"Schwierig! Es ist nicht dasselbe wie in den anderen Jahren. Aber man muss das Beste daraus machen", sagt Roland Kerrens, wenn er an die Feiertage denkt. In seinem alten Zuhause kann er nicht mehr Weihnachten feiern. Es ist der Flut zum Opfer gefallen. "Ich wohnte genau am Kabelwerk unten. Es ist alles zerstört worden. Die Häuser werden wahrscheinlich abgerissen", erzählt er. "Ich bin froh, dass ich als Flutopfer hierher kommen konnte."
Roland Kerrens ist einer von vielen Menschen aus der Eupener Unterstadt, die von der Hochwasserkatastrophe im Juli betroffen waren und beim Roten Kreuz in Eupen Hilfe erfahren. "Aber wir dürfen auch nicht die Leute aus Nispert vergessen. Da gibt es auch viele Leute, die Hilfe brauchten", sagt Nathalie Johnen. Sie ist eine der vielen Freiwilligen beim Roten Kreuz. Seit dem Sommer ist sie dort im Einsatz.
Als Unterstädterin fühlt sie sich eng mit den Hochwasseropfern aus ihrem Viertel verbunden und weiß um deren schlimme Situation. "Viele sind zurückgekehrt, aber die Wohnungen sind natürlich nicht in einem guten Zustand", erzählt sie. "Viele Leute sind aber auch in Notunterkünften und hoffen aufs Frühjahr und den Sommer, dass ihre Wohnungen dann wieder in Ordnung sind und sie wieder zurückkehren können."
Auch wenn Nathalie Johnen selbst nicht vom Hochwasser betroffen war, empfindet sie die Situation in der Unterstadt immer noch als bedrückend. "Gerade abends, wenn ich an Häusern vorbeifahre und es dort dunkel ist. Es ist irgendwie ein beklemmendes Gefühl. Die Weihnachtsbeleuchtung macht es etwas netter, aber es ist schwierig alles."
Der Bedarf an Hilfe ist nach wie vor da, stellt Nathalie Johnen fest. Immer wieder kommen Bedürftige zur Anlaufstelle des Roten Kreuzes am Limburger Weg. Vor allem Lebensmittel, Reinigungs- und Hygienartikel werden gebraucht. In der Kleiderabteilung ist es etwas ruhiger geworden.
Sehr gut angekommen ist auch der Weihnachtsbasar, den Nadja Brammertz organisiert hat. Dafür ist viel gespendet worden. Weil viele Menschen in der Flut ihre Habseligkeiten und damit auch Weihnachtsschmuck verloren hatten, war die Nachfrage entsprechend groß. Zwischen 50 und 60 Familien sind zum Basar gekommen. "Der Anklang war sehr groß, die Freude war sehr groß und ich denke, dass wir mit dieser Aktion viele Menschen glücklich gemacht haben."
Nadjas Augen leuchten, wenn sie über ihr Engagement spricht. Auch sie ist Unterstädterin und durch die Hochwasserkatastrophe zum Ehrenamt gekommen. "Ich bin nach wie vor viel in der Unterstadt unterwegs und versuche, Kontakt zu halten zu vielen Familien, zu hören, was nötig ist und womit ich eine Freude machen kann." Der persönliche Kontakt ist ihr wichtig. Am vergangenen Wochenende hat Nadja Brammertz im Namen des Roten Kreuzes 80 Weihnachtstüten in der Eupener Unterstadt verteilt. "Die Leute haben sich unheimlich gefreut."
Den Menschen Mut machen - das ist ebenso wichtig wie die materielle Hilfe, so die Erfahrung der Ehrenamtlichen beim Roten Kreuz. Dafür ist auch Roland Kerrens dankbar. Er hat jetzt eine neue Unterkunft gefunden und geht mit Zuversicht in das neue Jahr. "Ich habe ein neues Haus erhalten vom Kabelwerk. Das war auch viel Arbeit, aber es ist geschafft. Man muss jetzt nach vorne gucken. Es wird wieder gehen."
Michaela Brück
Ja nach 5 Monaten bleibt es immer noch schwierig. Die Feuchtigkeit ist noch in den Räumen.
Meine Hoffnung war, dass um Weihnachten wieder alles sei wie vor dem 14/7.
Ist aber dem nicht so, wir können nicht das Wohnzimmer nutzen.
Wir versuchen das Beste draus zu machen und hoffen, dass in den ersten Monaten des nächsten Jahres wieder die Normalität zurückkommt und alles wieder repariert und renoviert ist.
R.I.P. Angelo Heuer
* 07.09.1999 + 14.07.2021