Krieg in der Ukraine, der Nahostkonflikt oder die Kämpfe im Sudan – auf der ganzen Welt sterben Menschen gewaltsam durch Unruhen und Kriege. Dabei ist Frieden das wertvollste Gut der Menschen. Im Kampf für den Frieden wird der Aachener Friedenspreis an Personen und Gruppen verliehen, die sich besonders für ein friedliches Miteinander einsetzen.
Dieses Jahr bekommt ihn die Gruppe Feminist Anti-War Resistance aus Russland für ihren Aufstand gegen den Krieg und gegen die russische Regierung verliehen. "Die Gruppe in Russland hat schon am ersten Tag nach dem Angriff auf die Ukraine ein Manifest rausgegeben, wo sie den Krieg als Krieg verurteilen", so Benedikt Kaleß, Mitglied im Vorstand vom Friedenspreis. "Wo sie sagen, als Feministinnen können wir jetzt nicht mehr schweigen. Eine feministische Bewegung würde einen Krieg nie befürworten und sie machen öffentliche Aktionen in Russland und außerhalb Russlands gegen diesen Krieg."
In Israel werden Menschenrechte oft mit Füßen getreten. Der Human Rights Defenders Fund setzt sich für Menschen in Israel ein. Er ist eine Gruppe aus Anwälten und Juristen, die gewaltfreien Protest und die Demonstranten unterstützt – und das mit einer Erfolgsquote von 96 Prozent. Auch sie bekommt dieses Jahr den Friedenspreis verliehen. "Erst mal müssen wir herausstellen, dass die Gruppe in Israel sowohl palästinensische als auch israelische Aktivisten unterstützt. Und darunter kann man sich vorstellen beispielsweise Bauern, die bedroht sind, ihre Länder zu verlassen, weil gerade Straßen umgebaut werden sollen. Sie unterstützen Aktivisten wie 'Breaking the Silence', die kritische Stadtführungen machen und eine andere Perspektive auf die Situation geben."
Es sind zwei Friedenspreisträger, die sich besonders für Menschenrechte in ihren Ländern einsetzen und gegen Unterdrückung, Gewalt und Krieg kämpfen. Sie stellen sich gegen die eigene Regierung. Und dabei haben sie einige Gemeinsamkeiten. "Für mich verbinden diese beiden Friedenspreisträger die Aspekte Mut, Zivilcourage und Aufstehen gegen die Verhältnisse im eigenen Land", meint Benedikt Kaleß. "In Russland ist es gerade sehr mutig, den Krieg als Krieg zu bezeichnen, weil man weiß, dass da auch einfach Haftstrafen drohen, wenn man das tut. Andererseits auch in Israel da nochmal die Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen zu unterstützen, die dann wieder Leuten, die vor Ort die Verhältnisse kritisieren und anprangern, aktiv zu unterstützen und ihnen eine gewisse Sicherheit zu geben."
Der Friedenspreis hat sowohl für die russischen Aktivistinnen als auch für die Human Right Defenders aus Israel eine große Bedeutung, denn sie werden ins Scheinwerferlicht gerückt und bekommen so große Aufmerksamkeit. Genau das ist auch das Ziel des Vorstandes vom Aachener Friedenspreis. "Wir wollen sie noch mal etwas anders in die Medien und in die Öffentlichkeit bringen, weil wir auch glauben, dass Öffentlichkeit auch ein Schutzfaktor ist. Weil man einfach Leute, die bekannt sind und die vernetzt sind, nicht so leicht gefährden kann, wie Leute, die überhaupt nicht bekannt sind. Und wichtig ist es uns, die Zivilgesellschaft zu stärken. Wir glauben, dass Krieg und gewaltsame Konflikte anders aussehen, wenn die Zivilgesellschaft vor Ort dagegen aufsteht."
Der Friedenspreis wird am 1. September, dem Antikriegstag, verliehen. Wer den Preis jeweils entgegennehmen wird, steht allerdings noch nicht fest.
Victoria Wolf