Vor rund einem Monat ist in der Eupener Unterstadt eine Anlaufstelle für Hochwasseropfer in Betrieb genommen worden. Viertelkoordinator Guy Adrian hilft den Menschen. Doch welche Hilfe gefragt ist, erfährt er erst von den Besuchern.
"Teilweise kommen Leute, nur um 15 Minuten zu reden oder ihre Probleme zu schildern. Die meisten kommen mit konkreten Anliegen. Fragen zur Energie oder wo man Prämien anfragen kann. Normalität ist leider noch immer nicht eingekehrt. Viele geben das auch offen zu. Sie haben psychische Probleme. Teilweise sind sie traumatisiert. Ich glaube, dass es bei vielen noch gar nicht angekommen ist. Da steht diese Phase noch aus. Das ist nicht schön."
Auch Michael Jerusalem hat sich sein Rentnerdasein anders vorgestellt. Seit Monaten arbeitet er in dem Haus, das schon seinen Eltern gehört hat. "Renovieren ist eine Sache, aber wir reparieren ja. Nach einem halben Jahr Arbeit hoffen wir, dass nicht noch ein halbes Jahr vor uns liegt. Ich und meine Frau sagen: 'Wir wünschen uns unser bisheriges Leben zurück.' Wir sind jeden Tag - manchmal auch sonntags - hier zum Arbeiten."
Das geht an die Substanz. Was ihn ärgert ist, dass er sich als Vermieter alleine gelassen fühlt. "Ein Unternehmer bekommt eine Unterstützung. Warum ein Vermieter nicht?"
Michael Heinen ist der Mieter von Michael Jerusalem. Zur Zeit ist er in einer Notwohnung in Raeren untergebracht. Doch er zählt die Tage, bis er wieder nach Hause kann. "Ich bin froh, wenn ich wieder zur Unterstadt kommen kann. Ich habe momentan eine schöne Wohnung in Raeren, aber meine Heimat ist halt Eupen." Michael Heinen hat viel Verständnis für seinen Vermieter.
Dass das nicht immer so glatt läuft, weiß Guy Adrian aber auch. "Es gibt auch Streit bei Nachbarn. Im schlimmsten Fall muss ein Ombudsmann vermitteln."
Für Streit ist keine Zeit. So schnell wie möglich nach Hause - das ist das Ziel von Michael Heinen. "Wir hatten anfangs gehofft, dass ich Ende Januar einziehen kann. Doch die Handwerker und Material fehlen. Aber zaubern kann mein Vermieter auch nicht."
Manche sind gegangen, um nicht zurückzukommen. Auch diese Geschichten gibt es. Bei aller Solidarität trübt das auch die Stimmung.
"Es ist wie tot. Hier tut sich nicht viel", sagt Yvonne Brüll, Eupener Unterstädterin seit 55 Jahren. "Leute, die nicht zurück in ihre Wohnung können, haben es schwer."
Auf Hilfe angewiesen sind viele. Zum Glück gibt es unbürokratische Lösungen, sagt Guy Adrian. Man kann seine Hilfe auch bei ihm anbieten. Wie lange die Dienste der Anlaufstelle noch gebraucht werden, bleibt abzuwarten. "Wir werden auf jeden Fall bis Ende des Jahres hier im Pavillon sein, mit einer Option für ein zweites Jahr."
Manuel Zimmermann
Nehmen Sie sich Zeit, wenn Sie die Muse küsst und lesen Sie genau.
Dann bemerken Sie die Unsinnigkeit dessen, was da geschrieben oder beschrieben werden sollte.
Der Pavillon nebst dem Angebot ist für uns Unterstädter Quatsch.
Nimmt Platz weg und schafft keine neuen Perspektiven.
Für das Geld hätte man schon ne neue Fassade errichten können...
Und der Unterstädter Markt n Platz zurück.
So ein Blödsinn was da läuft...
Egal wo wir zum Zeitpunkt der Todesflut wohnten, ich glaube wir haben mehr oder weniger identisch erlebt. Für mich persönlich war es sehr traumatisch. Es wurde eine direkte Hilfe eines Fonds versprochen. Leider wohnte ich ein Dorf weiter, Limbourg anstatt Baelen. Limbourg fiel angeblich nicht in den Bereich des Fonds, laut CPAS Limbourg. Ich musste 10 Tage mit meinem Sohn im Schlamm stehen, wir haben versucht Tag für Tag unsere Habseligkeiten zu retten, meistens ohne Erfolg. Die Versicherung bezahlt deine Arbeitszeiten nicht wenn du es nicht geschafft haben solltest dein Gut zu retten, nur das Eine nicht das Andere.
Wir haben Tage mit unserer Kraft, trotz Trauma versucht in diesem Dreck ein bisschen Erinnerung zu erhalten. Sollen wir glücklich sein dass auch die Versicherung uns nur das wenigste ausgleicht. Wir waren zum Tode verurteilt und keiner fühlt sich verantwortlich denn wir überlebten.