Fast ein Jahr lang haben sie sich fernhalten müssen: Die rund 120 Ehrenamtler des Marienheims in Raeren. Am Freitag haben sie ihre zweite Impfung erhalten und damit dürfen sie nächste Woche wieder zum Einsatz kommen. So kehre ein Stück Normalität zurück, sagt Veronika Kohnemann, Koordinatorin der Ehrenamtler: "Das ist sehr wichtig, weil die Ehrenamtler das Leben von außen nach innen bringen. Das war und ist für die Bewohner ein totaler Mehrwert. Da freuen wir uns alle drüber."
Auch im Eupener Heim St. Joseph wurde die zweite Impfphase abgeschlossen, sodass die Ehrenamtlichen ihre Tätigkeit ab dem 23. März wieder aufnehmen können. Weil hier schon im Januar mit den ersten Impfungen begonnen wurde, seien die Lockerungen schon länger im Gange, sagt Heimleiter Michael Murges: "Die Aktivitäten haben bei uns im Haus durchgehend stattgefunden. Seit einigen Wochen können Bewohner auch ohne Maske daran teilnehmen: beim Kegeln, Turnen, Kino, Skat. Das ist richtig toll zu sehen. Ohne Maske gehen sie richtig auf. Auch dass der Friseur-Salon wieder genutzt werden kann."
Nach Abschluss der Impfungen sollen ab nächsten Dienstag im Josephsheim auch wieder Besuche auf dem Zimmer möglich sein - zunächst noch auf Terminabsprache. Auch im Raerener Marienheim stehen sie ab kommender Woche auf dem Plan.
In anderen Heimen wie dem Katharinenstift in Astenet sind Zimmerbesuche schon seit längerer Zeit wieder erlaubt.
Die Lockerungen beziehungsweise Einschränkungen werden in den neun Heimen unterschiedlich geregelt. Gesundheitsminister Antonios Antoniadis verweist auf die Autonomie der Einrichtungen: "Die Heime haben Hausrecht und dürfen selbst entscheiden, wie sie die Lockerungen einführen. Das kann dazu führen, dass die Maßnahmen sehr unterschiedlich sind je nach Wohn- und Pflegezentrum. Das hat auch was mit der Infrastruktur vor Ort zu tun. Dass die Beschaffenheit der Räume anders ist und dementsprechend anders gelockert werden kann. Es hat aber auch damit zu tun, dass die Lockerung zehn Tage nach der zweiten Impfdosis erfolgen kann. Und da ja die Heime nach und nach geimpft wurden - es war ja nicht gleichzeitig, es gab einen Impfkalender - so sind auch die Lockerungen gestaffelt.
Die einzigen Auflagen, die die Gemeinschaftsregierung im Rahmen der föderalen Vorgaben macht, sind: Maskenpflicht für Besucher, Abstands - und Hygieneregeln sowie Quarantäne-Pflicht bei einem Neueinzug oder nach einem Krankenhausaufenthalt. Alle übrigen Maßnahmen seien Sache der Wohn- und Pflegezentren, so Antonios Antoniadis: "Das ist in der Tat die Entscheidung der Einrichtung selbst, wie sie das gestalten. Theoretisch dürfen die Leute das Heim verlassen. Von unserer Seite gibt es keine Einschränkung, dass sie es nicht machen dürfen. Ich kann die Ungeduld sehr gut nachvollziehen. Ich glaube, dass die Zeit, die seit der Durchführung der Impfungen ins Land gegangen ist, ausreichend Erfahrungen und Erkenntnisse bietet, um zu sagen: "Wir müssen vielleicht doch schneller lockern und den Zugang zu den Angehörigen ermöglichen"."
Überrascht über Haltung der Regierung
In Eupen und Raeren zeigt man sich überrascht über die Haltung der Regierung. Bislang sei in den Arbeitssitzungen noch nicht davon die Rede gewesen. Auf der Tagesordnung hätten nur Impf- und Teststrategien gestanden, nicht aber die Möglichkeit, dass die Bewohner die Zentren verlassen dürfen, sagt Patrick Laschet, Heimleiter des Marienheims: "Ich höre das zum ersten Mal, dass der Minister sagt: "Für mich kann das so sein". Wenn es auf die Tagesordnung kommt, werden wir sicher wieder mit vernünftigen Konzepten darauf reagieren. Natürlich ist es der Wunsch von uns allen, aber es müssen vernünftige Konzepte sein und die müssen gemeinsam abgesprochen werden."
So wie auch der aktuelle Lockerungsplan zwischen den Heimen und der Regierung auf Grundlage eines wissenschaftlichen Gutachtens abgesprochen worden sei. Dabei zogen die Wohn-und Pflegezentren vor, Schritt für Schritt vorzugehen - auch wenn Bewohner und Angehörige sich eine Rückkehr zur Normalität so schnell wie möglich wünschten, so Patrick Laschet: "Das ist verständlich. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass in Stufen zu gehen sicherer ist. Ich gehe lieber in zweiwöchentlichen Stufen und habe keinen Rückfall im Marienheim. Lieber langsam zum Ziel als schnell und dann wieder wie in Echternach ein paar Schritte zurückgehen müssen."
Ob schnellere und weiter gehende Lockerungen in den Wohn- und Pflegezentren erfolgen, soll laut Minister Antoniadis bei der nächsten Arbeitssitzung mit den Heimleitern an diesem Dienstag erörtert werden.
Michaela Brück