Am Mittwochmorgen waren sie plötzlich da: Plakate auf den Scheiben der Gemeindeschule Herbesthal. Manche nach innen und manche nach außen gerichtet, alle von außen angebracht. Schulleiter Frédéric Straet kontaktierte direkt den Bürgermeister der Gemeinde Lontzen, Patrick Thevissen. Gemeinsam mit Straet entschied Patrick Thevissen dann das weitere Vorgehen.
"Wir haben direkt dann auch die Mitteilung an die örtliche Polizei weitergegeben", berichtet Thevissen. "Die hat dann auch Feststellungen vor Ort gemacht, weil wir meinen, dass zum einen eine Schule nicht dazu missbraucht werden soll, irgendwelche Propagandapapiere zu veröffentlichen - und zum anderen ist es doch eine Sachbeschädigung, wenn man Tapetenkleister auf Scheiben schmiert."
Dabei sind die Texte auf Französisch verfasst und beziehen sich auch zu großen Teilen auf Frankreich. Impfungen seien schädlich. Freiheiten sollten verteidigt werden, die durch Maßnahmen in der Corona-Bekämpfung eingeschränkt würden. Vor allem der Inhalt dieser Plakate und die Tatsache, dass sie an einer Grundschule aufgehängt wurden, befremdet alle Beteiligten.
"Man kann seine Meinungsfreiheit ausüben, aber man sollte auch das Wohlbefinden der Kinder und Lehrpersonen in den Schulen respektieren", findet der Bürgermeister.
Eine französische Internetseite wird genannt. Auch der Name, den der oder die Täter sich geben, stößt auf Unverständnis bei Patrick Thevissen: "Es wird dort auch eine Gruppierung 'la Rose Blanche' genannt. Das finde ich schon ziemlich befremdlich. Wenn man von 'la Rose Blanche' spricht, dann macht man sicherlich sehr einfach die Verbindung zur 'Weißen Rose' und zu Hans und Sophie Scholl. All diese Sachen sind sehr ungesund im Umfeld einer Gemeindeschule."
Jetzt liegt der Fall erst einmal in den Händen der Justiz und Bürgermeister Thevissen hofft, dass die Meinungsfreiheit in der Gemeinde Lontzen wieder im geregelten Maße ausgeübt wird.
Christoph Heeren