Anfang Mai ist in Weismes ein Wallaby geflohen, nachdem sein Gehege von einem streunenden Hund beschädigt wurde. Gaetan Doppagne, Tierexperte und Dozent an der Universität Lüttich, hat zwei Wochen, nachdem das Wallaby ausgebüchst war, geholfen, es wieder einzufangen. "Polizeidienste und Nachbarn versuchten mit allen Mitteln, es zurückzuholen", berichtet er. "Über Facebook hat eine Person mich kontaktiert und gefragt, ob wir helfen können. Uns ist es innerhalb von 24 Stunden gelungen, das Tier zurückzuholen."
"Das große Problem sind die Leute und Dienste, die nicht auf das Einfangen solcher Tiere spezialisiert sind", erklärt Doppagne. "Sie haben versucht, es mit dem Auto zu verfolgen und mit Netzen einzufangen. So geht das nicht. Dadurch wurde das Tier zusätzlich gestresst."
Zertifikat für Notfalltierärzte
Solche Situationen haben die Professoren Guyot und Degand von der tiermedizinischen Fakultät der Universität Lüttich veranlasst, das Zertifikat für "Notfalltierärzte für die öffentliche Sicherheit" einzuführen. Damit können sie im Notfall bei Polizei und Feuerwehr intervenieren, wenn das Tier in Gefahr ist oder andere gefährdet.
"Vorher musste man sich durchschlagen. Man machte das, was man konnte, mit dem, was man hatte. Viele Rettungsdienste berichteten uns, dass sie bei einigen Einsätzen fünf, zehn und sogar 20 Tierärzte angerufen haben. Keiner hatte das richtige Fortbewegungsmittel oder Fachwissen", erzählt Hugues Guyot. "Unser Zertifikat gilt für alle Tierarten. Es geht von den exotischen Haustieren jeder Art, wie Wallabys oder Schlangen, über Hunde bis hin zu Kühen, Pferden oder Schweineherden, die über die Autobahn laufen."
Die Notfalltierärzte seien auf zahlreiche Tierarten ausgerichtet und bräuchten deshalb eine besondere Ausbildung. Die Tierärzte würden in der regulären Ausbildung nicht auf die besonderen Belastungen und Gefahren vorbereitet.
Tierbesitzer in die Verantwortung nehmen
Das Wallonische Gesetzbuch über den Tierschutz ist nach 30 Jahren reformiert worden. Gaetan Doppagne möchte Tierbesitzer mehr in die Verantwortung nehmen - ob sie nun exotische Arten, Hunde oder Katzen besitzen. "Ich muss immer lachen über Leute, die sich auf dem Ravel begegnen und ihre Hunde loslassen. Oft sagen sie, dass ihr Hund nichts tut. 'Er tut nichts' heißen viele Hunde", sagt Doppagne.
"Ein Hund tut vielleicht nichts, aber was, wenn der andere etwas tut? Es ist ein Mangel an Respekt, den Hund von der Leine zu lassen und sich keine Gedanken zu machen." Man sei nicht alleine auf der Welt und jeder müsse jeden respektieren. Das sei wichtig. So vermeide man viele Unfälle und habe weniger Sorgen mit den Tieren. Zu oft werde mit dem Finger auf die Tiere gezeigt. Gaetan Doppagne findet, man sollte zuerst den Besitzer zur Vernunft bringen.
Das Zertifikat für Notfalltierärzte ist nur für Tierärzte zugänglich und damit einzigartig in Europa.
vedia/cs
Ein sehr schöner und vor allem instruktiver Beitrag. Danke auch an Brigitte Lousberg (VEDIA).