Zufällig ist nichts. Das gilt auch für den Tourismus und das Projekt Rando-M. Drei Partner haben sich zusammengetan, um ihre jeweiligen Stärken noch besser ausspielen zu können und von den jeweiligen Erfahrungen zu profitieren, erklärt Sandra De Taeye, Direktorin der TAO: "In diesem Projekt sind wir, die Tourismusagentur Ostbelgien, federführend fürs Management, für die ganze Abwicklung. Die Provinz Lüttich und die Kollegen von der Eifel Tourismus GmbH haben sich diesmal sehr stark auf das Rad-Thema fokussiert. Wobei wir nach dem Erfolg der Vennbahn-Route gesagt haben: Wir brauchen noch ein gleichwertiges Produkt zum Thema "Wandern". So wie die deutschen Kollegen schon den Eifelsteig haben. Deshalb haben wir uns ganz klar für das Thema "Wandern" entschieden."
Und zwar für anspruchsvolles "Wandern". Jef Schuwer arbeitet innerhalb der Tourismusagentur Ostbelgien an diesem Thema: "Es geht nicht um einen Spaziergang. Hier geht es eher um "Reisen zu Fuß". Da gehört eine gewisse Qualität dazu - die Anbindung zum Eifelsteig ist ja nicht nur geographisch, sondern soll sich auch in der Qualität ausdrücken." Dabei unterscheidet Jef Schuwer gleich mehrere Qualitätsachsen: "Zum Beispiel vom Bodentyp her: Ist es angenehm zu wandern? Gibt es eine lückenlose Beschilderung? Eine zweite Achse ist das Drumherum: Stimmt die Dienstleistung? Lässt sich gut essen und trinken? Lässt sich entlang der Wege übernachten? Gibt es Gepäcktransporte und so weiter? Und eine dritte wichtige Achse ist: Was erzählen die Leute, wenn sie nach Hause kommen? Hier geht es also um die thematische Gestaltung."
Zusammengefasst geht es also um ein Erlebnis. In etwa das Gleiche arbeitet Wolfgang Reh von der Eifel Tourismus GmbH in Prüm derzeit für die Projektachse "Rad" aus: "Wir wollen auch mehr Übernachtungsgäste auf den Radwegen begrüßen und das gelingt uns, indem wir unsere Radwege zu übernachtungswirksamen Radrouten verbinden. Wir führen, wenn Sie so wollen quer durch die Eifel runter zur Mosel. So sind fünf Routen entstanden in unserer Vorplanung zum Projekt."
Auf den Wirkungskreis der Euregio Maas-Rhein übertragen heißt das: buchbare Pauschalen von Roermond im Norden bis nach Luxemburg. Neben der Routenführung kommt es dabei auch auf die Zusammenarbeit mit den touristischen Betrieben entlang der Strecke an, so Wolfgang Reh: "Die Radfahrer erwarten schon ein nahrhaftes Frühstück oder auch mal ein schönes Abendessen. Aber vor allem das Gefühl, dass die Räder gut untergebracht sind, dass man für schlechtes Wetter einen Trockenraum hat, wo die Radtrikots trocknen können. Oder wo sie auch nur mal eine Nacht bleiben. Das ist das, was am Markt gefragt wird."
Wahrnehmung verstärken
Attraktive Routen, das Drumherum mit Unterbringung und Versorgung muss stimmen. Wie beim Wandern gilt es für Wolfgang Reh und die Projektpartner aber in gewisser Weise auch, die Wahrnehmung zu verstärken: "Da heißt die bestehende Radwegebeschilderung gar nicht in Frage stellen, aber zumindest mal überlegen: Können wir den Radfahrer in Form einer Symbolik, die wir als Bodenmarkierung auf der Strecke anbringen, leiten und an entsprechenden Punkten Informationen mitgeben, ob auf Infotafeln oder Rastplätzen, die zusätzlich aufgewertet werden."
Bei der Tourismusagentur Ostbelgien arbeitet Jef Schuwer auch daran, sogenannte "Produktgeschichten" zu entwickeln, um die Region zu vermarkten: "Wir haben die Chance, durch so ein Produkt Leute in der Region zu haben, die fünf bis sechs Tage hier verbringen - vielleicht nicht am Stück, aber sie kommen wieder. So können sie die Region in der Tiefe kennenlernen. Wir bieten den Touristen ja eine sehr interessante Geschichte, nur ist sie eben etwas komplexer." Mithilfe von Lebensgeschichten vielleicht gar nicht mal so bekannter Personen, mit Legenden oder Anekdoten lässt sich das anschaulich machen - im wahrsten Sinne des Wortes: "Das Ganze wird auch illustriert von dem aus Eupen stammenden Boris Servais. Das werden wir sowohl online als auch in Buchform darstellen, um die Leute bei der Wanderung zu begleiten."
Natürlich denken die Tourismusagentur Ostbelgien, die Eifel Tourismus GmbH und die Fédération du Tourisme der Provinz Lüttich bei diesem Projekt in erster Linie an Übernachtungsgäste von außerhalb. Die Reisebeschränkungen wegen Corona haben Sandra De Taeye und ihren Mitarbeitern aber auch gezeigt, wie wichtig das sogenannte Innenmarketing ist:"Wir haben Produkte, die gerne von Gästen genutzt werden. In diesem Jahr hat sich auch nochmal besonders gezeigt, wie wichtig es ist, sich in der eigenen Region wohlzufühlen. Da schaffen wir sehr interessante Strukturen, ob Wanderwege, Radwege, die gerne genutzt werden. Und es ist immer noch so, dass viele Ostbelgier ihre Region entdecken und vielleicht auch ein Stück weit dank unserer Arbeit in Ecken geführt werden, die sie eigentlich noch gar nicht so kannten."
Das gilt ganz sicher innerhalb der Euregio: "Und da sind wir grenzübergreifend hervorragend anschlussfähig und freuen uns, dass die Kollegen auf der Lütticher Seite gleichermaßen in den Arbeiten drinstecken, auch ihre Routen filtern und grenzübergreifend die Anschlüsse suchen. Ich denke, das grenzüberschreitende Radfahren wird sehr attraktiv, wenn wir am Ende des Projekts angekommen sind," findet Wolfgang Reh.
Das grenzüberschreitende Radfahren und Wandern - so wie es sich die Partner beim Interreg-Projekt Rando-M vorgenommen haben: "Hier ist es wirklich so, dass wir von den Erfahrungswerten der deutschen Kollegen profitieren können. Denn wir suchen einen Leit-Wanderweg, der in Anbindung an den Eifelsteig ist, somit das Angebot vergrößert im Eifel-Ardennen-Raum und insofern vielleicht auch mehr Übernachtungen bringen wird. Aber auch für Ostbelgien einen identitätsschaffenden neuen Wanderweg, der die gesamte Region miteinander verbindet," sagt Sandra De Taeye.
Stephan Pesch