Das Thema wird bestimmt auch ein parlamentarisches Nachspiel haben. Mehrere Abgeordnete haben ihre Fragen bereits via Twitter an den Minister gerichtet. Und der hat auch reagiert.
Laut Henry haben die Unwetterwarnungen des Königlichen Meteorologischen Instituts KMI letzte Woche Montag maximal 150 Liter Niederschlag pro Quadratmeter für das ganze Gebiet der Provinz Lüttich angekündigt. Das für einen Zeitraum von drei Tagen. Die Eupener Talsperre sei zu diesem Zeitpunkt halb voll gewesen. Unter diesen Voraussetzungen hätte die Talsperre diese Wassermengen aufnehmen können. Letztendlich seien aber im Vennplateau mehr als 200 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden niedergeprasselt. Das hätte man noch nie erlebt.
Die Zeitung La Meuse kann die Darstellung des Ministers nicht nachvollziehen. Sie hat ihn gefragt, ob man denn mit den richtigen Werten entschieden habe. Denn das KMI hätte doch für Jalhay 150 bis 200 Liter Niederschlag angekündigt. Der Minister hat da nur mit den Worten reagiert: "Wir werden prüfen, ob das stimmt".
Auch das Europäische Hochwasser-Warnsystem (Efas) hatte schon am vorletzten Samstag vor Überschwemmungen an Rhein und Maas gewarnt. Dazu sagte der Minister auch wenig. Man arbeite halt seit Jahren mit dem KMI zusammen. Und in Deutschland sei man doch auch in der gleichen Lage gewesen.
Das Fazit des Ministers lautet, dass man die Rechenmodelle und Werte der Wettervoraussagen in der Risikoeinschätzung neu berechnen muss.
Aber wenn man das Interview des Ministers genau liest, dann muss man zu dem Schluss kommen, dass man erst eine kleine Katastrophe verhindern wollte, dadurch aber in eine Lage gekommen ist, in der man eine große Katastrophe verhindern musste. Man hat gedacht, dass man die Wassermengen mit der Talsperre Eupen auffangen konnte. Dann wurde sie aber laut Henry so voll, dass eine Beschädigung bis hin zum Einbruch möglich gewesen sei. Das hätte eine noch größere Katastrophe verursacht, so der Minister.
Wenn man sich die Zahlen des Ministers anschaut, wird glasklar, warum man die Unterstadt evakuieren musste. Laut Henry habe man die Schleusen immer weiter öffnen müssen. Bei abgelassenen 30 bis 40 Kubikmeter Wasser pro Sekunde wisse man, dass die Eupener Unterstadt überflutet wird. Am Mittwochabend sei man schon bei 45 Kubikmeter Wasser pro Sekunde gewesen. Und zum Höhepunkt um 3 Uhr nachts am Donnerstag bei 150 Kubikmeter.
Der Minister legt Wert darauf, dass zu diesem Zeitpunkt die Stadt Chaudfontaine mit 450 Kubikmeter Wasser pro Sekunde überschwemmt worden sei. 300 Kubikmeter seien also nach der Talsperre dorthin gekommen.
meuse/mz
Ich lebe seit 1964 in der Eupener Unterstadt und habe eine solch verspätete und unlogische Entscheidung der Talsperren-Verantwortlichen noch nie erlebt. Dass die Talsperre in den letzten Wochen zu irgendeinem Zeitpunkt "halb voll" war, ist ebenfalls eine dreiste Falschaussage von Minister Henry... Denn noch am Vorabend des Desasters habe ich mit eigenen Augen sehen können, dass der Wasserpegel fast bis zum Überlauf stand, trotz anstehenden Starkregens und Warnungen aus DE. Ich kann mich ebenfalls daran erinnern, dass früher das Weserbett an kritischen Stellen vorsorglich ausgebaggert wurde, was aufgrund neuer Verantwortlicher, moderner Steuerungen scheinbar als nicht mehr nötig erscheint... Laut Gerüchten wird das Öffnen der Schleusen ebenfalls an anderer Stelle und nicht mehr in Eupen entschieden? Wie soll man sich unter diesen Umständen in der Unterstadt noch sicher fühlen?
Ich hoffe sehr, dass die Entscheidungsträger, für Ihr unverantwortliches Verhalten zur Rechenschaft gezogen und durch kompetente Ingenieure mit echter Erfahrung ersetzt werden!
Ich lebe nicht mehr in Eupen, aber es belastet mich trotzdem sehr, diese Verwüstungen zu sehen. Mein Elternhaus war" ist in dem Schilsweg". Ich habe das Gefühl, dass in Belgien alles etwas zu locker gesehen wird. Auch hier in Deutschland ist vieles nicht okay. Das in Eupen hätte man eventuell in dem Ausmaß verhindern können. Nun ja, " die Milch ist verschüttet" . Hoffentlich bekommen die Leute vom Staat wenigstens eine Entschädigung. Mit freundlichen Grüßen Gisela Heiser/ Crott