Die Terrassentische sind gedeckt, der Kaffee ist frisch aufgebrüht. Einzig das Terrassenwetter fehlt noch zum Start der Lockerungen. Doch die Vorfreude auf das Saarland-Modell überwiegt. Schließlich hatte Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans bereits vor einiger Zeit die Öffnungen angekündigt. Seit Dienstag ist es soweit: Außenterrassen sind wieder offen, Kontaktsportarten sind im Freien erlaubt, Kinos dürfen wieder Filme zeigen.
"Wir müssen das im Einzelfall abwägen. Wir gehen aber davon aus, nachdem wir über Wochen hinweg jetzt ein stabiles und konstantes Infektionsgeschehen haben, dass man nach Ostern sich wagen kann, mit einem negativen Schnelltest jetzt auch die Perspektive für Öffnungen zu geben", so Tobias Hans.
Die Perspektive ist nun da, systematisches Testen macht es möglich. Es gibt Testzentren mit Schnelltests. Mit einem aktuellen negativen Ergebnis können die neuen Angebote genutzt werden. Alte Regeln werden dadurch aber nicht aufgehoben. An den Tischen dürfen maximal zwei Personen sitzen, eine Ausnahme gilt bei Personen aus einem Haushalt. Die Maskenpflicht gilt weiterhin, Kontaktrückverfolgung gibt es ebenfalls. Die Gäste freuen sich auf die willkommene Abwechslung, die betroffenen Wirte sind zwiegespalten: "Also Fass haben wir keins angeschlossen. Weil das funktioniert nicht. Also dann sind die Kosten zu hoch. Eigentlich sind die Kosten so oder so zu hoch. Man macht auf und macht Minus."
In Luxemburg wurden die Außenterrassen am Mittwoch geöffnet. Die Regeln sind ähnlich, auch hier dürfen sich maximal zwei Personen pro Tisch versammeln. Schluss ist allerdings schon um 18 Uhr. Das hat seinen Grund, wie Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel erklärt. Es werde zu keinen Afterwork-Parties kommen, durch die frühe Schließung bleibe die Situation kontrollierbar. Das ist auch die Idee hinter den Öffnungen: Die Leute treffen sich so oder so, betont Xavier Bettel. Dann sei es doch besser, wenn sie das nach einem negativen Test und in einem kontrollierbaren Rahmen täten.
Die Maßnahmen gelten nur solange, wie auch bestimmte Grenzwerte eingehalten werden. Im Saarland gibt es ein Ampelsystem, das ab einem Inzidenzwert von hundert die Farbe wechselt. Noch liegt dort der Wert knapp drunter, die Lage hat sich in den letzten Tagen aber angespannt. Für manche kommt der Moment der Lockerungen zu früh. Dazu gehört der Bürgermeister von Illingen, Armin König: "Also ich will das Saarland-Modell, damit wir da ganz klar reden. Das Saarland-Modell soll kommen, es muss kommen. Ich hätte es nur später angefangen. Also alles neu macht der Mai, das wäre so ein toller Moment gewesen. Die Sonne scheint, es wird draußen besser, man kann auch in der Außengastronomie ganz anders vorbereiten. Deswegen ist das richtig. Aber momentan glaube ich, dass ein kurzer harter Lockdown das entscheidende gewesen wäre."
Auch die Krankenhäuser halten den Moment für falsch. Die Belastungsgrenzen seien erreicht, wird gewarnt. Fürs erste laufen die Modelle aber weiter. Ein Grund zur Freude bleibt das aber erst einmal nur für Luxemburger und Saarländer. Denn hier gilt weiterhin die Regel, dass auf Auslandsreisen nur das erlaubt ist, was man auch in Belgien darf. Terrassenbesuche gehören noch nicht dazu.
Andreas Lejeune