Eine Schmalspur-Straßenbahn bringt uns von der Ortsmitte zur Tropfsteinhöhle. Am Eingang wartet Isabelle Köchli. Sie kennt die Höhle wie ihre Westentasche und führt uns durch diese magische Unterwelt. Dort ist es ziemlich kühl. Kolossal und beeindruckend ist das, was man in der Tropfsteinhöhle von Han-sur-Lesse erlebt. Wir bewegen uns durch enge Gänge und große Säle an gewaltigen Gesteinsformationen vorbei.
Man vergisst für einen langen Moment die Welt da draußen und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Da sehen sie eine Sinterfahne. Das sind die Gardinen, Elefantenohren sagt man auch dazu." Diese Ablagerungen hängen wie ein großes gewelltes Tuch von der Decke herab. Indirekt beleuchtet ist das ein Fest für die Augen. Es gibt aber auch düstere Ecken. "Ich habe auch Taschenlampen, wenn Sie möchten, es gibt nämlich Plätze, die sehr schön sind, aber wir haben kein Licht."
Wir erfahren, dass das Licht für die filigranen Formationen schädlich ist. "Also jetzt mit LED-Lampen das geht noch, es ist besser geworden. Aber ein warmes Licht erhöht die Temperatur, dann trocknet es schneller, dann wachsen sie auch weniger. Das Beste ist, eine Tropfsteinhöhle nicht zu besichtigen. Deshalb zeigen wir auch nicht alles."
Was wir sehen, sind eindrucksvolle Bilder wie aus einem Märchenbuch. Es gibt glitzernde Kristalle, den unterirdischen Fluss Lesse und unbeschreiblich schöne Spiegelungen in kleinen dunklen Seen. Es ist glitschig und feucht. Überall tröpfelt und plätschert es. "Da wir doch an manchen Stellen fast 100 Meter Felsen über uns haben, brauchen die Tropfen Wasser manchmal bis zu einem Jahr, um durchzusickern, aber wenn es geregnet hat, dann gibt es einen Druck und dann fühlt man es schon nach vier bis fünf Tagen."
In den großen Sälen der Tropfsteinhöhle finden auch Empfänge statt mit bis zu 400 Gästen. Man kann sich an der Höhlendecke auch eine gigantische Licht- und Tonschau über die Entstehung der Welt anschauen oder besucht eine Veranstaltung, bei der man Opernsängerinnen und -sänger durch die Höhlenwelt begleitet - sozusagen ein bewegtes Konzert. Der Zauber trifft jeden.
Horst Senker
Wir werden mal kommen, da bin ich sicher.