Für Eva Johnen ist es ein Wunschberuf, den sie jetzt als Leiterin der Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Brüssel ausüben kann. Im Oktober hatte sie die Leitung der DG-Vertretung von Yves Kreins übernommen. Dazu musste sie sich bei einem mehrstufigen Auswahlverfahren gegen Konkurrenten durchsetzen.
"Geholfen hat mir ganz sicher, dass ich bereits für die Deutschsprachige Gemeinschaft seit 14, bald 15 Jahren tätig bin. Und zwar in den Reihen der Parlamentsverwaltung. Dort war ich zuletzt die Leiterin des Dienstes 'Ausschüsse' und verantwortlich für den Ausschuss für allgemeine Politik und der befasst sich auch mit den Außenbeziehungen der Deutschsprachigen Gemeinschaft."
Gut vorbereitet geht Johnen das neue Jahr auch deshalb an, weil sie seit Oktober ihre bisherige Zeit in Brüssel schon dazu genutzt hat, sich bei wichtigen Partnern vorzustellen. Das ist äußerst wichtig für die Arbeit in Brüssel, wenn man etwas erreichen will.
Kontakte gilt es dabei auch zu verschiedenen Ebenen zu pflegen: von der EU- über die multi- und bilateral-internationale Ebene bis hin zur belgischen Regierungsebene, den Vertretern anderer belgischer Teilstaaten oder Organisationen, die Anliegen der Deutschsprachigen Gemeinschaft unterstützen.
Suche nach EU-Fördergeldern für Projekte in der Region, Mitarbeit in der so genannten Eurokoordination des Außenministeriums oder in der Arbeitsgruppe Verträge des gleichen Ministeriums gehören dabei zum Alltag der Vertretung. Über alles, was bei diesen Treffen herauskommt, wird die Regierung in Eupen regelmäßig unterrichtet. "Wir sind da, wie man in Ostbelgien gerne sagt, an einer Beobachter-, aber auch Dispatcher- und Ersteinschätzungsstelle, was diese Dinge anbetrifft."
Außerdem zum Pflichtprogramm auch in diesem Jahr wird die kulturelle Arbeit gehören. Konzerte und Lesungen organisieren, Vorträge und Treffen zum Entdecken der Deutschsprachigen Gemeinschaft veranstalten. Auch das sei gerade in Brüssel wichtig. "Wo wir einfach eben schauen, dass unsere Kultur und Sprache hier auch einen guten Platz erhält, wo eben mannigfaltige Institutionen, Vertretungen, Lobby-Gruppen zusammenkommen."
Neben dem Alltagsgeschäft gibt es auch die besonderen Aufgaben, die jedes Jahr auf die DG-Vertretung warten. So auch in diesem Jahr. "Zum einen ist es uns eine große Ehre, dass die Staatschefs der deutschsprachigen Länder sich wieder in Belgien versammeln werden zu einem inoffiziellen Gipfel und da soll ein Arbeitstag dieses Gipfels in der Deutschsprachigen Gemeinschaft stattfinden." Den Gipfel vorzubereiten, das ist dabei die Aufgabe der Vertretung in Brüssel.
Johnen freut sich noch auf einen weiteren Höhepunkt des Jahres: "Das Jahr 2023 wird ja unter dem Zeichen der 50-jährigen Autonomie der Deutschsprachigen Gemeinschaft stehen. Und ich muss sagen, ich freue mich schon besonders auf die Vorbereitung für den 15. November, den Tag der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Unseren Festtag. Weil wir uns vorgenommen haben, dass wir ihn auch in einem besonderen Rahmen abhalten wollen." Details will Johnen dazu noch nicht verraten.
"Das Jahr wäre für mich ein erfolgreiches Jahr, wenn ich mit dem ganzen Team hier in Brüssel dazu beitragen kann, dass die Menschen in Ostbelgien am Ende des Jahres sagen: A, ich weiß jetzt ein bisschen mehr darüber, warum es eine Vertretung für Ostbelgien in Brüssel überhaupt gibt und was die da machen. Und B, ich kenne jemanden, der hat davon profitiert, was die da machen. Also wenn wir zu einem konkreten Mehrwert für die Menschen, aber auch für die Institutionen in Ostbelgien beitragen können."
Kay Wagner