Viele große Fragen beschäftigen die Menschen in diesen Zeiten. Eine der vielen Fragen hat mit den Testzentren zu tun. So scheinen sie doch alle überfordert zu sein. Immer mehr Menschen rufen an, haben am Telefon unzählige Fragen und wollen sich testen lassen. Und die Koordination zwischen Testprobe und den Laboren gilt es dabei auch, so schnell wie möglich zu managen.
Doch die Überforderung ist dem Gesundheitsminister der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Antonios Antoniadis, zufolge nicht nur in Ostbelgien zu spüren. "Im CHR in Lüttich ist sogar das ganze Drive-in zusammengebrochen vor einigen Wochen. Es ist jetzt in den letzten Tagen sogar eingestellt worden in der Provinz Lüttich. In Ostbelgien finden diese Tests noch statt. Sie werden organisiert von den beiden Krankenhäusern. Es gibt aber auch niedergelassene Ärzte, die mit privaten Laboren arbeiten. Auch dort wird getestet."
Und dort macht sich auch der Wunsch nach politischer Unterstützung breit. Man habe bereits insofern für Unterstützung gesorgt, so der Minister, als dass man den beiden Krankenhäusern der DG zusätzliche finanzielle Mittel für die Koordinierung der Tests zur Verfügung gestellt habe, "damit sie die Eintragungen machen können für die Tests, die im Ausland stattfinden", erklärt Antoniadis.
"Denn die Deutschsprachige Gemeinschaft hat in der ersten Phase der Epidemie selbst Tests gekauft und die Laboranalysen in Deutschland machen lassen. Das werden wir jetzt wieder machen. Aber das ist nur möglich, wenn die Eintragung passiert von den Krankenhäusern. Ansonsten können die Leute nicht getraced werden. Und Menschen, die nicht getraced werden, können potenziell andere Menschen anstecken."
Kooperation
Doch wie sieht es mit einer etwaigen Kooperation der Krankenhäuser mit den privaten Testzentren aus? Keine schlechte Idee, sagt der Minister, aber dafür ist die Deutschsprachige Gemeinschaft so nicht zuständig.
"Der Föderalstaat hat bisher eher begrenzt einen Einfluss auf diese Dinge genommen. Er ist ja die eigentliche zuständige Instanz. Wenn wir sagen, wir kaufen selbst Tests oder Laboranalysen, dann heißt das, dass wir etwas anders machen, einen anderen Weg gehen als der Rest des Landes. Ich habe das auch vielfach angemahnt und gesagt, die Zusammenarbeit mit privaten Labors im Inland, aber auch im Ausland, ist möglich. Das möchte man nicht. Das ist nicht erwünscht."
Positivitätsrate
Die Infektionszahlen steigen, aber es werden ja auch mehr Tests gemacht, das hört man immer wieder. Doch es sei auch bei der Positivitätsrate ein Anstieg zu verzeichnen, so Antoniadis weiter. In Ostbelgien liegt besagte Positivitätsrate bei 14 Prozent. "Das heißt von allen Tests, die gemacht werden, pro Woche, sind 14 Prozent positiv."
"In St. Vith in der Klinik haben wir letzte Woche sogar eine Positivitätsrate um die 21,89 Prozent gehabt. Das ist ein erheblich hoher Wert. Und je höher der Wert ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es eine Dunkelziffer gibt."
Beunruhigende Erkenntnisse, so der Minister. Umso wichtiger sei es, dass immunschwache, chronisch kranke und ältere Menschen, die zur Risikogruppe gehören, geschützt würden. "Sie können daran sterben. Für sie ist das gefährlich. Für die jüngeren eher nicht. Das ist klar. Aber wir müssen diese besonders gefährdeten Zielgruppen schützen."
Nicht ohne Grund spricht Antoniadis das Stichwort der jüngeren Menschen, die regelmäßig Ursache neuer Infektionswellen sind. "Wir haben den höchsten Wert in ganz Belgien erreicht. Das heißt, ein Mensch könnte 1,8 weitere Menschen infizieren. Und wenn man sich die aktuellen Hochburgen mal ansieht, dann sind das die Gemeinden, wo auch Kirmesfeiern stattgefunden haben oder wo Halli Galli in der Fußballkantine betrieben wurde bis vier Uhr morgens. Das sind die Gemeinden, wo sich erstmal eigentlich sehr viele junge Menschen infiziert haben."
"Jetzt kommt es darauf an, dass diese jungen Menschen zu Hause bleiben, in Quarantäne gehen, sich auch testen lassen, bzw. ihr Umfeld testen lassen, denn das Virus darf jetzt nicht überspringen auf die deutlich älteren Menschen und die chronisch Kranken."
Besuche im Heim weiterhin erlaubt
Eben aus dem Grund sollen nun auch die Bewohner von Wohn- und Pflegeheimen außerhalb ihrer Einrichtung nicht mehr aktiv werden - um geschützt zu bleiben. Medizinische Untersuchungen außerhalb der Pflegeeinrichtung bleiben erlaubt, doch ansonsten heißt es wohl eher: innen bleiben.
"Theoretisch ist der Spaziergang um den Block erlaubt. Schwierig wird es mit privaten Feiern, Café-Besuch und auch der Frisör außerhalb des Wohn-und Pflegezentrums. Es ist aber weiterhin natürlich möglich, dass der Frisör in das Heim reinkommt", erklärt Antoniadis. "Besuche im Heim sind aber weiterhin gestattet - mit Mundschutz und Abstandsregeln. Dort können die Bewohner also ihre Besucher und Verwandten treffen. Und dort ist das Infektionsrisiko an sich sehr gering."
Julia Slot