Der Tag der deutschen Sprache will frankophone Bürger dafür sensibilisieren, dass in Ostbelgien Deutsch gesprochen wird und ihnen aufzeigen, welche Möglichkeiten diese Sprache auch öffnet.
Und das ist scheinbar nötig - Denn für Prof. Manfred Peters, den Vorstandsvorsitzenden des Verbandes zur Förderung der deutschen Sprache in der Wallonie, wäre es blauäugig zu glauben, dass mittlerweile alle Menschen in Belgien wissen, dass in Ostbelgien Deutsch gesprochen wird. "Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger weiß das nicht oder sie sind sich zumindest dessen nicht bewusst", so Peters. "Wenn man sagt, die Wallonie ist zweisprachig, dann denken die meisten an Französisch und Niederländisch oder Französisch und Englisch. Aber kaum jemand weiß, dass Deutsch tatsächlich auch offizielle Sprache der Wallonischen Region ist".
Neben der Sensibilisierung der Bevölkerung geht es dem Verband aber auch um ein anderes Ziel: "Zweitens wollen wir, dass die Wallonische Region sich zu dieser Zweisprachigkeit bekennt." Das habe man jetzt endlich mit sehr viel Mühe erreicht, schildert Peters den Einsatz seines Verbandes. "Dies ist wirklich das erste Mal, dass das offiziell anerkannt ist. Der Ministerpräsident hat sich persönlich engagiert in dieser Sache."
In krassem Widerspruch dazu steht die Entscheidung der Gemeinde Malmedy, die zu Beginn des Schuljahres den Deutschunterricht im Kindergarten und in den ersten beiden Primarschuljahren abgeschafft hat. Aus Sicht von Peters ist so eine Entscheidung total unverständlich, noch dazu zu einer Zeit, in der die Wallonische Region die Zweisprachigkeit anerkennt, so der Linguist. Deshalb habe man auch gleich an den Bürgermeister von Malmedy geschrieben "um zu sagen, so kann das nicht weitergehen. Die Stadt Malmedy muss eine andere Haltung einnehmen gegenüber der Nachbarsprache."
Im Rahmen des diesjährigen Tages der deutschen Sprache in der Wallonie waren ursprünglich 15 verschiedene Aktionen in den Schulen, Unis und Verwaltungen vorgesehen. So sollte es einen großen Empfang am Sitz des wallonischen Ministerpräsidenten geben. Wegen der Corona-Epidemie musste auch der Verband umplanen. Den Empfang wird es daher nicht geben können. Die einzelnen Aktionen werden über das gesamte Schuljahr verteilt.
Nicht nur frankophone Schulen beteiligen sich an dem Aktionstag, sondern auch Schulen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, zum Beispiel das RSI in Eupen oder auch die Gemeindegrundschule in Deidenberg.
"Das finden wir toll, dass auch deutschsprachige Schulen mitmachen", freut sich Prof. Peters, "das ist ja auch eine moralische Unterstützung für die frankophonen Schüler". Es sei sehr wichtig, dass man auf beiden Seiten der Sprachengrenze sehe, dass ein nachbarschaftliches Verhältnis möglich ist."
Übrigens: Ein Großteil der Aktionen wird in Zusammenarbeit mit dem Creativbureau Eupen gemacht, darauf legt Prof. Peters ausdrücklich Wert. Denn dadurch fließt ein Teil der 20.000 Euro, die für den Aktionstag zur Verfügung stehen, wieder zurück nach Eupen.
lo/sh