Es ist zu befürchten, dass immer mehr Menschen keine Lust mehr haben, sich in der Gemeindepolitik zu engagieren. Und das fängt schon damit an, dass es immer schwieriger wird, Menschen zu motivieren, doch mit auf einer Liste zu kandidieren. Siehe auch Büllingen, wo es 2018 nur eine Liste gab.
Allgemeines Misstrauen in die Politik
Jean-Benoît Pilet, ein Professor der Freien Universität Brüssel, untersucht das Thema schon länger. Er sieht drei Gründe, die dafür sorgen, dass Politik auf Gemeindeebene unattraktiv ist: Die Materie ist sehr komplex. Dann gibt es ein wachsendes Misstrauen der Bevölkerung in Bezug auf Politik. Oben drauf kommen noch die sogenannten "sozialen Medien", wo eher mit der Keule als mit dem Degen gestritten wird.
Das sind alles Faktoren, die" abtörnend" sind. Laut Professor Pilet wird es besonders in kleinen Gemeinden immer schwerer, Menschen zu finden, die sich das antun wollen.
Wie groß ist der Anteil der Corona-Pandemie?
In kleinen Gemeinden haben Bürgermeister und Schöffen schon einiges zu tun, weil sie sich nicht auf Dienste stützen können, die es in großen Städten gibt, wie zum Beispiel Architekten, Juristen oder Informatik-Abteilungen. In einer kleinen Gemeinde haben die Bürger auch schneller die Tendenz, zum Hörer zu greifen, um den Bürgermeister oder Schöffen anzurufen, wenn ihnen was nicht gefällt.
Wenn zum Beispiel bei einer Bestattung wegen der Corona-Maßnahmen nur 15 Menschen dabei sein dürfen, obwohl es 30 Enkelkinder gibt, dann versucht man bei den Gemeindeverantwortlichen noch etwas zu drehen, obwohl diese das nicht zulassen dürfen. "Nein" macht weniger Freude als "Ja" zu sagen. Da bekommen Gemeindeverantwortliche noch eine Zusatzladung Frust und Wut ab, die verdaut werden muss.
Und dann gibt es nicht so etwas wie einen Feierabend. Viele Menschen haben den Anspruch, dass Verantwortungsträger immer im Dienst sind. Nur: Wer möchte 24 Stunden am Tag erreichbar sein?
Allheilmittel nicht in Sicht
Eine Wunderlösung hat Professor Pilet auch nicht. Aber man müsse Wege finden, Menschen auf irgendeine Weise einzubeziehen. Der Bürgerrat der DG ist ja nur eine Möglichkeit unter vielen.
avenir/mz
Politikinteressierte gibt es genug in der DG. Aus dem Forum des BRF könnte man doch einige Kandidaten gewinnen . Herr Guido Scholzen möchte doch immer gerne dabei sein. Er würde mit Sicherheit auch das nötige Engagement mitbringen .
Interessanter Artikel.Fragen wir mal anders herum?Was wurde getan, damit die Menschen sich für Politik interessieren?Gar nichts!Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass politisches Engagement nicht gedankt wird.Als ich noch in CSP und Sp war, wurden mir jede Menge Steine in den Weg gelegt. Nachher habe ich frustriert aufgegeben, weil es einfach zwecklos war, sich zu engagieren.Und ich habe gemerkt, dass Akademiker bevorzugt werden.Seither bin ich sehr misstrauisch geworden bezüglich Politik und Politikern.Denen traue ich alles zu.Dieses Misstrauen kann nur durch mehr direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild abgebaut werden. Der Bürgerdialog ist die falsche Lösung für dieses Problem.
Im Vorfeld der kommenden Gemeinderatswahlen sollten die Kandidaten durch partei- und listeinterne Vorwahlen bestimmt werden, ähnlich wie in den USA, und nicht im stillen Kämmerlein.Eine transparente Prozedur schafft Vertrauen.