"Ich habe viel verloren. Der Keller stand total unter Wasser, auch das Wohnzimmer und die Küche zum Teil. Wir haben alles leer geräumt, es ist alles weg", erzählt Myriam Ortmann. Sie sitzt mit zwei anderen Frauen an einem der langen Biertische, die die Irmep in ihrer Sporthalle aufgestellt hat. Hier gibt es mittags eine warme Mahlzeit. Neben anderen Hilfen eine wichtige Unterstützung für die Betroffenen.
"Wir haben uns alle Tage bedienen dürfen, auch unsere Helfer", freut sich Myriam Ortmann. "Wir hatten Helfer, die kannten wir gar nicht. Ich hatte bis zu 15 Leute auf einmal bei mir. Die möchten ja auch essen und trinken. Da konnten wir uns gut bedienen. Wir haben ja nichts zum Kochen."
So geht es auch ihrer Nachbarin Therese Reuter. Ihr Haus sei das erste in der Weserstraße gewesen, das von dem Hochwasser erfasst worden sei und am meisten abbekommen habe, erzählt sie. Jetzt ist sie in ihr völlig ruiniertes Haus zurückgekehrt. Gerade mal eine Steckdose steht ihr zur Verfügung, ansonsten kein Strom und keine Möbel mehr. "Ich habe einen Gartenstuhl, eine Gartenbank, ein Gerät, um die Feuchtigkeit aus Wänden zu ziehen und einen kleinen Campingkocher, um mal einen Kaffee zu kochen. So lebe ich", berichtet sie.
Essensausgabe in der Irmep
Um so dankbarer ist auch Therese Reuter, dass es Essen in der Irmep gibt. Auch um ihre Wäsche kümmert sich jemand. So fühlt sie sich nicht allein gelassen. "Die Leute sind alle super nett und helfen, wo sie können", erzählt Therese Reuter. "Wenn ich essen gehen kann und meine Wäsche bringen kann, dann geht es. Ich bekomme einen Teil von der Versicherung und überlege, was jetzt am dringendsten ist."
Nicht nur Betroffene, auch Helfer werden bei der Irmep versorgt. Eine Gruppe Jugendlicher stärkt sich gerade mit Spaghetti. Pierre Kreutz ist einer von ihnen. "Ich war zum Glück nicht betroffen. Ich wohne im Selterschlag oben auf dem Berg. Aber wenn man dann fünf Häuser weiter geht zu den Nachbarn, dort ist alles verwüstet. Da sollte man soviel helfen wie man kann." Pierres Freunde - alle zwischen 16 und 18 Jahre alt - haben unter anderem beim Aufräumen in der Druckerei Kliemo geholfen. "Jetzt gucken wir, wo wir weiter helfen können."
Colonel Kurt Martens freut sich, dass Betroffene und Helfer die Verpflegung in der Militärkaserne schätzen. Bereits vergangene Woche hatte das Militär in der Stadt Suppe ausgegeben - rund 100 Mahlzeiten am Tag. Außerdem helfen noch ein Dutzend Soldaten der Irmep den Mitarbeitern der Stadt bei Räumarbeiten im Ortsteil Hütte. "Wir haben in Eupen eine Mannschaft von acht bis zwölf Personen, die den Gemeindearbeitern helfen. Sie haben schon einen großen Teil der Weser gereinigt, neben Wetzlarbad und Hütte", erklärt Martens.
Ethias-Bus
Unterstützung gibt es auch für die Menschen in Versicherungsfragen. Am Montag stand dafür ein Infobus der Versicherungsgesellschaft Ethias auf dem Scheiblerplatz. Gerade steigt David Bausler aus dem Bus. Der junge Mann wohnte bis zur Katastrophe in der Haasstraße. Wegen der großen Schäden im Untergeschoss wurde sein Haus für unbewohnbar erklärt - für zunächst zwei Monate. An seine Möbel und Papiere im dritten Geschoss kommt er im Moment nicht dran. Vorübergehend wohnt er wieder bei seinen Eltern.
Zurzeit hilft er bei den Aufräumarbeiten im Kabelwerk. In einer Pause hat er das Angebot der Ethias-Versicherung genutzt, "weil ich von meiner Versicherung noch nichts gehört habe. Es sollte ein Experte kommen. Aber es hat sich noch keiner gemeldet. Sie konnten mir hier alles beantworten".
Rund 25 Leute haben am Vormittag das Angebot wahrgenommen. Jacquy Lauffs berät die Menschen - auch wenn sie nicht Ethias-Kunden sind. Und sollte es Bedarf geben, werde der Versicherungsbus auch zu einem späteren Zeitpunkt nochmal nach Eupen kommen, versichert Lauffs.
Infostand ab Mittwoch auf Irmep-Gelände
Ruhig geworden ist es am Infostand der Stadt auf dem Scheiblerplatz. Bianca Croé informiert zusammen mit Kollegen Betroffene und leitet sie an die zuständigen Stellen weiter. "Die Leute brauchen immer noch konkrete Hilfe, beim Schaufeln, Kleidung, Nahrung oder Unterkunft."
Am Mittwoch wird auch der Infostand in die Irmep-Kaserne verlegt, wo es in den nächsten Tagen auch weiter Mittagessen für Betroffene und Helfer geben wird.
Beratungsgespräche
Um die Hochwasserkatastrophe psychologisch besser verarbeiten zu können, bietet der Josephine-Koch-Service ab Dienstag Gesprächsrunden an. Unter dem Motto "Lasst uns reden" finden die Treffen immer dienstags und donnerstags zwischen 14:30 und 16:30 Uhr statt.
Treffpunkt ist die Begegnungsstätte "Mittendrin" in der Eupener Klötzerbahn. Angesprochen sind vom Hochwasser Betroffene, aber auch Helfer und Angehörige.
Michaela Brück