2.750 Quadratkilometer umfasst der deutsch-belgische Naturpark. Das Hohe Venn, das Vennvorland, die Kalkeifel, die Rureifel, die Hocheifel und das Ourtal zählen dazu. Der Park liegt auf Teilgebieten der Provinz Lüttich sowie der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
50 Jahre nach der Gründung mit den sogenannten Gemündener Verträgen soll neuer Schwung in die grenzüberschreitende Zusammenarbeit kommen. "Da wir es ja immer mit unterschiedlichen Gesetzgebungen und Voraussetzungen in den jeweiligen Ländern zu tun haben, sind wir im Vorfeld oft an unsere Grenzen gestoßen", so Dominik Arens vom Wissenschaftlichen Dienst des Naturparkzentrums Botrange. "Deswegen haben wir das Ganze neu analysiert, daraus gemeinsame Leitbilder abgeleitet und gemeinsame Projekte für die Zukunft neu definiert."
Zwei Jahre wurde in einem partizipativen Prozess daran gearbeitet. Herausgekommen ist ein Strategieplan mit insgesamt 14 Projekten in den Themenfeldern Naturschutz und Landschaftspflege, nachhaltiger Tourismus und Erholung, Bildung und Kommunikation.
Sechs davon sind sogenannte Starter-Projekte, die sofort umgesetzt werden können. "Ein Projekt ist das Eifel-Trekking, ein touristisches Projekt, das in NRW bereits sehr erfolgreich umgesetzt wird. Es richtet sich vor allem an junge Leute, die in der Natur übernachten wollen. Das Projekt steht schon. Wir könnten es kopieren und erweitern und so den Naturpark auch grenzüberschreitend erlebbar machen."
Weitere Projekte sind barrierefreie Naturerlebnisse und Bildungsprogramme. Dabei sollen die Angebote der Besucherzentren in Botrange, Nettersheim und Prüm für Touristen, Schulen und Naturliebhaber vernetzt werden. Ganz oben stehen auch Informations- und Erfahrungsaustausch in den Bereichen Naturschutz und Landschaftspflege. Bei einem jährlichen Symposium wollen die Partner voneinander lernen.
Ein Beispiel: In Nordrhein-Westfalen liegt ein Schwerpunkt der Naturparkarbeit im touristischen Bereich. "Das ist etwas, wovon der belgische Naturpark profitieren kann, um den touristischen Bereich zu erweitern. Umgekehrt sind hier Naturschutz und Renaturierungsprojekte stärker aufgestellt. Wir haben auf belgischer Seite große Erfahrung in schulischen Angeboten, so dass wir da unsere Erfahrungen teilen können."
Auch finanziell erhält der Strategieplan einen Schub durch Fördergelder, mit denen eine neue Stelle finanziert wird. Dadurch können Anschlussprojekte geplant werden, die bis 2030 realisiert werden sollen: zum Beispiel ein grenzüberschreitendes Erleben der Sternenlandschaft.
Bei dem Naturparkplan gehe es aber nicht zuletzt auch um das Bewusstsein, in einer einzigartigen Region zu leben und diesen gemeinsamen Lebensraum nachhaltig zu entwickeln, sagt Dominik Arens. "Dass wir unseren Lebensstandort nicht nur auf der einen Seite der Grenze haben, sondern dass wir versuchen, uns auch gedanklich zu öffnen, um festzustellen, dass unser Lebensraum nicht an der Grenze endet, sondern ein größeres Gebiet umfasst mit wunderschönen Landschaften und motivierten Menschen, die diesen Lebensraum gestalten wollen."
Michaela Brück