Auf der einen Seite der Weser Pepinster mit Arbeitern, Maschinen, Politikern und Journalisten. Auf der anderen Uferseite Goffontaine und seine Anwohner. Das Hochwasser von Mitte Juli hatte die Brücke von Louheau zerstört. Beide Orte wurden voneinander abgeschnitten. Fünf Monate sind seitdem vergangen.
Seit letzter Woche gibt es nun eine neue, provisorische Brücke. "Man muss sich vorstellen, dass wir hier in Goffontaine 30 Kilometer fahren mussten, um ein Brot in Pepinster zu kaufen. 15 Kilometer hin, 15 Kilometer zurück", beschreibt Anwohner Michel Raskin.
"Mein Sohn auf dieser Seite ist mit dem Bauern-Sohn von gegenüber befreundet. Das sind eigentlich nur 500 Meter. Aber jetzt mussten wir hin und zurück 30 Kilometer fahren. Seit einer Woche haben wir wieder eine Heizung zuhause. Aber diese Brücke ist genauso wichtig wie die Heizung."
"Das hier gibt uns Hoffnung", ergänzt Nachbar Jean-Paul Wagner. "Es tut einfach gut. Zwei, drei Monate lang haben wir hier niemanden gesehen. Niemanden. Wenn wir nicht die Hilfe aus Flandern gehabt hätten, dann wäre vielleicht noch nichts passiert."
Mit der Brücke werden die beiden Ortschaften nun wieder verbunden. Dabei ist es eine provisorische Lösung. Der Bau einer neuen, definitiven Brücke soll in zwei Jahren abgeschlossen sein. Gearbeitet wird auch an den Ufern. Sie müssen abgesichert werden.
"Die Wallonische Region wird die Arbeiten durchführen. Wir rechnen mit Kosten zwischen 400 und 600 Millionen Euro. Es gibt Uferabschnitte, die der Gemeinde gehören, die Privateigentum sind oder der Region gehören. Das Finanzielle wird sich regeln lassen", sagt der wallonische Ministerpräsident Elio Di Rupo.
Dabei laufen die Verhandlungen für die Kostenverteilung noch. Für die Instandsetzung der Uferabschnitte, die Privateigentum sind, sollen die Privateigentümer zahlen. "Die Anwohner müssen für die Instandsetzung ihrer Uferabschnitte aufkommen, da es ihr Eigentum ist und bleibt. Aber wir werden ihnen genügend Zeit geben, die Kosten zurückzuzahlen. Es geht darum, menschlich zu bleiben. Aber wir müssen auch schnell handeln, um die Sicherheit zu garantieren."
Langsam gehen die Aufbauarbeiten voran. Dabei gibt es in Pepinster noch jede Menge andere Baustellen, erklärt Bürgermeister Philippe Godin. "Es laufen gerade die letzten Abrissarbeiten. Wir müssen das Zentrum von Pepinster komplett neu gestalten. Und zwar so, dass wir auch die Lehren, die wir aus der Katastrophe gezogen haben, berücksichtigen."
"Wichtig ist auch die Begleitung der Bürger. Es wird lang. Viele Anwohner konnten noch nicht ihre Reparaturarbeiten tätigen. Ihre Häuser sind noch feucht, es gibt noch nicht überall Heizung. Und auch eine psychologische Unterstützung ist unerlässlich. Wer es wünscht, kann Kontakt mit uns aufnehmen. Wir haben Teams, um ihnen zu helfen", so Godin.
Menschen, die vom Hochwasser getroffen sind und keine Hilfen vom Roten Kreuz erhalten haben, soll auch finanziell geholfen werden: Alle Spendengelder, die die Gemeinde erhalten hat, werden integral an die geschädigten Anwohner ausgezahlt.
vedia/dop