Die Vereinsaktivitäten laufen in den Corona-Zeiten auf Sparflamme. So wird die Maiennacht auch in diesem Jahr eine Nummer kleiner ausfallen, als es besonders jungen Menschen lieb ist.
Andererseits entstehen gerade jetzt kreative Ideen. Der Musikverband Födekam setzt sich ein, damit die musikalische Tradition erhalten bleibt. Dazu Verwaltungsratsmitglied Steven Gass: "All die musikalischen Menschen in Ostbelgien begleiten seit Jahren die Maiennacht, ob als Sänger oder als Instrumentalist. Diese Tradition wollten wir nicht verstummen lassen und haben dazu aufgerufen, dass die Maiennacht in kleinen Gruppen trotzdem gespielt wird - sei es zu Hause auf dem Balkon, sei es mit den Kindern, mit dem Nachbarn über dem Gartenzaun."
Steven Gass hofft, dass der Zuspruch genauso groß wie im vergangenen Jahr sein wird. Damals hatten zahlreiche Musikfreunde ein Zeichen der Verbundenheit gesetzt: "Wir haben aus verschiedenen Ortschaften Videos bekommen, Fotos erhalten und auch Berichte aus Dörfern, wo die Maiennacht mal anders erlebt wurde. Dass man wirklich gemerkt hat "Ah ja, der Nachbar spielt" und drei Häuser weiter war auch noch jemand, der Trompete spielte. Das war ganz schön, diese Erfahrungsberichte aus den Dörfern mitzubekommen. Das war mal etwas anderes, ein kleiner positiver Erfahrungsaustausch, der letztes Jahr stattgefunden hat."
Damit die Fortsetzung reibungslos verläuft, hat der Musikverband vorgesorgt - denn nicht jeder kennt den Text und die Noten des Maiennachtslieds auswendig: "Wir haben auf unserer Internetseite Notenmaterial und Textmaterial zur Verfügung gestellt für verschiedene Formationen. Wenn man es alleine spielen möchte, zu zweit, zu dritt oder zu viert, oder noch ein paar mehr. Wir haben da intern ein Arrangement gemacht. Der Kollege Marc Lemmens hat das Arrangement angefertigt und für ganz viele Besetzungen ausgearbeitet. Im Internet kann man diese Noten herunterladen und dann auch spielen", so Steven Gass.
Präsentkörbe des JGV Wusel
Traditionell bringen die Junggesellen ihrer Angebeteten zur Maiennacht ebenfalls ein Ständchen. Der JGV Wusel in Eupen hat sich etwas einfallen lassen, damit in der Corona-Zeit ein Gefühl von Maiennacht aufkommt. Dazu Präsident Brian Maus: "Ja, wir haben dieses Jahr gedacht, wenn wir Maiennacht nicht alle zusammen auf dem Werthplatz feiern können, dann versuchen wir, den Leuten ein kleines Stückchen Maiennacht nach Hause zu bringen. Da kam die Idee, ein kleines Präsentkörbchen zu machen, ganz einfach mit regionalen Produkten. Wir haben ein paar Starkbierchen, die jeder zu Hause trinken kann. Dann haben wir einen kleinen Textauszug von der Maiennacht reingelegt und ein Miniaturbäumchen, das natürlich auch in den Korb passen musste. Aber um ein bisschen Feeling reinzubringen, reicht das dann, glaube ich, auch. "
Das Feedback ist groß. Mehr als hundert Präsentkörbe sind in die Häuser ausgefahren worden. Die interessierte Kundschaft geht dabei über den Kreis der Junggesellen hinaus: "Viele Sympathisanten von den Wuseln, auch von den älteren Generationen, die vor uns in de Wuseln waren. Freunde von uns, aber auch komplett fremde Leute, die wir gar nicht kannten, sind darauf angesprungen und haben dann doch einen Korb bestellt - einen oder zwei oder drei." Je nachdem wie groß die Feierlaune ist, könne man die Präsentkörbe auf mehrere Personen und auf mehrere Tage aufteilen.
Eines haben Brian Maus von den Wuseln und Steven Gass von Födekam gemeinsam. Sie hoffen, dass im nächsten Jahr wieder alle zusammen die Maiennacht feiern können.
Chantal Scheuren