Je näher man der Weser kommt, desto höher werden die Haufen Hab und Gut, das nicht mehr zu retten ist. Auch am Sonntag steckten Anwohner und Helfer noch mitten in dem Versuch, die Folgen der Katastrophe in den Griff zu bekommen.
Dazu zählen auch Thierry Fraiture und seine Frau Maria Fraiture-Kever vom Restaurant Langesthaler Mühle. Das Haus steht noch, Inneneinrichtung und Gartenausstattung sind jedoch weg. Selbst das Auto hat sich selbstständig gemacht. Alles in einer Nacht, an die Maria Fraiture mit Angst zurückdenkt. "Es fing ganz harmlos an und man hätte sich nie vorstellen können, dass daraus so eine riesige Katastrophe entstehen würde", blickt sie zurück auf vergangenen Mittwoch.
"Wir sind auf die erste Etage gezogen mit unseren drei alten Hunden. Unser Privatbereich hatte auf einmal Stromausfall. Da wurde einem schon ganz komisch. Die Notbeleuchtung hat dann auch zwei Stunden gebrannt, bis auf einmal alles düster wurde. Zur gleichen Zeit hörte man unten Plätschern und quasi Schwimmbad-Geräusche."
"Wir haben eine große Taschenlampe, damit haben wir immer nach unten geschaut. Das Wasser kam immer höher. Stufe pro Stufe, dass einem Angst und Bange wurde, und man sich langsam doch in Lebensgefahr fühlte. Ja, wir saßen da mit unserer Kerze und haben nur gehofft: Hoffentlich geht es bald vorbei."
Ein Damm am Rande des Grundstücks hat gerade so durchgehalten. Vielleicht war das die Rettung. Wie Wellen schoss das Wasser in Richtung Tal. "Man wusste nicht, was die Weser ist und was nicht. Das alles hatte sich vereint in große Wellen und in dem Moment klatschten auch sämtliche Baumstämme gegen die Hausfassade, ebenso dicke Steine. Auch 'Wäser-Päre', die wir jetzt auf dem Grundstück verteilt haben, gesellten sich dazu."
Am nächsten Morgen konnten die beiden sich dann ein richtiges Bild vom Ausmaß der Katastrophe machen und fanden das vor, was viele in der Unterstadt vorgefunden haben: "alles kaputt, alles voll Sand und Schlamm. Durch jeden Raum, jede Ritze, überall. Die Stühle, Tische, alles hin. Die komplette Küche ist versaut, verdreckt und demoliert. Die Kühlschränke lagen quer durch alle Räume verteilt, sodass man gar nicht durchkam im ersten Moment."
Die Langesthaler Mühle ist nun unbewohnbar. Maria und Thierry Fraiture stehen mit leeren Händen da, gleichzeitig spüren sie große Solidarität. Mit ihren drei alten und schwachen Hunden fanden sie eine Unterkunft im Hotel Tychon. Gleichzeitig helfen ihnen zahlreiche Personen bei den Aufräumarbeiten.
"Die letzten zwei Tage haben wir natürlich schwer gearbeitet, sind auch kaputt. Wir haben von allen Seiten Hilfe bekommen. Die Leute standen überall bei uns im Haus. Selbst Leute, die wir noch nie im Leben gesehen haben, haben einfach gesagt, wir packen jetzt mit an. Gemeinsam haben wir dann auch geschafft, das Gröbste zu beseitigen. Der Schaden ist groß, das Dach ist zum Teil sehr beschädigt. Aber wir haben so eine Gemeinschaft erfahren, das hätten wir uns nie träumen lassen."
Das Miteinander lebt in Eupen, keiner scheint in diesen Tagen der Krise alleine zu sein. Die Region hält zusammen, auch im Langesthal.
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Robin Emonts