Das Elektrohäuschen wurde in den 30er Jahren gebaut und ist seit ungefähr 20 Jahren außer Betrieb. Die Idee, den verlassenen Turm zu einer Ferienwohnung umzubauen, kam vom Schwiegervater, erzählt Murielle Gielen. "Mein Mann Guy Zinnen ist Künstler und er hat sich immer auch für Gebäuderenovierungen interessiert. Sein Vater kannte den verlassenen Turm und hat ihm den Tipp gegeben."
Der Vater starb, und ihm hat Guy Zinnen das Projekt dann gewidmet. Er verhandelte mit der Gemeinde, um das Türmchen zu kaufen. Bis alle nötigen Genehmigungen eingeholt waren, dauerte es insgesamt zwei Jahre. Dann konnten die Arbeiten losgehen. Der Turm war innen komplett leer, nur die vier Außenmauern und das Dach waren übrig.
Das größte Problem: der Platz. "Der Turm misst nur 2,50 x 2,50 Meter. Und dahin mussten dann eine Küche, ein Badezimmer und ein Wohn- und Schlafzimmer. Mein Mann hat tagelang überlegt und gezeichnet, wie auf so wenig Platz alles Nötige unterzubekommen ist. Und das ist dann daraus geworden", sagt Murielle Gielen.
Und tatsächlich passt mehr in das Türmchen, als man denkt. Unten ein kleiner Empfangsbereich, auf der ersten Etage eine Küche mit Herd, Ofen und Kühlschrank. Es gibt einen kleinen ausziehbaren Tisch für zwei Personen. Falls Gäste kommen sollten: Auf die Terrasse passt ein Tisch für vier.
Dann geht es auf die zweite Etage - dort ist das Badezimmer mit Toilette, Waschbecken und Dusche. "Ganz witzig", sagt Murielle Gielen: "In der Dusche gibt es Guckloch nach außen auf das Kreuz von Charneux."
Und ganz oben dann das Wohn-Schlafzimmer. "Mit Falltüre, um den Treppenzugang zu verschließen. Aus Sicherheitsgründen - und um mehr Platz zu haben." Einmal oben angekommen, bietet sich dem Gast ein 360-Grad-Rundumblick auf das Herver Land. Und der kann sich wirklich sehen lassen.
Das Dach wurde, inklusive Rundum-Fenster, am Boden komplett neu gebaut und per Kran auf den Turm gesetzt. "Und damit das Licht auch bis unten fließen kann, ist der Boden von oben bis unten in der Mitte verglast - ein Lichtbrunnen", nennt ihn Murielle Gielen.
Nicht nur das Licht, auch die Dekoration ist besonders. Kleine Details erinnern an die Vergangenheit des Türmchens, zum Beispiel "Achtung Todesgefahr"-Schilder oder ein Kleiderständer mit elektrischen Spulen. Die Flure zieren Kunstwerke, denn eine Idee für den Umbau war auch, ein Künstleratelier aus dem Türmchen zu machen. Inspiration bietet diese Aussicht auf jeden Fall.
Und wenn noch mehr Inspiration gewünscht ist: Die Abtei Val-Dieu liegt nur einen Spaziergang von dem umgebauten Elektrotürmchen entfernt.
Katrin Margraff