Florian Feyen führt uns durch das Spendenlager des Roten Kreuzes. Er ist einer der vielen Freiwilligen, die nach der Katastrophe mit anpacken. Eigentlich arbeitet er für die Firma Multidata. Sein Arbeitgeber hat ihn aber für die Katastrophenhilfe freigestellt. Hier wird er dringend als Koordinator gebraucht. Denn die Spenden haben ungeahnte Dimensionen angenommen.
Nicht nur einzelne Privatleute waren großzügig, auch Firmen, Einrichtungen oder Rettungsdienste. Zu den Großspendern gehört auch das deutsche Familienunternehmen Mey aus Baden-Württemberg. Der Hersteller von Tag- und Nachtwäsche hat 40.000 neue Einzelteile aus einer B-Sortierung geliefert.
Aber nicht alles, was beim Roten Kreuz am Limburger Weg ankommt, ist brauchbar. Es werden auch Sachen abgegeben, die man keinem Bedürftigen zumuten möchte. Florian Feyen bittet darum, diese zu entsorgen, da sie bei der Sortierung nur unnötig aufhielten.
Hemmschwelle
Um die vielen Spenden und die Nachfrage zu koordinieren, hat das ÖSHZ mit einem externen Partner eine Datenbank erstellt. Dort können Menschen, die etwas spenden möchten, ihr Angebot eintragen. Und wer etwas benötigt, kann es dort anfragen, erklärt ÖSHZ-Präsidentin Martine Engels.
Bereits über 3.200 Einträge von Spendern verzeichnet die Datenbank. Die Anfrage von Bedürftigen ist aber noch verhalten. Nicht nur weil die Hochwassergeschädigten noch mit anderen Dingen wie Aufräumarbeiten oder Versicherungsfragen beschäftigt seien. Bei vielen gebe es auch eine Hemmschwelle, Hilfe anzunehmen, so Martine Engels.
Neben der Verteilung von Spenden ist für das ÖSHZ die Wohnungsvermittlung eine Priorität nach der Katastrophe. Zurzeit sind alle Notaufnahmehäuser in Eupen belegt, erklärt Bürochefin Annabell Pommé.
Seit der Katastrophe sind auch die Mitarbeiter des ÖSHZ im Dauereinsatz. Neben dem Tagesgeschäft musste die Behörde ein Krisenzentrum aufbauen. Auch hier können die Mitarbeiter auf Solidarität zählen. "Da haben wir große Unterstützung von anderen Behörden, zum Beispiel dem ÖSHZ im Süden", freut sich Pommé.
Redebedarf
Wohnraum, Kleidung und Alltagsbedarf - das ist eine Sache. Eine andere ist die psycho-soziale Betreuung, die auch zum Krisenmanagement gehört. Christiane Sarlette, Präsidentin der Lokalsektion Eupen-Lontzen, weiß aus ihrer langjährigen Arbeit mit Menschen in Not, wie wichtig dies ist.
"Der Redebedarf ist enorm", sagt sie. Und es ist abzusehen, dass er noch steigen wird, wenn die Menschen ihre praktischen Probleme gelöst haben und beginnen, die Katastrophe zu verarbeiten. Auch dann werden die Helfer des ÖSHZ und des Roten Kreuzes gebraucht werden. Sie alle sind sich bewusst: "Wir brauchen einen langen Atem".
Michaela Brück
Dies alles wäre nicht möglich ohne die vielen freiwilligen Helfer. Herzlichen Dank hierfür.