"Hier ist wirklich die Kultur und das Kino geopfert worden - und das ist für uns total unverständlich." Rainer Stoffels bringt noch einmal die allgemeine Stimmung im Kultursektor auf den Punkt. Der Betreiber des Kinos Scala muss den Filmbetrieb wieder für mindestens einen Monat einstellen.
Nachvollziehen kann er das nicht, "weil eigentlich alle Indikatoren dahingingen, dass Kinos und Kulturveranstaltungen an und für sich keine Pandemietreiber sind", so Stoffels. "Und das wird durch alle verfügbaren wissenschaftlichen Studien bewiesen." Dementsprechend unerwartet trifft die Entscheidung den Sektor. Der habe sich stets an die Vorgaben gehalten und ein sicheres Umfeld geschaffen, betont Rainer Stoffels.
Das unterstreicht auch Roger Hilgers, Spieler und Geschäftsleiter des Agora-Theaters. Unter den Umständen findet Roger Hilgers es noch schwerer, die Entscheidung nachzuvollziehen. "Wenn es nicht auf wissenschaftlicher Grundlage ist, was ist es dann? Was ist das für ein politisches Signal", fragt Hilgers. "Wir haben die Sorge im Kultursektor, dass das nachhaltig zur Verunsicherung der Menschen beiträgt und dem Kultursektor noch langfristig erheblichen Schaden zufügt durch fehlende Zuschauer, die dann nicht mehr zu uns kommen."
Das Agora-Theater sollte mit drei Stücken an dem Festival "Noël du théâtre" teilnehmen. Das ist nun nicht mehr möglich. Anfang Januar sollte das Stück "Der Drache" der jungen Agora Premiere feiern. Auch das ist nicht möglich.
"Man hat ja auch einen gewissen Spannungsbogen bis hin zur Premiere. Und wenn man die jetzt so kappt, das haben wir leider schon häufig machen müssen in den vergangenen zwei Jahren, ist das nicht so einfach. Weil es zielt darauf ab, dem Zuschauer zu begegnen und das Stück zu zeigen", so Hilgers. "Motivation lebt durch Erleben. Und wenn man das Erlebnis mit den Zuschauern nicht hat, dann sinkt die natürlich auch."
Ähnlich schnell dürfte die Motivation auch beim Zirkus Armany sinken. Am Sonntag tritt die Schließung in Kraft. Bis dahin plant der Zirkus, der momentan in Eupen gastiert, noch drei Aufführungen. Was danach folgt, ist die Unsicherheit. "Das ist das ganze Problem. Wir haben sehr viele Unkosten", sagt Timo Neigert vom Zirkus Armany. "Wir haben sogar für die Bedürftigen, die Flutopfer hundert Freikarten zur Verfügung gestellt. Die können jetzt auch alle nicht kommen."
Nicht nur über den Stellenwert der Kultur an sich machen sich die Akteure Gedanken. Auch die Folgen für die gesamte Gesellschaft spielen eine Rolle, wie Rainer Stoffels findet. "Es wird gesagt, in diesen Zeiten von Pandemie ist Kultur und Kino Balsam für die Seele. Das gehört auch dazu, um zu helfen, dass die Leute in sicherer Form Gemeinschaft erleben können. Wenn man das streicht, dann nimmt man noch einen wichtigen Aspekt mit für das Wohlbefinden."
Dieser wichtige Aspekt wird nun fehlen. Die Maßnahme gilt voraussichtlich bis zum 28. Januar.
DG-Regierung verlängert Unterstützungsmaßnahmen
Nach den Beschlüssen im Konzertierungsausschuss hat die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft beschlossen, die Unterstützungsmaßnahmen für den Kultursektor auch im kommenden Jahr weiterzuführen. Dazu zählt die Zuschussgarantie für professionelle Kulturanbieter, Kulturzentren und kreative Ateliers. Ausfallhonorare und Auftrittsförderung für Künstler soll es ebenfalls weiterhin geben, genauso wie finanzielle Hilfe für Kinos. (mitt/rasch)
Andreas Lejeune
Unverständlich. Gerade diese Art Kultur gehört zum Salz unserer Gesellschaft. Ich schüttele nur noch den Kopf und beim Stichwort Corona in den Medien schalte ich inzwischen schnell ab.
Hallo Ralf!
Erinnerst Du Dich an Deinen Kommentar vor wenigen Wochen, als Du von den maskenlosen Niederlanden berichtet (geschwärmt?) hast?
In den Niederlanden gibt es seit letztem Wochenende einen harten Lockdown…
Betroffen sind Gastronomie, Kultur, Sport und Einzelhandel. Geöffnet sind nur noch Geschäfte des täglichen Bedarfs. In Dänemark ein ähnliches Bild, der Einzelhandel bleibt jedoch unter Auflagen geöffnet.
Die Schließung eines Teiles der „Konsumkultur“ (sorry, dies sagt ein eifriger Kulturkonsument) in Belgien ist ungerecht und ärgerlich und sind nicht alle Schließungen gleich welcher Sektoren aus der Sicht der Betroffenen wie der Nutzer ungerecht, ärgerlich und schlimmer noch, existenzbedrohend?
Aber wäre es gerechter - wie in den Niederlanden - einen vollständigen Lockdown zu beschließen?
Oder sollte man keinerlei Maßnahmen ergreifen und der Dinge harren, die da lauern?
Was wäre, wenn in 3 Wochen die Krankenhäuser wieder volllaufen und systemrelevante Sektoren wegen Personalmangels lahm gelegt würden?
Die Kritik an die tatenlose Regierung wäre (auch von M.Gilbert) ohrenbetäubend.
Frohe, gottlose Weihnacht 🎄🎄🎄
Herr Leonard.
Gottlose Weihnachten ? Haben Sie anstatt einer Krippe ein Portrait von Gretchen unterm Weihnachtsbaum stehen ?
@ Scholzen Eimerscheid, nein, ein Portrait des heiligen Marcelus Scholzensis Eimerscheidus... 😂
Frohe Wintersonnenwende.
Herr Hezel.
Frohe (keine Ahnung was)Tage.
Sie feiern also die Wintersonnenwende. So so....
Wintersonnenwende?
Moment mal, da war doch was?
Julfest hieß das früher, in dunklen, unseligen, gottlosen Zeiten.
Da verbringe ich doch lieber eine frohe, gesegnete Weihnachtszeit...
Aber jedem, wie es ihm beliebt.
Einige Tipps dazu:
"Julkranz binden aus Immergrün
Juldekorationen aus natürlichen Materialien basteln: mit Kiefern, Zimtstangen
Einen lebenden Baum schmücken
Julscheit backen (Weihnachtsbaumstamm - Bûche de Noël)
Mistelzweig aufhängen
Rückkehr der Sonne willkommen heißen
Julblock für 12 Tage & Nächte brennen lassen
Wintersonnwendfeuer "
Wikipedia bietet viel Interessantes dazu.
U.a. dies: "Auch in der Wicca-Hexenreligion ist das Julfest eines der acht Feste des Jahreskreises, an dem mit der Wintersonnenwende die Wiedergeburt des geopferten Jahresgottes bzw. der Tod des Stechpalmenkönigs (Gott des abnehmenden Jahres) und dessen Ablösung durch den Eichenkönig (Gott des zunehmenden Jahres) gefeiert wird."