Für Sabine Herzet sind die letzten beiden Jahre wie im Flug vergangen. Das liegt unter anderem an den vielen Krisen, die zu bewältigen waren und noch sind.
"Die Corona-Pandemie, die Rohstoffverknappung, der Ukraine-Krieg oder die steigenden Energiekosten: Die Krisen haben die Arbeitgeber vor große Herausforderungen gestellt. Das hat sich natürlich auch auf die Arbeit des Arbeitsamtes ausgewirkt", sagt Sabine Herzet, die Anfang 2021 den Chefposten von Robert Nelles übernommen hat, der 30 Jahre lang an der Spitze des Arbeitsamtes stand.
Trotz der vielen Krisen hat sich der ostbelgische Arbeitsmarkt als robust erwiesen. Im Jahr 2022 waren im Schnitt rund 2.200 Personen arbeitslos gemeldet. Das ist der niedrigste Stand seit 15 Jahren.
Auch ist die Anzahl der Arbeitsplätze in den letzten Jahren gestiegen. Konkret hat das Arbeitsamt über 23.000 Arbeitsplätze im Jahr 2021 verzeichnet. Anzumerken ist, dass mehr Teilzeitjobs als Vollzeitjobs entstanden sind.
Nach wie vor viele "Auspendler"
Ein Merkmal des ostbelgischen Arbeitsmarktes sind die hohen Auspendlerzahlen. Es pendeln deutlich mehr Menschen zu ihrem Arbeitsplatz ins Ausland, als dass Pendler nach Ostbelgien kommen. "Die Pendlerzahlen nach Deutschland sind seit den letzten Jahren rückläufig. Da gibt es einen Rückgang von rund 600 Personen", erklärt Sabine Herzet.
"Die Pendlerströme Richtung Luxemburg sind aber trotz der Corona-Pandemie jährlich um zwei und vier Prozent gestiegen. Im Jahr 2022 waren über 4.500 Ostbelgier in Luxemburg beruflich tätig - vor allem in den Branchen Bau und Handel." Diese Pendlerströme verstärken ein Problem, das Ostbelgien seit langer Zeit beschäftigt: den Fachkräftemangel.
Der demographische Wandel verschärft noch das Problem. "Beim letzten Fachkräftebarometer haben 90 Prozent der ostbelgischen Arbeitgeber angegeben, dass sie nur noch schwer bzw. sehr schwer geeignete Fachkräfte finden können."
Auch das ADG versucht dem Fachkräftemangel mit einigen Maßnahmen entgegenzuwirken. "Beispielsweise möchte wir die Vermittlungsarbeit in Ostbelgien verbessern. Ein weiterer Ansatz ist die Aktivierung potenzieller Zielgruppen, wie z. B. die berufliche Integration von Langzeitkranken."
"Eine weitere Maßnahme, die erst mittel- bis langfristig Erfolge bringen kann, ist der Ausbau von Angeboten für Berufsorientierung in den Schulen. So sollen junge Menschen möglichst früh ihre individuellen Fähigkeiten und Interessen erkennen können."
Digitalisierung
Auch die Digitalisierung beschäftigt das Arbeitsamt. Es versucht ständig, sein eigenes digitales Angebot zu verbessern. Seit einem halben Jahr können sich Arbeitssuchende auf der Webseite des Arbeitsamtes selbständig eintragen. Auch soll das Online-Dienstleistungsangebot für Arbeitgeber verbessert werden.
In immer mehr Jobs werden digitale Grundkompetenzen vorausgesetzt. Die besitzt aber nicht jeder. Auch da möchte das Arbeitsamt aktiver werden. "Wir werden ab 2023 systematisch die digitalen Kompetenzen der Arbeitssuchenden testen und entsprechende Qualifizierungsangebote unterbreiten."
Und wie blickt die Direktorin des Arbeitsamtes auf das Jahr 2023? "Das wird ein spannendes Jahr. Es ist mir wichtig, dass wir für den Arbeitssuchenden und für den Arbeitgeber ein verlässlicher Partner sind, indem wir beraten, begleiten, fördern und vermitteln. Damit das gelingt, müssen wir uns fortlaufend anpassen. Ich bin mir aber sicher, dass wir das bestmöglich schaffen."
Dogan Malicki