekte, die jetzt realisiert sind, die aufgrund von ersten Ideen von Studenten entstanden sind, beziehungsweise weiter entwickelt worden sind. Das sehe ich heute auch so."
Der Anfang ist also gesetzt. Wer mitmachen möchte bei der Denkfabrik Lebensraum, der ist herzlich willkommen. Die Ausstellung im Alten Schlachthof in Eupen dauert noch bis Sonntag, dem 9. Juli.
Simonne Doepgen