Mit klaren Worten und deutlicher Symbolik waren die Vertreter der CSC unterwegs. Der Bürger dürfe nicht weiter ausbluten, gar von Aderlass ist die Rede. Harte Worte, die sicherlich das Empfinden derer entspricht, die sich aktuell am Monatsende zwischen heizen und essen entscheiden müssen.
"Wir sind heute in der ganzen Provinz Lüttich - das heißt Eupen, Verviers und Lüttich - unterwegs", erklärt Marc Niessen, der Regionalsekretär der CSC Liège-Verviers-Ostbelgien. "Wir klopfen bei den Regierungsparteien Ecolo und PS an. Bei denen haben wir das Gefühl, dass sie bereit sind, etwas zu bewegen - gerade in Sachen Lohnnorm, aber auch im Bereich der Energiekrise."
"Wir wollen sie davon überzeugen, dass sie auf föderaler Ebene mehr Druck machen müssen. Die Menschen müssen entlastet werden und der Knebel, der die Löhne und Gehälter in Belgien fesselt, muss abgezogen werden." An dieser Front täte sich zu lange schon nichts. Deswegen auch der reichlich mit blutstillenden Accessoires gefüllte Erste-Hilfe Kasten.
"Das Gesetz über die Lohnnorm gibt es schon lange. Es ist 2017 allerdings verschärft worden. Seitdem sind freie Tarifverhandlungen in Belgien nicht mehr möglich."
Mittlerweile wird Belgien auch international gerügt. Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) hat die Föderalregierung vor kurzem aufgefordert, dahingehend Maßnahmen zu ergreifen. Es soll sichergestellt werden, dass die Sozialpartner frei über die Kriterien entscheiden können, auf die sie ihre Verhandlungen über Lohnentwicklungen auf sektorübergreifender Ebene stützen.
Von Krise zu Krise wird eine solche Entwicklung herausgezögert. "Gleichzeitig sehen wir, dass die belgische Wirtschaft insgesamt - und da rede ich nicht von einzelnen Betrieben, denen es durchaus schlecht gehen kann - letztes und sogar dieses Jahr Rekordgewinne einfährt. Auf Kosten der hart arbeitenden Bevölkerung werden die in Dividenden ausgezahlt werden. Wir sagen: Das muss sich dringend ändern."
Im Hinblick auf die aktuell stark gestiegenen Energiekosten mahnt die CSC zusätzlich: Die einkommensärmeren Bevölkerungsschichten müssen unterstützt werden, sei es über die Eindämmung der Kosten oder die Möglichkeit, Lohntarife den steigenden Gewinnen anzupassen.
Christoph Heeren