Der Bibliothekar und Archivar Wilfried Jousten hat vor fünf Jahren ein rund 400-seitiges Buch dazu geschrieben "Errichtung und Auflösung des Bistums Eupen-Malmedy (1921-1925)". Dafür hat er sich unter anderem die Apostolische Bulle "Ecclesiae universae" ganz genau angeschaut, die auf den 30. Juli 1921 datiert ist: "Das ist also das Dokument, mit dem Papst Benedikt XV. die rechtliche Grundlage für dieses Bistum gelegt hat."
Von der Erzdiöszese Köln getrennt
Nachdem die früheren Kreise Eupen-Malmedy durch den Versailler Vertrag zu Belgien gekommen war, sollte auch die kirchliche Ordnung geregelt werden: Bis dahin gehörten die Gebiete zur Erzdiöszese Köln. "Es ging einfach darum, die Einflussnahme eines ausländischen, hier in unserem Fall eines deutschen Bischofs auf die Bevölkerung eines nun belgisch gewordenen Gebietes zu minimieren oder ganz zu unterbinden."
Zwischen Januar 1920 und dem Beschluss des Völkerbundes war ein apostolischer Administrator eingesetzt worden. "Der sollte zuständig sein in dem Fall, wo der eigentliche Ortsbischof - das war ja damals der Kölner Erzbischof - für den Fall, dass der mit den Gebieten nicht in Kontakt treten könnte, wenn es Zensurmaßnahmen oder so gegeben hätte. Für den Fall wäre dann der Apostolische Administrator zuständig gewesen."
Ein Bischof für zwei Bistümer
In der Apostolischen Bulle vom 30. Juli 1921 wird unter anderem verfügt, dass das neue Bistum keinen eigenen Bischof hat: Es wurde in Personalunion dem Lütticher Bischof zugeordnet. "Das war so eine kirchenrechtliche Sondersituation, die wir da hatten", erklärt Wilfried Jousten.
"Wir haben das Bistum Lüttich auf der einen Seite, das Bistum Eupen-Malmedy auf der anderen. Aber wir verbinden die in der Person des Bischofs. Also in der Leitung verbunden, aber theoretisch eigenständige Bistümer."
Malmedy oder Eupen?
In der Apostolischen Bulle lässt der Papst offen, welche Stadt als Bischofssitz ausgewählt werden sollte. Die Wahl hätte zwischen Eupen und Malmedy fallen können. "Die Bulle hat in der Tat einfach nur vorgesehen, dass das im Hauptort sein sollte. Und da hatten sich dann natürlich auch die Eupener berechtigte Hoffnungen gemacht, weil Eupen zahlenmäßig die größere Ortschaft war. Aber der mit der Ausführung der Bulle beauftragte Nuntius hat eigentlich nie ins Auge gefasst, dass der Sitz nach Eupen verlegt werden könnte, sondern er hat das immer in Malmedy vorgesehen. Vermutlich aus politischen Gründen." In Malmedy war auch das Generalgouvernement von Herman Baltia angesiedelt.
Wilfried Jousten hat in den Unterlagen jedenfalls nie irgendeinen Bezug gefunden, dass Eupen als möglicher Bischofssitz vom Nuntius ins Spiel gebracht worden wäre.
Nicht von langer Dauer
Nun war diesem neuen Bistum Eupen-Malmedy keine lange Lebensdauer beschieden. "Schon 1923 gab es Überlegungen, das Bistum wieder aufzulösen. Das ging parallel mit den Überlegungen zur Auflösung des Gouvernement Eupen-Malmedy. Wenn eben dieses Sondergouvernement nicht mehr bestehen würde, dann gäbe es auch keinen Grund, dass ein Sonderbistum besteht. Und das ist 1925 tatsächlich geschehen", bilanziert Jousten.
Das Bistum wurde aufgelöst und in das Gebiet des Bistums Lüttich integriert. Aber ohne viel Aufhebens: "Es gab für die Gründung des Bistums 1921 eine apostolische Bulle. Die ist auch veröffentlicht worden im Amtsblatt des Vatikans. Über die Auflösung gab es auch eine päpstliche Bulle. Die ist allerdings nicht veröffentlicht worden. Man wollte da irgendwie keine schlafenden Hunde wecken, denke ich."
Stephan Pesch
So hat man ohne Ruecksicht die Bevoelkerung in kleinen Schritten um ihre Identitaet und Sprache im wahrsten Sinne des Wortes betrogen mit Auswirkungen bis heute. Da hat sich der damalige Bischof Rutten und sein Bistum sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert.
Werter Herr Colienne.
Die Vergangenheit kann man nicht ändern. Man kann nur das beste daraus machen.
Eupen-Malmedy war nicht das einzige Gebiet, das nach dem 1. Weltkrieg zu einem anderen Staat kam. In ganz Europa kam es zu massiven Grenzänderungen. Und heutzutage spielt die Zugehörigkeit zu diesem oder jenem Bistum sowieso keine Rolle mehr, weil die Bedeutung der katholischen Kirche nachgelassen hat.
Geblieben ist die Frage nach der Identität der Bewohner der DG. Diese Frage ist nicht abschließend geklärt.
Sehr geehrter Herr Marcel Scholzen Eimerscheid,
vielen Dank fuer die Belehrung, aber die uns damals von Belgien aufgebuerdeten Kolonialmethoden waren pure Erpressung und Betrug, auch vor 100 Jahren und durchgesetzt von einem ehemaligen Kolonialoffizier: Baltia.
Herr Colienne.
Stimmt was Sie schreiben. Natürlich waren das Kolonialismus. Von oben herunter ohne gefragt zu werden.
Ostbelgien ist streng genommen das letzte Kolonialgebiet des belgischen Staates. Die anderen ehemaligen Kolonien Belgiens, dh Kongo, Ruanda, Burundi, sind mittlerweile "unabhängig". (Was das auch immer heißen mag). Allerdings geht es den Deutschsprachigen materiel besser als den Afrikanern. Sicherlich der Hauptgrund warum die meisten Menschen in der DG ihren Frieden mit dem belgischen Staat gemacht haben und sich in Belgien wohl fühlen.
Laut Wikipedia hatte Baltia eine deutsche Mutter und einen Vater Luxemburger Herkunft und war deswegen vertraut mit der deutschen Mentalität und Kultur. Gute Eigenschaften, um die Eingliederung der Ostkantone in den belgischen Staat zu leiten.