In der Deutschsprachigen Gemeinschaft sind in den letzten sieben Tagen etwas mehr als 90 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Hochgerechnet auf 100.000 Menschen ergibt das eine Inzidenz von 120.
Für Norbert Heukemes, Generalsekretär des Ministeriums der DG, immer noch eine angespannte Situation. "Es ist schon so, dass die Zahlen zwar im Vergleich zu dem, was wir Ende Oktober und im November gekannt haben, stark zurückgegangen sind. Die sind dann auf einem gewissen Plateau angekommen und nicht mehr weiter gesunken, sondern es ist sehr schwankend, manchmal doch mit großen Steigerungen."
Gelegentlich sind gewisse Infektionsherde mit solchen Steigerungen verbunden, wie jetzt beispielsweise das Marienheim Raeren. Doch die dort erfassten Fälle sind noch nicht komplett in die aktuellen Statistiken aufgenommen. "Es stimmt, dass es verschiedene Cluster gibt, oder verschiedene Orte, wo dann das Infektionsgeschehen verstärkt ausgebrochen ist, das erleben wir zurzeit in einem Altersheim."
"Aber wenn ich Ihnen zum Beispiel die Zahl 120 nenne als Inzidenz heute, während der letzten sieben Tage, dann sind die Zahlen von diesem Cluster da nur teilweise drin enthalten, weil noch nicht alle Ergebnisse in die Datenbanken eingepflegt worden sind."
Zu viele Kontakte
Es ist also davon auszugehen, dass die Inzidenz der neun deutschsprachigen Gemeinden in den nächsten Tagen noch steigen wird. Tendenziell unterschätzen also die Statistiken die aktuelle Situation.
Alleine auf eben jene Infektionsherde lässt sich das Infektionsgeschehen in der DG jedoch nicht zurückführen. "Es ist trotzdem weiterhin so, dass neben diesen Herden auch durchgängig in der Bevölkerung und verteilt auf die Gemeinden weiterhin das Infektionsgeschehen zu hoch ist. Es ist so, dass höchstwahrscheinlich noch zu viele Kontakte zwischen den Menschen stattfinden, die dazu führen, dass eben dieses Infektionsgeschehen nicht weiter absinkt, beziehungsweise dass es dann stellenweise auch noch weiter steigt."
Norbert Heukemes hofft auf eine strikte Einhaltung der Regeln während der Feiertage. Er erinnert an die bereits gemachten Erfahrungen der letzten Monate. Für ihn sollten diese ausreichen, um jetzt die richtigen Schlüsse zu ziehen. "Wir haben die Situation in der Tat gekannt, wo wir nicht mehr die Kontrolle hatten über dieses Virus und über das Infektionsgeschehen."
"Wir haben die Situation gekannt, wo unsere Krankenhäuser einfach an der Grenze und über der Grenze ihrer Möglichkeiten belastet waren. Wir haben die Situation gekannt, wo wir Intensivpatienten in andere Krankenhäuser haben verlegen müssen. Und wenn wir das vermeiden wollen, dann gilt es ganz einfach, sich so strikt wie möglich an diese wirklich sehr harten Ausgangs- oder Kontaktbeschränkungen zu halten."
Auch das Tracing-Center kam während Teilen der zweiten Welle seinen Aufgaben nicht mehr nach. Norbert Heukemes betont, dass die Tracing-Zentrale nun auf einen möglichen Anstieg besser vorbereitet sei. "Wir sind für den Fall gerüstet, dass jetzt kurzfristig oder in den nächsten Wochen die Fälle wieder nach den Feiertagen stark steigen würden. Wir sind besser gerüstet, als wir das Ende September waren. Und wir können doch davon ausgehen, dass wir auch stärkere Infektionszahlen verkraften würden in der Tracing-Zentrale."
Appell an alle Bürger
Inwiefern andere wichtige Akteure einen erneuten Anstieg verkraften würden und könnten, bleibt ungewiss. Aus den Krankenhäusern und Pflegeheimen wurde regelmäßig auf die Einhaltung der Regeln gepocht, gerade zur Weihnachtszeit wird zur Vorsicht gemahnt.
Norbert Heukemes schließt sich diesem Appell an. "Jeder Kontakt ist eigentlich ein Kontakt zu viel. Das klingt sehr hart, das mag auch sehr hart sein am Ende eines Jahres, kurz vor den Weihnachtsfeierlichkeiten, kurz vor den Silvesterfeiern. "
"Aber ich denke, wir müssen diese Feiern in diesem Jahr ganz einfach in Klammern setzen. Wir müssen akzeptieren, dass wir sie nicht so begehen können, wie wir das gewohnt sind. Wir müssen versuchen, eine andere Qualität in diese Feiern reinzubringen."
Die Qualität der diesjährigen Weihnachts- und Silvesterfeiern wird nicht im Gemeinsamen liegen. Vielleicht sorgt aber genau diese Anstrengung dafür, dass es das Gemeinsame ist, was zukünftige Feiern wieder ausmachen wird.
Andreas Lejeune
Klare und unmissverständliche Worte, die man sich in der Form in den vergangenen Wochen auch von den politischen Amtsträgern in der DG gewünscht hätte.