Einmal in die Rolle von Politikern schlüpfen - und sei es nur für ein Wochenende. Rund 20 junge Leute haben sich darauf eingelassen und es nicht bereut.
James Wagner und Céline Richardy sind zwei von ihnen. "Ich habe dieses Wochenende als sehr angenehm empfunden, auch unter anderem mal den Einblick zu sehen, was die Politik alles umfasst und welche Arbeit das Parlament vollzieht", bilanziert James Wagner das Wochenende.
"Also im Grunde kann man eigentlich sagen, dass es eine wirklich sehr angenehme und lehrreiche Erfahrung war, weil wir als Gruppe von Jugendlichen, die wirklich aus allen verschiedenen Ecken Ostbelgiens kommen, unterschiedliche Studenten, Schüler, Schülerinnen, in Lehren war keiner, aber wir kamen so ein bisschen von überall, aus unterschiedlichen Schulen. Und es war sehr schön, sich untereinander kennenzulernen und diese Einsicht in das politische Geschehen zu haben. Man ist nicht einer Meinung, aber man muss doch irgendwie auf den gleichen Nenner kommen", fasst Céline Richardy ihre Eindrücke zusammen.
Denn darum geht es in der Politik. Zuerst hatten sich die Teilnehmer des Jugendparlaments auf ein gemeinsames Themenfeld geeinigt: Jugend & Arbeit. Ein weites Feld, doch konnten sich die Jungparlamentarier in drei Gruppen auf sehr konkrete Handlungsempfehlungen einigen.
Dazu Simon Hugot: "Unser erster Punkt war es, einen QR-Code auf eine Schülerkarte zu tun. Und diese würde dann jeder Schüler bekommen. Und der zweite Punkt war es, das auch analog zu gestalten, da wir auch finden, dass Eltern auf jeden Fall auch einen großen Einfluss auf ihre Kinder haben. Meine Mutter hat auch schon das eine oder andere im Wochenspiegel weitergeleitet an mich und genau deswegen spreche ich auch aus Erfahrung, was das angeht."
Den jungen Leuten ist nämlich bewusst, dass sie erst an Information kommen müssen, um damit etwas anfangen zu können, ob es sich um Stellenangebote handelt, um Ferienjobs, Praktika oder freie Ausbildungsstellen. Aber auch Informationen zu zielgruppenorientierten Veranstaltungen, zur Freiwilligenarbeit oder zu gesellschaftspolitischem Engagement.
"Es gibt zu viel an zu vielen Orten. Also haben wir die Hauptempfehlung: Wir wünschen uns eine Website, auf der alle Informationen zu diesen Berufen, Berufsorientierung und all das vereinheitlicht werden, die einfach, schnell und übersichtlich für die Schüler, Schülerinnen, Studierenden zugänglich sind", so Céline Richardy.
Diese Empfehlungen richteten die Jugendparlamentarier zum einen direkt an die Politik, zum anderen kann gerade sie eine Mittlerin Richtung Wirtschaft und Arbeitsmarkt sein. "Also wir finden auch, dass viele Unternehmen noch gar nicht über solche Stellenangebote Bescheid wissen und dass sie auch diese Möglichkeit haben, ihre Information an diese zentralisierte Website hinzuzufügen", erklärt Simon Hugot.
Oder auch die eigene Präsentation attraktiver und sichtbarer gestalten, zum Beispiel "dass sie flexible Arbeitszeiten anbieten, Fortbildungen, aber auch eine flache Hierarchie beispielsweise", so James Wagner.
Auch bestehende Ideen wurden aufgegriffen und weitergedacht, wie das geplante Stipendiensystem für Mangelberufe. Ab September will die Regierung Ausbildungswege in Ostbelgien unterstützen, das könnte später auch für Studien außerhalb der Fall sein, "vorausgesetzt, dieser junge Mensch wird nach seinem Studium für eine zeitlich begrenzte Spanne auch in Ostbelgien arbeiten", ergänzt James Wagner.
Im offenen Austausch mit Politikern aus Parlament und Regierung traten viele Gemeinsamkeiten auf, aber auch Missverständnisse und es gab viele weitere Anregungen. Der Perspektivwechsel, so scheint es, hat beiden Seiten gutgetan.
Stephan Pesch
Das war eine sehr aufschlussreiche Erfahrung für alle Beteiligten - OrganisatorInnen, Jugendliche und PolitikerInnen - , die sicherlich insbesondere die Jugendlichen für ihr weiteres Leben prägen wird. Die aktive Teilnahme des BRF und des Grenzechos haben dazu beigetragen, dass der Prozess einer Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen bis zur Kommunikation an die Presse dem politischen Alltag sehr nahe kam. Das Verständnis für die Aufgabe der Presse, die Öffentlichkeit zu informieren, wurde schon vierzehn Tage vor der Zusammenkunft des Jugendparlaments geschärft durch einen offenen Austausch mit Stephan Pesch und Christian Schmitz. Hoffen wir, dass diese positive Erfahrung sich unter Jugendlichen herumspricht, und bei einer Neuauflage des Jugendparlaments wieder viele Jugendliche mitmachen.