Der allgemeine Tenor fällt positiv aus. Die verschiedenen Kulturakteure blicken zufrieden auf das vergangene Jahr. Von tollen Begegnungen mit Künstlern und Besuchern berichtet Jan Piette, Geschäftsführer von ArsVitha.
Und das trotz anfänglicher Unsicherheiten. "Wir haben uns eingestehen müssen, dass wir ein bisschen ratlos waren eingangs. Wir haben aber direkt die Entscheidung getroffen, uns möglichst breit aufzustellen, was das Kulturangebot angeht."
Bewusst wurden ganz unterschiedliche Veranstaltungen auf die Beine gestellt - von ausgelassenen Events bis hin zu intimen Konzerten. So wollte ArsVitha den unterschiedlichen Erwartungen der Besucher gerecht werden.
Auch bei Chudoscnik Sunergia war zum Kulturstart dieses Jahr noch nicht alles klar, wie Geschäftsführer René Janssen erklärt. "Von daher auch das ein oder andere Event vorsichtig kalkuliert. Insgesamt gesehen sind unsere Erwartungen übertroffen worden."
Ganz eingependelt hat sich die Kulturszene aber offensichtlich noch nicht. Das OstbelgienFestival hat dieses Jahr sein bisher umfangreichstes Programm auf die Beine gestellt. Die Säle seien aber nicht so voll wie noch vor einigen Jahren, berichtet ihr Geschäftsführer Steven Gass.
Von bequem bis interessiert
Heinrich Heimlich, künstlerischer Leiter beim Figurentheater Fithe, liefert einen Erklärungsversuch. "Ich vermute mal - das ist aber nicht belegt - dass die Leute ein Stück weit bequemer geworden sind und eher sagen: Ich muss nicht so oft mir kulturell was leisten, sondern ich gehe immer wieder mal und das reicht mir dann."
Kommen die Leute nicht zur Kultur, dann kommt die Kultur halt zu den Leuten. Eine der Hauptaufgaben von Fithe besteht darin, Kinder an Kultur heranzuführen. Der Kontakt zwischen Kindern und Kultur läuft über Programme wie "Kultur macht Schule". Schulen und Kindergärten zeigten sich dieses Jahr interessiert und nahmen die Angebote in Anspruch, so Heinrich Heimlich.
Mit Hinblick auf steigende Preise und enger werdende finanzielle Spielräume bei den Besuchern hat er eine klare Forderung. "Wenn die Familien sagen, dass es ihnen teuer ist, ihre Kinder selbst zu bilden, dann muss das in den Schulen und Kindergärten stattfinden."
Von anstrengend bis dankbar
René Janssen und Jan Piette glauben, dass die ostbelgische Kulturlandschaft sich in diesem Jahr aufs Neue beweisen konnte. "Wir sind schon überzeugt, dass ein Kulturbesuch nicht zu ersetzen ist. Da reichen die Videofilm-Abende nicht heran", ist René Janssen sicher.
Jan Piette fügt hinzu: "Andere wiederum merken jetzt gerade in diesen Zeiten, dass das eine Sache ist, die sie absolut nicht missen wollen und gerade da sehr großen Wert drauf legen, dass das soziale Leben unangetastet bleibt - trotz der vielen Einschränkungen."
Trotzdem werden die Kulturakteure sich auch in Zukunft ständig neu orientieren müssen. Eine Arbeit, die sich am Ende aber lohnen könnte. "Insgesamt war es ein sehr anstrengendes Jahr - aber so ziemlich die dankbarste Kulturarbeit, die wir miterleben durften", fasst Jan Piette zusammen.
Andreas Lejeune