In vielen Parlamenten ist der Oppositionsführer eine Art Schattenpremier. Ein Herausforderer, der oder die sich als Alternative zur Mehrheit anbietet. In dieser Rolle sieht sich Patricia Creutz zurzeit nicht: "Als Fraktionsführer der stärksten Oppositionspartei hat man natürlich eine ganz wichtige Rolle. Aber die führt nicht dazu, dass man schon per se für etwas designiert ist. Also ich glaube, da ist in unserer Partei immer ein Suchen nach dem bestmöglichen Kandidaten. Und da möchte ich mich heute bestimmt nicht für 2024 äußern."
Über persönliche Ambitionen wollte Patricia Creutz nichts sagen. "Sag niemals nie". So lässt sich das BRF-Interview zusammenfassen. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern der Regierungswechsel in drei Jahren: "Bei mir wird grundsätzlich nichts ausgeschlossen. Aber für mich ist eine Sache ganz wichtig: Dass es uns mit einem guten Team gelingt, die CSP 2024 in die Regierungsverantwortung zu bringen. Wer jetzt Spitzenkandidat oder -Kandidatin ist, kann man heute nicht mit Gewissheit sagen."
Nach Colin Kraft und Jérôme Franssen ist Patricia Creutz bereits die dritte Fraktionsvorsitzende in dieser Legislatur. Als Notlösung sieht sich die 56-Jährige nicht: "Für mich ist es ganz klar gewesen, dass ich genau das jetzt wollte. Keiner von uns hätte vor einigen Wochen gedacht, dass Jérôme Franssen unsere Fraktion hätte verlassen müssen, um die Geschicke seiner Gemeinde zu leiten. Aber für mich stand in dem Moment fest, dass ich mich innerhalb unserer Fraktion darauf bewerbe und den Kollegen vorschlage, ich möchte das gerne machen."
Gute Mischung aus jung und erfahren
Jolyn Huppertz wird stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSP. Für Patricia Creutz ist das eine gute Mischung aus jung und erfahren. Tatsächlich zählt sie mittlerweile zu den alten Hasen in der ostbelgischen Politik. Sie ist seit 2004 ununterbrochen DG-Parlamentarierin.
Die ehemalige Eupener Schöffin trat 2009 bei den Gemeinschaftswahlen als Spitzenkandidatin der CSP an. Mit 27 Prozent der Wählerstimmen wurden die Christlich-Sozialen damals zwar wieder die stärkste Fraktion. Doch für einen Machtwechsel reichte es auch wieder nicht.
Als Daniel Franzen, der heutige Bürgermeister von Bütgenbach, 2014 als 31-Jähriger den CSP-Fraktionsvorsitz von Pascal Arimont übernahm, erklärte die CSP, damit habe ein Generationswechsel stattgefunden. Der "Neue" hat viel vor, hieß es damals.
Doch als die neue "Alte" sieht sich Creutz nicht: "Also ich stehe mitten im Leben. Und Alter ist ja bekanntlich nur eine Zahl. Bei den Herren wird nie nach dem Alter gefragt - selbst in der Politik. Bei Damen schaut man da schon etwas mehr hin. Weil ich früh begonnen habe, heißt das nicht, dass ich in Frührente gehe. Politik ist meine Leidenschaft, die auch Leiden schafft."
Patricia Creutz ist zurzeit die Vorsitzende des Benelux-Parlaments - kein Amt für Politiker mit Machtansprüchen - oder Ambitionen. Aber vielleicht verändert sich das ja mit dem CSP-Fraktionsvorsitz wieder.
Manuel Zimmermann