Dahinter steckt eine Entscheidung der Hausbank der Cristallerie, der BNB Paribas, wie die Zeitung "La Meuse" am Montag berichtet. Sie hat entschieden, dem Betrieb sämtliche Konten zu kündigen - mit Wirkung zum 15. März, also in etwa zwei Wochen. Ohne Konten kann ein Unternehmen nicht existieren, weil kein Zahlungsverkehr stattfinden kann: Rechnungen können nicht bezahlt, aber auch keine Einnahmen verbucht werden. Auch die Gehälter können nicht überwiesen werden - kurz: Ohne Konten steht ein Betrieb vor der Pleite.
Die finanzielle Lage der Glashütte hat mit der Entscheidung nichts zu tun. Vielmehr hat die Bank entschieden, sich aus besonders risikoreichen Sektoren zurückzuziehen: De-Risking ist der Fachbegriff dafür. Übrigens ist die BNP Paribas nicht die einzige Bank, die das praktiziert, sondern das machen auch andere Geldhäuser. Deshalb hat die Cristallerie seit Januar - seit ihr die Kündigung von BNP mitgeteilt wurde - auch keine neue Bank gefunden.
Eine Glashütte als Risikogeschäft? Das sind normalerweise ganz andere Branchen: Glücksspiel, Diamantenhandel, Kryptowährungen - aber doch nicht ein Traditionsunternehmen, das Kristallglas produziert? Doch: Denn was aus Sicht der Bank ein hohes Risiko darstellt, ist die Tatsache, dass der Mehrheitsaktionär der Cristallerie in dem von Unruhen erschütterten Kongo ansässig ist.
Hoffnung gibt es trotzdem noch. Es gibt nämlich seit Kurzem ein Gesetz, das Unternehmen aus risikoreichen Geschäftszweigen davor schützen soll, in genau die Situation zu kommen, in die die Cristallerie du Val Saint-Lambert jetzt geraten ist. Dieses Gesetz sieht einen garantierten "Basisbankservice" für alle Unternehmen vor. Der entsprechende Königliche Erlass trat im Januar in Kraft, konnte aber bisher noch nicht angewendet werden, weil noch nicht alle notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen sind.
Unterstützung kommt zudem aus der Kommunalpolitik. Die Gemeinde Seraing will über den Fall mit dem wallonischen Wirtschaftsminister Borsus sprechen. Bei dieser Gelegenheit will man wahrscheinlich Druck machen, dass der Basisbankservice endlich in die Tat umgesetzt wird. Schließlich geht es hier um ein Unternehmen mit Weltruf, das auf eine 200-jährige Firmengeschichte zurückblickt.
lameuse/sh