Mitten im Nirgendwo, auf einer riesigen Wiese am Rande von Ouren stehen vier Herren im Kreis um einen Stein. Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Stein, sondern um einen von vielen viereckigen Steinen, die die Grenze zwischen Belgien und Deutschland markieren. Die Herren, zwei Mitarbeiter des belgischen Ministeriums für Finanzen und zwei Vermesser vom Katasteramt Westeifel-Mosel aus Deutschland, mustern einen Stein, der die Nummer 22 trägt.
Christian Weides, einer der deutschen Kollegen erklärt, was jetzt eigentlich an diesem Grenzstein gemacht wird. "Erstmal dokumentieren wir, was mit den Steinen ist. Hier an diesem Stein ist eine Ecke abgebrochen. Dann wird der Stein gesäubert. Und dann wird das D für Deutschland, das B für Belgien und die Nummer werden überpinselt."
Und das kann dann schon mal etwas Zeit in Anspruch nehmen. Das Pinseln geschieht aus der Hand, ohne Schablone. Neben Nummer und Buchstaben erhalten die Steine auch oben drauf einen weißen Strich. Er deutet die Richtung an, in der die Grenze verläuft. Damit wissen alle Beteiligten auch, in welche Richtung sie zum nächsten Stein müssen. Daneben helfen aber auch die guten alten Landkarten: "Hier bei der 22 stehen wir gerade, haben wir gerade begutachtet und dann gehen wir zur 23. Das sind zirka 100 Meter nach Norden, da können wir uns mit dem Smartphone sogar behelfen", erklärt Christian Weides die nächsten Schritte.
Doch 100 Meter weiter erwartete die Arbeiter eine Wand aus Sträuchern und Bäumen. Vom Grenzstein erst einmal keine Spur. Doch irgendwann wird die Truppe noch fündig - ganz tief im Gestrüpp. Der Stein musste also erst einmal freigelegt werden.
Alle fünf Jahre, in Zukunft sogar nur noch alle zehn Jahre werden die Steine überprüft. Viel Zeit für die Natur, die keine Grenzen kennt. Dabei spielt die Natur eine wichtige Rolle in der Grenzziehung von Ländern: So auch die Our, der Fluss, der sich durch die Täler zieht. An manchen Stellen zieht er die Grenze.
Ändert sich der Flusslauf, ändert sich die Grenze. Aber das löst heutzutage keinen diplomatischen Streit aus: "Wenn durch eine natürliche Veränderung der Our, zum Beispiel eine Austragung oder ein Anlanden stattfindet, dann wird das eine Land etwas größer, das andere kleiner", so Christian Weides.
Die natürliche Grenze schwimmt also jeden Tag etwas hin und her und so ist es in gewisser Weise auch mit den Grenzsteinen. Es geht dabei nicht um Millimeter, sondern es zählt die gemeinsame grenzüberschreitende Geste: "Es ist eine Wertschätzung und man lernt die Kollegen kennen. Die belgischen Kollegen lernen uns kennen und wir sehen, wie die Belgier arbeiten, wie sie leben, was ihre Ängste sind. Beispielsweise ein Kollege ist zu Hause, seine Frau ist schwanger und das interessiert uns genauso wie bei deutschen Kollegen. Es ist eine tolle Erfahrung für uns, auch mal mit den belgischen Kollegen gemeinsam zu arbeiten."
Es ist am Ende die Ironie in dieser Geschichte. Ja, die Grenzen werden sauber und ordentlich gehalten. Aber das mit einer grenzübergreifenden Zusammenarbeit. Es geht um das gemeinsame Überbrücken sprachlicher, kultureller, aber auch historischer Grenzen. Der Europäische Gedanke, wie er eigentlich gelebt werden will.
re/rasch
"... Im Alltag spielen die Grenzen zwar kleine Rolle..."!!!!
Wir war und ist das noch mit dem IZOM-Abkommen?
@Pierre Völl: Die Diskussion um die Aufhebung des IZOM-Abkommens habe ich offen gestanden nie wirklich verstanden.
In Deutschland beträgt der Beitragssatz für die gesetzliche Krankenversicherung zusammen mit dem Arbeitgeberanteil im Schnitt 15 Prozent.
Bei einem Bruttoverdienst von 1500€ macht dies 225€; - pro Monat.
Vergleichen Sie das mal mit den Sätzen in Belgien!
Wie soll bei derart unterschiedlichen Krankenkassenbeiträgen ein derartiges Abkommen funktionieren?