Wo normalerweise Touristen empfangen werden, sollen ab dem 4. April ukrainische Flüchtlinge eine vorübergehende Unterkunft finden. Der sonst für Veranstaltungen vorgesehene Mozartsaal wird dafür zum Empfangszentrum umfunktioniert. Hier ist die erste Anlaufstelle für die Flüchtlinge. "Die kommen ja aus Brüssel. Dort werden sie in Belgien registriert. Dann registrieren wir sie hier als Gäste, dann bekommen sie ihr Zimmer, am nächsten Tag können sie sich in der Gemeinde registrieren, damit sie Hilfe vom ÖSHZ bekommen", sagt Jérôme Michel, Koordinator im Aufnahmezentrum Worriken
Bis zu 200 Menschen können in Worriken aufgenommen werden. In einer ersten Phase werden ein Drittel der Plätze in den Gruppenunterkünften zur Verfügung gestellt und zwei Drittel in den Ferienhäusern. Die sportpädagogischen Aufenthalte für Schulklassen und andere Gruppen will die Leitung von Worrken zum größten Teil aufrechterhalten. Ob der Privattourismus weiter laufen kann, ist noch unsicher.
"Wir wissen natürlich, dass am 4. April die Osterferien beginnen. Da hat es in den letzten Tagen schon Absagen von unserer Seite gegeben. Wir werden in den nächsten Tagen Kunden in Kenntnis setzen, ob ihr Aufenthalt stattfinden kann oder nicht", so Björn Pfeiffer, Leiter Worriken.
Soziale und psychologische Begleitung
Die Flüchtlinge sollen in Worriken nicht nur Unterkunft und Verpflegung erhalten. Auch eine soziale und psychologische Begleitung von traumatisierten Menschen ist vorgesehen, erklärt Antonios Antoniadis, Minister für Gesundheit und Soziales in der DG. "Hier werden verschiedene Sozialdienste sein, darunter SOS Hilfe. tägliche Sozialarbeit. Für Traumaarbeit ist Personal vom Begleitzentrum Ostbelgien vorgesehen."
Im Mozartsaal werden die verschiedenen Dienststellen ihre Büros aufbauen. So können die Menschen ihre Behördengänge vor Ort erledigen. Neben Gemeindeverwaltung, ÖSHZ, Krankenkassen und anderen Einrichtungen wird auch das Arbeitsamt hier Ansprechpartner haben.
"Die ukrainischen Flüchtlinge haben ein besonderes Schutzstatut. Was dazu führt, dass sie nach der Erstregistrierung in Belgien einen sogenannten unbegrenzten Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Das führt dann dazu, dass sie eingetragen werden bei uns im Arbeitsamt und Erstberatung erfahren und in späteren Schritten wie andere Arbeitssuchende Möglichkeit einer weiteren Qualifizierung erhalten können, um dann den Schritt in den ersten Arbeitsmarkt zu gehen", so Isabelle Weykmans, Ministerin für Beschäftigung in der DG.
Betreuungsstrukturen erweitern
Es werden überwiegend Frauen sein, die hier unterkommen. Damit die Mütter ihre Behördengänge erledigen können, wird in Worriken ein Kinderhort für die Kleinsten eingerichtet, sagt Lydia Klinkenberg, Ministerin für Bildung und Erziehung. "Aber wir werden auch Betreuungsstrukturen erweitern dahingehend, dass wir rechtlichen Rahmen ausweiten, sodass Tagesmütter bis zu sieben Kinder betreuen können und in der außerschulischen Betreuung werden wir die Höchstnorm aussetzen."
Für die älteren Kinder muss der Schulbesuch organisiert werden. Schon jetzt weiß man, dass rund 30 Prozent der ankommenden Flüchtlinge Kinder unter zwölf Jahren sein werden. Um den Empfang in den Schulen trotz Lehrermangels zu bewältigen, wird zusätzliches Personal für die Sprachlernklassen benötigt. Dazu hat die DG bereits einen Aufruf gestartet, so Lydia Klinkenberg weiter. "Längerfristig erwarten wir bis zu 650 Schüler. Das wird eine enorme Herausforderung für unsere Schulen. So viele erstankommende Schüler hatten wir noch nie. Seit Wochen sind wir dabei, vorzubereiten. So lange wir nicht wissen, welches Alter die Schüler haben, wie viele es insgesamt sein werden, können wir die Situation nicht richtig einordnen."
Herausforderung für Bütgenbacher Gemeindeverwaltung
Eine Herausforderung wird der Empfang der Flüchtlinge auch für die Bütgenbacher Gemeindeverwaltung und das ÖSHZ. Personelle Unterstützung soll es von anderen Dienststellen geben. In Bütgenbach hat man aber bereits einschlägige Erfahrungen. Bürgermeister Daniel Franzen war 2015 persönlich in den Aufbau des Flüchtlingszentrums im Lager Elsenborn involviert. "Das war ja ein Flüchtlingszentrum, aber nicht vergleichbar. Die Kundschaft ist anders. Familiärer." Aus den Erfahrungen von damals habe man Lehren gezogen. So werde es jetzt personelle Kontinuität und eine straffere Organisation mit klarer Struktur und festen Ansprechpartnern geben.
Trotz eines großen ehrenamtlichen Engagements gehe es nicht ohne die finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand, betont Ministerpräsident Oliver Paasch. Die DG werde die notwendigen Mittel bereitstellen. Das werde nicht zu Lasten der Bevölkerung gehen. "Im Gegenteil. Wir werden einige Maßnahmen vorziehen, um das Dienstleistungsangebot zu verbessern: Bildung, Soziales, erhalten zusätzliche Mittel. Die DG verfügt über ausreichende Mittel. Wir können uns Solidarität leisten. Klar ist, dass wir an haushaltspolitischen Zielen festhalten. 2025 einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren wird uns gelingen."
In Worriken ist man zuversichtlich, den Empfang der Flüchtlinge zu bewältigen. Am 4. April werde das Aufnahmezentrum startklar sein, versichern alle Beteiligten.
Michaela Brück