Es ist keine einfache Zeit für das St.-Josef-Krankenhaus. Lange Monate mit viel Arbeit liegen hinter den Mitarbeitern. Monate, in denen sich alle aufopfern mussten, miteinander, füreinander und vor allem: für die Patienten. "Ich habe auf der Covid-Station sehr viel Solidarität erfahren", berichtet Dr. Pascal Wolter, Leiter der Inneren Medizin. "Da sind Krankenschwestern, die aus verschiedenen Spezialisierungen kommen und die selber gesagt haben, dass sie das jetzt machen. Bei diesen Leuten kann ich mich nur recht herzlich bedanken."
Wenn man das Jahr Revue passieren lässt, dann muss man aber auch auf die blanken Zahlen und Fakten blicken. Den Verantwortlichen fällt der Rückblick dabei immer noch schwer. "Wir hatten die ersten Patienten auf unserer Covid-Station am 19. März", erinnert sich Dr. Karl Vermöhlen, der Leiter der Covid-Station. "Wir konnten und mussten dann auf unserer Covid-Station 73 Patienten aufnehmen. Von diesen 73 Patienten sind damals zehn verstorben - innerhalb von drei Wochen."
Was folgte, war ein recht entspannter Sommer, zumindest im Vergleich zu den vorherigen Wochen. Das St. Vither Krankenhaus nutzte die Zeit, um sich auf die zweite Welle vorzubereiten. Die zweite Welle traf die Klinik St. Josef trotzdem noch härter als die erste. Die bitteren Zahlen: 134 Patienten auf der Covid-Station und alleine 22 Tote in der Zeit, in der Dr. Karl Vermöhlen, die Station geleitet hat. Zwischenzeitlich musste er die Leitung krankheitsbedingt an Dr. Pascal Wolter übergeben.
Immerhin, im Moment sind die Betten der Covid-Station leer. Seit einer Woche gibt es keinen positiven neuen Fall im Krankenhaus. Noch wartet man in St. Vith aber auf die möglichen Neuansteckungen der Festtage.
Wichtig ist jedenfalls: Auch wenn gerade weniger los ist auf der Covid-Station, die Lage ist und bleibt gefährlich. "Es bedrückt mich sehr, wenn Menschen Corona leugnen", sagt Dr. Karl Vermöhlen. "Ich werde dieses Jahr 62 und hatte immer die Hoffnung, Mediziner zu sein, der sich nicht von Infektionskrankheiten besiegen lässt. Ich bin selber von dieser Infektionskrankheit auf das Kreuz gelegt worden und hatte Angst, dass sie mich besiegt. Deshalb kann ich nur zum Impfen aufrufen und diese Krankheit hochgradig ernst nehmen."
Es muss also geimpft werden und dazu rät Dr. Pascal Wolter auch ausdrücklich. "Medizin heißt immer, die Balance machen. Was sind die Vor- und Nachteile? Bei der Impfung ist der Vorteil bei einer Effizienz von 95 Prozent sehr groß, so dass ich da sehr wenig Zweifel habe, dass wir die Impfkampagne so schnell wie möglich durchbringen sollten." Damit das in allen Bereichen so flächendeckend wie möglich funktioniert, möchten die Ärzte in St. Vith unter anderem die Mitarbeiter des Krankenhauses persönlich informieren und sie dazu bewegen, sich impfen zu lassen.
Das Jahr 2020 wird man im St. Josef Krankenhaus niemals vergessen. Es war ein schwieriges Jahr für alle Beteiligten. Wir alle können dafür sorgen, dass das Jahr 2021 für den Gesundheitssektor zumindest etwas ruhiger verläuft.
Robin Emonts