"Traduko" - das ist Esperanto, bedeutet "Übersetzen" und ist, wie der Name schon sagt, der neue soziale Übersetzerdienst der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Seit drei Wochen ist er da und wurde dringend gebraucht. Denn bisher lief in Ostbelgien alles über den frankophonen Übersetzerdienst SeTIS. Für den musste alles erst mal ins Französische 'vorübersetzt' werden. Mit Traduko ist das jetzt anders.
"Der Dienst wird von anderen Diensten in Anspruch genommen werden können", erklärt Véronique Wetzelaer vom Asylzentrum Eupen. "Sozialdienste, das Schulwesen, Dienste im medizinischen Bereich, aber auch Anwälte oder Behörden können bei Info-Integration einen Termin anfragen, sei es jetzt online oder vor Ort, um diesen Dienst in Anspruch zu nehmen."
Hinter Traduko verbergen sich aktuell drei Übersetzerinnen für die Sprachen Arabisch, Türkisch und Russisch. Das sind laut einer Umfrage zurzeit die meist gefragten Fremdsprachen bei den Integrationsdiensten. Die Dolmetscherinnen können einfach bei Info-Integration gebucht werden und stehen für telefonische Übersetzungen, aber auch vor Ort oder per Videokonferenz zur Verfügung.
Schutz von Kindern und Frauen
Dass Übersetzungen jetzt über einen zentralen Dienst laufen, sei ein wichtiger Schritt, so Véronique Wetzelaer. Denn bisher seien vor allem in Familien oftmals Kinder die unfreiwilligen Dolmetscher bei Arztbesuchen, in sozialen Einrichtungen wie dem ÖSHZ oder auch bei Therapeuten. "Das ist doch eine wesentliche Verbesserung", denkt Wetzelaer. "Es wird besser verstanden und übermittelt - und das ist vor allem im medizinischen Bereich sehr wichtig."
Außerdem schütze der Dienst auch das Wohl der Kinder, erklärt die Zentrumsleiterin. Denn das Übersetzen von Gesprächen bei der Traumatherapie sei wirklich nichts, womit Kinder konfrontiert werden sollten.
Laut Minister Antonios Antoniadis kann zudem noch eine Gruppe durch den Dienst besser geschützt werden. "Gerade bei dem Thema Frauenrechte kann man davon ausgehen, dass es einige Situationen gibt, wo man sich als Frau an Prisma wenden möchte, weil man häusliche Gewalt erlebt, aber das nicht machen kann, weil man die Sprache nicht beherrscht. Und dann verbleibt man vielleicht im Rahmen der häuslichen Gewalt zu Hause", so Antoniadis. "Da könnte der Übersetzerdienst eine sehr wertvolle Rolle spielen."
Starthilfe
Joanna Mathie von Info-Integration erklärt, dass sowohl die Dienste und Behörden als auch die Neuangekommenen vom direkten Austausch profitieren. Den klassischen Sprachkurs ersetze Traduko dabei natürlich nicht.
"Die Übersetzerin kommt eventuell für eine Stunde und danach müssen die Teilnehmer doch wieder alleine zurecht kommen. Es ist nur eine kleine Hilfe zusätzlich am Anfang bei sehr schwierigen und komplexen Themen", erklärt Mathie, zum Beispiel bei einem Anwaltsbesuch. "Das ist am Anfang nicht möglich, sich diesen Wortschatz anzueignen, in einer Fremdsprache schon erst recht nicht. Für viele ist das sogar eine Hürde in der eigenen Sprache. Ich denke, die Neuankommenden werden trotzdem sehr daran interessiert sein, die Sprache zu lernen, weil man ohne einfach nicht zurecht kommt."
Bisher läuft das Projekt in der Pilotphase. Im Laufe des Jahres wird dann über die Verlängerung entschieden. Alle Beteiligten sind aber sicher, dass Traduko ein fester Bestandteil der ostbelgischen Integrationsarbeit wird.
Weitere Informationen zum neuen Übersetzerdienst gibt es unter info-integration.be.
Sarah Dederichs