An die gleiche Adresse gab es aktuelle Fragen von Colin Kraft (CSP) und Charles Servaty (SP) - beide distanzierten sich aber ausdrücklich vom Inhalt der Vivant-Interpellation.
Seine Fraktion lehne den "Maskenzwang", wie Alain Mertes es nannte, kategorisch ab - obwohl sie die Entscheidung, an fünf Wochentagen zu unterrichten, sehr begrüße.
Allerdings würden die Meinungen der Wissenschaftler und Experten zu Notwendigkeit und Funktionalität einer Mundschutzmaske weit auseinander gehen, argumentierte der Vivant-Politiker.
Jedenfalls sei von den Sekundarschülern und Lehrern "nicht zu erwarten", dass sie die Masken so handhaben, wie es beispielsweise vom deutschen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte empfohlen werde. So könne der vermeintliche Nutzen ins Gegenteil umschlagen.
Mit seiner Stellungnahme stand Mertes im Ausschuss aber alleine da. Minister Harald Mollers und die Ausschussvertreter der anderen Fraktionen erklärten, dass sich wohl niemand die Masken im Unterricht wünsche. Wenn damit aber ein Ganztagesunterricht gewährleistet werden könne, sei diese Vorsichtsmaßnahme zu rechtfertigen.
Sowohl Colin Kraft (CSP) als auch Andreas Jerusalem (Ecolo) zogen demonstrativ ihre Masken auf, um ihren Standpunkt zu vertreten. Beide sind Lehrer und unterrichten selbst.
Andreas Jerusalem beschrieb die Masken als "lästig" und die Unterrichtsqualität leide darunter, aber deutlich weniger als beim Homeschooling, wie wir es im Frühjahr kannten.
Colin Kraft meinte, das Tragen der Maske sei ein "kleiner Preis", wenn so verhindert werden könne, dass die Schulen wieder schließen.
Vorsorgeprinzip statt "Glaubensfrage"
Charles Servaty erklärte, für seine SP-Fraktion gelte mehr denn je das Prinzip der Vorsicht und der Ausgewogenheit, er betrachte das Thema nicht als eine "Glaubensfrage".
José Grommes (ProDG) nahm aus dem Fußball das Beispiel von der "kontrollierten Offensive", um das Vorgehen zum Schulstart zu beschreiben.
Und die Ausschussvorsitzende Liesa Scholzen (ProDG) konnte aus eigener Erfahrung von der Schutzfunktion der Masken berichten und davon, "dass sie nicht krank machen".
300.000 Masken an Schulen geliefert
Harald Mollers unterstrich, dass die Maskenpflicht eine Voraussetzung dafür war, dass die Sekundarschulen überhaupt in dieser Form wieder starten konnten. Es gehe darum, die Schüler und Lehrer und ihre Angehörigen zu schützen, aber auch die gesamte Bevölkerung. Das sei auch eine Frage der Solidarität und der Verantwortung.
Er habe noch keine Rückmeldung erhalten, wonach das Tragen der Maske den Schülern und Lehrern gesundheitliche Probleme bereitet habe.
Die Regierung habe zu Beginn des Schuljahres alle Schulen mit insgesamt 300.000 chirurgischen Masken beliefert - und Nachschub sei kein Problem.
Stephan Pesch