Die Probleme sind nicht neu und dementsprechend wird an gefühlt jeder Stellschraube gedreht. Das Dienstrecht wurde reformiert - Stichwort: "Gutes Personal für gute Schulen".
Dann kam die Gesamtvision zum Unterrichtswesen - hier arbeitet man inzwischen mit der OECD zusammen. Die Bemühungen altern schnell, die Probleme hingegen halten sich.
Teilweise Nicht-Erfüllung von Diplombedingungen
An der Pater-Damian-Schule wurden für dieses Schuljahr 13 neue Lehrkräfte eingestellt, was immerhin zehn Prozent des gesamten Lehrpersonals entspricht. "Wir haben dann viel telefoniert, lange gesucht, Universitäten und Hochschulen kontaktiert, um da Abgänger zu erreichen", berichtet PDS-Direktorin Marie Kever.
"Und uns ist es jetzt tatsächlich gelungen, zahlreiche neue Kollegen einzustellen, die aber zum Teil nicht die Diplombedingungen erfüllen, weil einfach der Arbeitsmarkt so leer gefegt ist, dass man gar keine Leute findet, die die Diplombedingungen erfüllen."
Personalbedarf in fast allen Fächern
Pensionierungen, Beurlaubungen, längerfristige Abwesenheiten - es gibt viele Gründe, die zur Ersatzsuche verpflichten. An der PDS habe sich der Personalbedarf in fast allen Fächern bemerkbar gemacht.
Etwas anders ist es an der Bischöflichen Schule St. Vith. Dort hat Benjamin Fuhrt seit diesem Schuljahr die Leitung übernommen: "Also wir haben ganz klassisch in den MINT-Fächern - Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und alle technischen Unterrichte - jedes Jahr immer wieder Schwierigkeiten, Lehrpersonen zu finden. Dieses Jahr, und ich glaube, dass sich das auch so ein bisschen durchzieht, war das auch in Religion der Fall."
Große Konkurrenz durch Privatwirtschaft
Doch warum möchten - gerade in diesen Fächern, aber auch allgemein - so wenige den Lehrerberuf ausüben? "Ich denke schon, dass es irgendwo an der Attraktivität des Lehrerberufs liegt", vermutet Marie Kever. "Junge Absolventen haben so viele Möglichkeiten, die Studien sind dann zum Teil in Belgien auch gar nicht auf den Lehrerberuf ausgerichtet, sondern sehr fachspezifisch. Und Leute, die dann in diesen Bereichen studiert haben, denen stehen so viele Türen offen."
Die Konkurrenz der Privatwirtschaft ist groß. Hinzu kommt, dass der Weg ins benachbarte Ausland nicht weit ist. Denn auch Gehaltsfragen spielen eine Rolle. "Die Einstiegsgehälter als Lehrperson sind sehr gut, die können sich auch wirklich sehen lassen", findet Benjamin Fuhrt. "Aber wenn man in der Privatwirtschaft einige Jahre gearbeitet hat und dann als Lehrperson einsteigt, dann ist die Differenz doch relativ groß."
Falsche Wahrnehmung des Lehrerberufes
Als weiteren Grund nennt Benjamin Fuhrt die Wahrnehmung des Lehrerberufes. Nicht jeder hat ein korrektes Bild, was es bedeutet, Lehrer zu sein. All das schlägt sich nieder - nicht nur an den Sekundarschulen, sondern auch an den Primarschulen, wie die Direktorin des Königlichen Athenäums, Karin Charlier-Plumacher, bestätigt.
"Auf jeden Fall. Schon im Juni waren keine Primarschullehrer mehr auf dem Markt. Aus diesem Grund habe ich halbtags schon einen Quereinsteiger einstellen müssen. Es ist auf jeden Fall eine große Problematik."
Bestmögliche Kompromisslösung
Personal, das die Diplom- oder Sprachbedingungen nicht erfüllt, Quereinsteiger, Fachfremde - all das ist nicht per se schlecht. Die befragten Schulen geben sich Mühe, dem neuen Personal so viel Begleitung und Orientierung wie möglich zu bieten. Und fest steht - gäbe es diese Lösungen nicht, wäre der Mangel noch größer.
Eine endgültige Antwort auf das Problem des Lehrermangels ist jedoch auch das nicht. Und auch die Aussicht auf einen unbefristeten Vertrag nach einem Jahr Arbeitszeit kann höchstens nur ein Teil sein, sodass der Lehrermangel auch weiterhin die Schulpolitik in der DG prägen wird.
Andreas Lejeune