Aktuell steht Ostbelgien in der belgischen Inzidenz-Tabelle an der Spitze. Von den zehn Gemeinden mit den höchsten Inzidenzwerten sind vier ostbelgisch. Platz eins und drei gehen nach Amel und Burg-Reuland.
Auch an den ostbelgischen Schulen macht sich dieser Trend bemerkbar. Das bestätigt Murielle Mendez, Koordinatorin für Gesundheit bei Kaleido. Das Zentrum für die gesundheitliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen überwacht die sanitäre Lage in den Schulen.
"Wir haben schon gesehen, dass die Zahlen steigen. Dass die Tracer immer wieder Tage haben, wo sie sehr viele Fälle bearbeiten. Insgesamt haben wir jetzt seit dem 1. September 162 Fälle, das ist der aktuelle Stand."
Murielle Mendez warnt. Alleine am Montag habe Kaleido 22 Fälle bearbeitet. Dabei verteile sich das Infektionsgeschehen relativ gleichmäßig auf Primar- und Sekundarschulen.
Ein Trend hält weiter an: "Also wir hatten letztes Jahr auch schon eigentlich etwas mehr Fälle im Süden Ostbelgiens, das war auch schon der Fall. Das heißt, die Tendenz, die wir jetzt beobachten, hatten wir eigentlich auch schon letztes Jahr, dass der Süden leicht höher repräsentiert war."
Die aktuellen Zahlen halten auf Trab. Eltern müssen kontaktiert, Tests dokumentiert werden. Immer noch kommt es zu Klassenschließungen. Im Moment bleibt kaum Zeit für anderes. Hinzu kommt, dass Murielle Mendez und ihre Kolleginnen sich oft neu einarbeiten müssen.
"Die Verfahren ändern sich sehr oft. Und jedes mal müssen wir die Verfahren, die von Sciensano veröffentlicht werden, zu Papier bringen. Wir müssen die ganzen Tracer briefen. Es ist auch nicht immer so einfach, durch diese Verfahren klare Antworten auf alle Fragen zu bekommen. Man muss sich wirklich durch diese Verfahren durcharbeiten. Dann müssen die Briefe angepasst werden, um dann nochmal jede Situation zu dokumentieren, weil die Eltern ja einen Brief bekommen."
Das führt zu widersprüchlichen Informationen. Nicht nur unter der Eltern- und Lehrerschaft. Auch die Hausärzte wissen nicht immer, wer wann und wie getestet werden soll. Hier entstehen Missverständnisse und das führt zu Frust.
"Wir stoßen schon sehr regelmäßig auf sehr verärgerte Eltern. Wir verstehen das auch, weil es natürlich frustrierend ist, wenn nach so vielen Monaten eine Klasse geschlossen wird, und dass man dann wieder fragt, dass die Kinder getestet werden müssen. Dennoch, wir wenden diese Spielregeln nur an, wir sind nicht der Ersteller."
Auch deswegen hat Kaleido mit den Drive-Ins in St. Vith und Eupen kooperiert. Dort sollen nun die Testungen für die Schulen durchgeführt werden. Das entlastet einerseits die Hausärzte. Andererseits werden Prozeduren dadurch angeglichen. Zumindest fast.
"Das einzige Problem, das wir haben, ist, dass in Eupen leider Kinder unter sechs Jahren nicht getestet werden. Das heißt, wenn wir die Eltern bitten, die Kinder testen zu lassen, und die unter sechs Jahre sind, werden die in Eupen nicht im Drive-In getestet."
Nach anderthalb Jahren Pandemie gibt es in der Handhabung immer noch überraschende Unstimmigkeiten. Und es ist gut möglich, dass das noch eine Zeit lang so bleibt: "Dieses ganze Schuljahr wird das noch Thema bei uns sein", schätzt Murielle Mendez. "Ich weiß es wirklich nicht, wir haben wirklich immer gedacht, dass es das letzte Schuljahr sein würde. Ich denke keiner kann diese Frage momentan wirklich beantworten."
Andreas Lejeune
Ich glaube, dass nicht nur Kaleido viel Arbeit zu leisten hat, sondern auch die Schulen und insbesondere die Schulleiter, die die Eltern über Klassenschließungen informieren müssen (um nur einen kleinen Teil der Aufgaben zu nennen).
Ich frage mich ob es sinnvoll sein könnte, die 3G-Regel auch auf die Schulen anzuwenden! In Deutschland, Österreich oder auch Griechenland werden Schüler und Lehrer regelmäßig getestet. Unter Umständen ist ein Blick über den Zaun also hilfreich.
Sehr geehrter Herr Mattar,
Wenn Sie schon über den Tellerrand blicken, dann bitte nicht nur auf die Maßnahmen, sondern auch auf das entsprechende Ergebnis schauen. Die drei von Ihnen genannten Länder, allen voran Griechenland, weisen - im Gegensatz z.B. zu Schweden - seit einem halben Jahr eine stetig steigende kumulierte Übersterblichkeit auf.