Tobias Boffenraths Hof liegt abgelegen in Eynatten, schon fast an der Grenze zu Walhorn. Seit mittlerweile vier Jahren macht er hier Käse. Die Idee dazu kam dem Landwirt im Urlaub. "Ich bin mit meiner Frau an der Mosel gewesen und dort haben wir einen Winzer kennengelernt, der mit voller Leidenschaft vom Weinberg bis zur Flasche bei seinem Produkt war. Und ich habe mir überlegt, das hätte ich auch gerne mit meiner Milch", erinnert sich Boffenrath.
"Zu Hause angekommen habe ich mich natürlich erst mal im Internet ein bisschen mit der ganzen Geschichte auseinandergesetzt und geschaut, wie macht man überhaupt Käse. Ein paar Versuche sind dann in die Hose gegangen", erzählt er. "Dann habe ich mir einen Käser gesucht und bin zu ihm gefahren und hab mir die ganze Produktion angucken dürfen." Und so sei er schließlich ans "Käsen" gekommen.
Tobias Boffenrath ist glücklich, mittlerweile sein eigenes Produkt zu haben. Als reiner Milchbauer habe man sonst keine Ahnung, was mit der eigenen Milch geschieht. Ein Tanker kommt sie abholen und ab dann ist ihr weiterer Weg Sache der Industrie.
Selbst wenn aus der Milch Käse wird, führt der Weg dorthin vermutlich über Landesgrenzen, Zwischenhändler und Großproduzenten. Im Kühlregal angelangt weiß dann niemand mehr, wo der Käse und dessen Milch überhaupt herkommt.
Tobias Boffenrath möchte mit seinem Käse das genaue Gegenteil, nämlich absolute Transparenz. "Die Leute, die den Käse bei mir kaufen, die kommen erst mal auf den Hof. Das ist ein transparenter Hof, also wir haben hier nichts abgeschlossen. Die Leute können einen Blick auf alles werfen. Sie sehen die Kühe, von denen die Milch kommt und die im Moment natürlich auch weiden." So wissen die Leute genau, woher der Käse kommt. "Vom Stall bis zur Käserei sind es 50 Meter. Ich denke, das ist eine ganz nachhaltige Produktion und das ist den Leuten sehr wichtig."
Aktuell kann die Kundschaft den Käse bequem am Selbstbedienungskühlschrank auf dem Hof abholen. Das hat für Tobias Boffenrath gleich zwei Vorteile: Zum einen meiden alle dadurch unnötigen physischen Kontakt und zum anderen muss der Käser die Produktion für den Verkauf nicht unterbrechen. Auch wenn Corona vorbei ist, möchte er dieses Konzept beibehalten.
Käsemuseum
Nichtsdestotrotz hat er für den alten Hofladen auch schon eine neue Idee. "Im Hofladen ist die Idee auf jeden Fall schon mal, ein kleines Käsemuseum zu machen, in dem auf Schildern erklärt wird, was die Region mit Käse zu tun hat, wie der Herver Käse." Früher haben alle Landwirte hier in der Region Käse gemacht. Neben dem Geschichtlichen soll aber auch die Produktion erklärt werden. "Auch Formen und so ein paar Sachen zum Anfassen, die mit Käserei zu tun haben, soll es geben."
Dem Jungkäser ist es wichtig, den Menschen den traditionellen Hintergrund der regionalen Käseherstellung näher zu bringen. Dabei träumt er davon, einmal in ganz große Fußstapfen treten zu dürfen: "Der Herver Käse hat ja eine sehr große Tradition. Das ist der einzige belgische Käse mit einer geschützten Herkunftsbezeichnung. Und diese Bezeichnung ist eigentlich eine noch größere Auszeichnung als der Stern für den Koch. Es ist eigentlich unmöglich, daran zu kommen."
Der Herver Käse sterbe aber so langsam aus. "Mit dem Göhltaler ist natürlich die Idee, in diese Richtung zu gehen, und einen Käse zu produzieren, mit dem sich die Leute hier identifizieren können."
Ein Käse direkt aus der Region das hat in Ostbelgien lange Tradition. Durch junge Käser wie Tobias Boffenrath bleibt diese weiterhin erhalten.
Sarah Dederichs