Die Mittagsruhe am Haupteingang des Krankenhauses täuscht. In der Klinik St. Josef ist jede Menge los. Direktorin Ingrid Mertes beschreibt die Situation als extrem dynamisch: "Die Anzahl Aufnahmen steigt. Bei den Hausärzten ist extrem viel Arbeit, im Labor fallen viele Testungen an. Der Proporz positiv Getesteter steigt immer noch."
Hinzu kommt, dass auch immer mehr Mitarbeiter sich im privaten Umfeld anstecken und erkranken. Das wirkt sich einmal mehr auf die ohnehin schon dünne Personaldecke aus: "Wir sprechen seit Jahren über Mangel an Pflegekräften. Das wird nicht besser, wenn in der Bevölkerung viele krank sind. Das heißt, die Arbeit steigt. Und es werden ja auch Mitarbeiter krank. Das heißt, so ein Mangel, der besteht, verschärft sich noch ganz deutlich."
Nicht nur bei den Pflegekräften und dem medizinischen Personal. Auch Empfang, Verwaltung, Labor- und Reinigungskräfte spüren die Anspannung. Besonders hoch ist der Arbeitsdruck auf der Isolierstation. Zwölf Betten stehen dort zur Verfügung.
Wegen der steigenden Infektionszahlen wird die Station erweitert, so Ingrid Mertes: "Dieser Bereich zieht auf eine größere geographische Einheit, auf die chirurgische Station. Dort können wir auf maximal 32 Betten ausbauen. Das hat natürlich auch Einfluss auf die Aktivität im OP, auf die Möglichkeiten der Hospitalisierung. Im Moment sind wir dem Zustrom gewappnet. Es hängt jetzt davon ab, wie sich die Lage entwickelt."
Gewappnet sieht sich die Klinik St. Josef damit, wenn die Phase 2a des föderalen Notfallplans für die Krankenhäuser ausgerufen werde. Zusätzliche Kapazitäten erfordern aber auch zusätzliche Schichten. Das erfordert erneut Bereitschaft und Flexibilität des Personals.
"Als die erste Welle vorbei war, waren viele Sachen verschoben worden. Man hat nicht dringende Sachen später nachholen müssen. Viele Mitarbeiter haben ihren Urlaub noch nicht genommen. Es sind jetzt auch Leute in Urlaub, die brauchen diese Erholungsphase. Und dann kommt die zweite Welle. Du hast dich weder körperlich noch mental von der ersten richtig erholen können und schon schwappt die zweite auf uns zu, sagt die Direktorin.
Vereinbarte Termine wahrnehmen
Um den Arbeitsdruck zu bewältigen, plant das Krankenhaus, nicht dringend notwendige Untersuchungen und Eingriffe zu verschieben. Betroffene werden laut Ingrid Mertes über einen möglichen Ausfall persönlich kontaktiert: "Der Patient, der einen Termin hat und den man nicht kontaktiert hat, der muss diesen Termin wahrnehmen."
"Das ist für uns extrem wichtig. Dass Leute nicht sagen 'Ich bleibe zu Hause, da ist jetzt viel los, dann entlaste ich die'. Genau im Gegenteil. Wir haben Wartesäle so programmiert, dass es keine Überfüllung gibt, keine Überforderung. Wir sind wirklich dankbar für jeden, der pünktlich kommt, damit diese Patientenflüsse laufen."
Ausdrücklich begrüßt die Klinik St. Josef die Entscheidung der Gesundheitsminister, die Corona-Tests einzuschränken. Menschen, die keine Symptome zeigen, sollen nicht mehr zwingend getestet werden. Damit würden Testkapazitäten frei für diejenigen, die sie dringend brauchen: Gesundheitspersonal und Patienten.
Michaela Brück