"Raeren hat gesunde Finanzen und nutzt seinen Gestaltungsspielraum", so fasst Bürgermeister Jérôme Franssen den Haushaltsplan für das kommende Jahr zusammen. Die Mit-uns-Opposition hingegen vermisst Projekte und beklagt, dass viele Vorhaben schon unter der alten Mehrheit geplant waren. Einig sind sich alle Fraktionen, dass die Kostenexplosion bei den Rettungsdiensten auf Dauer unhaltbar wird.
Rund 270.000 Euro hat Raeren dieses Jahr für die Hilfeleistungszone ausgegeben, 2024 sollen es weit über 800.000 Euro sein. Grund sind die gestiegenen föderalen Anforderungen an die Feuerwehr, die sich immer mehr Richtung Berufswehr entwickelt. Ein Problem, mit dem alle ländlichen Regionen des Landes zu kämpfen haben. Hier müsse auf allen Ebenen Lobby-Arbeit für ländliche Gegenden betrieben werden, so der einhellige Tenor.
Über 11.000 Einwohner zählt Raeren seit Oktober und die Gemeinde wächst weiter. Daher gelte es, in die Infrastruktur zu investieren, sagt Franssen, allen voran in die Schulen, aber auch die Mobilität und Sporthallen. In der Verwaltung und den Schulen will die Mehrheit die Digitalisierung vorantreiben. Gerade für die Schulen sei der Betrag mit 25.000 Euro aber viel zu niedrig angesetzt, sagt die Mit-uns-Opposition.
Zu wenig Geld fließt ihrer Meinung nach auch in den Straßenunterhalt. Zudem verlaufe der Ausbau der Kanalisation zu langsam. Bürgermeister Franssen hält dagegen: Er wolle nur die Projekte in den Haushalt schreiben, die man auch umsetzen könne. Gerade bei der Kanalisation seien die Pläne aber noch nicht soweit.
Windpark
Für das Windparkprojekt im Raerener Wald gibt es viele hochkarätige Interessenten. Das bestätigte Schöffe Ulrich Deller am Mittwoch in der Gemeinderatssitzung. Acht namhafte Unternehmen aus der Windkraftbranche hätten mit detaillierten Fragen ihr Interesse gezeigt. Die Frist, Angebote abzugeben, läuft am 23. Dezember ab. Dann sollen Experten helfen, das beste Angebot auszuwählen. Raeren will im Wald mehrere Windräder errichten lassen, wobei die Gemeinde direkt an den Einkünften aus der Stromproduktion beteiligt sein will.
Hochwasser
Raeren erhält von der Wallonischen Region 59.000 Euro für den Hochwasserschutz. Die Gemeinde will das Geld nutzen, um eine Hochwassersimulation erstellen zu lassen. Damit sollen die Gebiete erkannt werden, in denen eine Überschwemmung droht. Darüber hinaus investiert Raeren im kommenden Jahr 500.000 Euro aus eigenen Mitteln in konkrete Baumaßnahmen gegen Überschwemmungen.
Steuer auf leer stehende Wohnungen
Eigentümer von leer stehenden Appartements in Raeren müssen ab dem kommenden Jahr eine zusätzliche Steuer zahlen. Sie beträgt im ersten Jahr 700 Euro pro leer stehender Wohnung und steigt in den folgenden Jahren an. Bisher besteuert Raeren Wohnungsleerstände mit 80 Euro pro laufendem Meter Hausfassade. Mit der neuen Steuer will Raeren den Druck auf Eigentümer erhöhen, ungenutzten Wohnraum zu vermieten, bzw. Ruinen zu sanieren oder abzureißen.
Bahnhof
Raeren kauft Gelände am Bahnhof. Dabei handelt es sich um eine Fläche von über 18.000 Quadratmetern. Darauf befinden sich auch die Werkshalle und die historische Drehscheibe für Lokomotiven. Bisherige Eigentümerin ist die Deutschsprachige Gemeinschaft. Sie gibt das Gelände für einen symbolischen Euro ab. Raeren plant, das Areal um den alten Bahnhof touristisch weiter aufzuwerten.
Olivier Krickel