In den Prozess zur Neuorientierung der Schwesterpartei ist die CSP nicht näher eingebunden worden. Zur Vorstellung des neuen Erscheinungsbildes war sie aber selbstverständlich eingeladen. Auch an der Zusammenarbeit soll sich erst einmal nichts ändern, sagt Jérôme Franssen, Präsident der CSP, im ausführlichen Interview beim BRF.
Wie finden die ostbelgischen Christlich-Sozialen denn die Neuausrichtung der Schwesterpartei?
Die CSP ist ohnehin seit 1971 eine eigenständige Partei und ist mit der CDH beziehungsweise vorher der PSC eng verbunden gewesen. Vor allen Dingen auf der Grundlage natürlich auch der programmatischen Ausrichtung. Im Hinblick darauf, dass diese Partei weiterhin zentristisch bleibt und proeuropäisch im Rahmen der EVP können wir natürlich auch mit "Les Engagés" weiter zusammenarbeiten. Natürlich müssen wir jetzt auch schauen, inwieweit die Frage des C, im Sinne des christlichen Personalismus, weiterhin Bestandteil der Statuten ist.
Wird es nicht schwieriger, Schnittmengen zu finden, wenn sich eine Schwesterpartei zunehmend verändert, von ursprünglichen Gemeinsamkeiten wie diesem christlichen Personalismus Abstand gewinnt?
Zu diesem Erneuerungsprozess gehört auch ein Manifest, das jetzt Gegenstand einer Diskussion bis zum 14. Mai sein wird. In diesem Manifest sind viele Ideen festgeschrieben: Es geht um den Erhalt der Mittelschicht, es geht um die Souveränität Europas, es geht aber auch um die Regeneration von verschiedenen Bestandteilen unserer Gesellschaft. Das sind alles Themen und auch Ideen, die dort festgehalten sind, die auf jeden Fall diskussionswürdig sind.
Auf jeden Fall sind auch ein paar Punkte drin, wo wir in gewisser Weise heute schon wissen: Okay, das ist nicht unsere Position. Und wir werden natürlich auch bei uns parteiintern diskutieren, wie wir zu diesen Ideen stehen.
Ihrer Schwesterpartei ging es offenbar um eine neue Sichtbarkeit. Da wurde auch die Parteifarbe geändert, bisher war es Orange wie bei der CSP, jetzt Türkis bei "Les Engagés". Es gibt ein neues Logo der Partei. Der Name kann gegendert werden. Sind das Schritte, die Sie als CSP in Ostbelgien bereit sind mitzugehen?
Wir werden jetzt weder den Namen noch die Farbe ändern. Die CSP bleibt da an der Stelle auch die CSP! Wir werden im Vorstand noch einmal beraten. Die ersten Rückmeldungen innerhalb der Partei sind aber in diesem Tenor. Also da gibt es keine Diskussion, ob sich die CSP jetzt in irgendeiner Form neu aufstellen müsste.
Stephan Pesch
"Les Engagés"?!?
Eine reine Männerpartei? So was!
Warum nicht "Les Engagées et les Engagés" oder "Les Engagé[e]s"?
Ob das die "Wählerinnen und Wähler" vom Stuhl reißt?
Man darf zweifeln. Bis jetzt hatte die Umbenennerei der PSC/CdH nichts gebracht. Im Gegenteil:
1978: 560000 Stimmen, 10%, 25 Sitze
2019: 219500 Stimmen, 3,70%, 5 Sitze auf 150 im Abgeordnetenhaus.
Im Wallonischen Parlament:
2009: 60500 Stimmen, 14,80%, 11 Sitze von 89
2019: 29400 Stimmen, 7.6%, 6 Sitze
Und die sich selbst treu gebliebene CSP in der DG?
1995.: 36% der Stimmen, 10 Sitze
2019: 23%, 6 Sitze auf 25.
Alter Wein in neuen Schläuchen, dem Zeitgeist oder dem "man-macht-das-heute-so" geschuldet. Inklusive Genderei.
Dabei ist es grundsätzlich nicht falsch, mit der Zeit zu gehen und sich den Veränderungen zu stellen. Aber glaubwürdiger als ein neuer Anstrich wären Erhalt und Verbesserungen der Substanz.