Eupens Bürgermeisterin ist für den Interviewtermin mit dem Fahrrad zum Funkhaus gekommen - wie immer. Seit drei Jahren, sagt Claudia Niessen, sei das zu 99,9 Prozent ihr tägliches Verkehrsmittel. Die Mobilität ist in Eupen ein Thema, bei dem sie mit ihrer Mehrheit auch politisch Akzente setzen will - zugunsten der Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern.
"Das geht natürlich nur in dem Raum, der vorhanden ist. Und ich sage den Leuten immer: Ich kann natürlich eine Straße nicht unbedingt breiter machen, es stehen ja auch rechts und links noch Häuser. Das heißt, ich muss diese Fläche, die ich zur Verfügung habe, anders verteilen und dann zieht ein Verkehrsteilnehmer den Kürzeren zugunsten eines anderen."
Neben der innerstädtischen Mobilität bestimmt seit anderthalb Jahren ein anderer Schwerpunkt die kommunale Arbeit: der (Wieder)Aufbau der Unterstadt nach der Flut im Juli 2021. Claudia Niessen weiß sehr gut, dass viele Bewohner noch mit den Folgen beziehungsweise mit deren Regelung zu kämpfen haben.
Bei der städtischen Infrastruktur zeigt sich Licht am Ende des Tunnels. "Hier sind alle Versicherungsdossiers und Planungsphasen abgeschlossen, mit Ausnahme der Planungsphase für die Gebäude Straße Hillstraße 1-7. Da startet die Architektenmission. Bei den anderen sind wir so weit, dass wir Richtung Umsetzungsphase gehen können. Die Brücken werden teilweise jetzt renoviert, es werden neue Brücken gebaut, Tennis wird renoviert, wir starten das Projekt 'neue andere Sporthalle auf Schönefeld'..."
Ganz abgesehen von dem Langzeitproblem Wetzlarbad, bei dem zu allem Überfluss auch das Management wechselt, hat Eupens Sportwelt seit Längerem Handlungsbedarf angemeldet. Und die Stadt habe ja auch reagiert, sagt Claudia Niessen. Sie habe in den letzten Jahren sehr stark in die Infrastruktur investiert, Hallenböden ausgetauscht, Sanitäranlagen renoviert, Dächer gedämmt, Beleuchtungen erneuert.
"Man kann natürlich immer noch einen on the top drauflegen, aber man muss auch tatsächlich mal sehen, wo wir heute stehen. Und ich lade immer gerne auch die Leute ein, mal ein bisschen über die Sprachengrenzen hinauszugehen. Da gibt es auch Sportinfrastrukturen. Ich behaupte einfach, die Stadt Eupen braucht sich nicht zu schämen. Wir können uns dem Vergleich sehr wohl stellen. Wir haben eine sehr gute Infrastruktur. Wir haben auch ein sehr, sehr vielfältiges Angebot. Und ich glaube, in Eupen gibt es fast keine Sportart, die man nicht machen kann."
Bisher hatte sich um den Sport vor allem Werner Baumgarten gekümmert. Er gab sein Schöffenamt aber zuletzt innerhalb der SPplus-Fraktion an Alexandra Barth-Vandenhirtz weiter. Vorher hatte bei der PFF schon Lukas Reul die neue Verfassungsrichterin Kattrin Jadin im Gemeindekollegium ersetzt. Bedeutende Personalwechsel also bei den Koalitionspartnern. An die nächsten Stadtratswahlen im Herbst 2024 denkt Claudia Niessen nach eigenem Bekunden aber noch nicht.
"Also erst mal habe ich dieses Jahr noch Ambitionen, dass wir mit den Projekten, die wir im Kopf haben und die wir gemeinsam ausgearbeitet haben, dass wir tatsächlich auch den Startschuss geben können. Da freue ich mich auch drauf, dass man von der Planung was Konkretes sieht. Was dann 2024 angeht, ist für mich tatsächlich noch lange hin, denn mit den Krisen habe ich gelernt, erst mal Schrittchen für Schrittchen zu denken. Und über 2024 mache ich mir heute noch keine Gedanken."
Stephan Pesch
Zu 99,9%...
Ausser sie fährt mit ihrem schrottreifen, allerhöchstens Euro4 VW Polo durch die Stadt.
MfG.